APPEARANCE OF NOTHING - In Times Of Darkness

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VÖ: 22.03.2019
Bandinfo: Appearance Of Nothing
Genre: Progressive Metal
Label: Escape Music
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Lineup  |  Trackliste

Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit, doch manchmal vergehen selbst fünf Jahre wie im Fluge. So geschehen bei APPEARANCE OF NOTHING, denn plötzlich lag "In Times Of Darkness" in unserem Promo-Depot und mir kam es so vor, als würde der letzte Release der sympathischen Schweizer gar nicht mal so lange zurückliegen. Im Lineup gab es leider eine gravierende Veränderung, denn Pat Gerber (einer der beiden Leadsänger) ist nicht länger Teil der Band, doch ich war ohne Frage zuversichtlich, dass Mr. Cuna das Ganze auch allein auf seinen Schultern tragen kann. Zumal wir gleich vier tolle Gastauftritte bestaunen dürfen, die gar nicht mal so kurz zum Zuge kommen auf dem neuen Album. Doch dazu mehr im Verlauf des Reviews! Thematisch beschäftigt sich "In Times Of Darkness" mit düsteren Themen, was allein der Titel und das grandiose Artwork durchaus schon mehr als nur anteasen. 

Ohne großes Trara schmettert uns der wuchtige Opener "Inside These Walls" entgegen, der mit seiner Härte unnachgiebig das Tempo anzieht. Die Kunst ist es, Härte und Melodie verschmelzen zu lassen und gleichzeitig den dunklen Ton zu treffen, den dieses Album thematisch aufgreift. Das gelingt APPEARANCE OF NOTHING grandios und so leitet uns die atmosphärisch angehauchte Strophe in eine fast hymnisch anmutende Bridge, die wiederum im wahrsten Sinne des Wortes durch den brachialen Chorus zum Einsturz gebracht wird, in dem wir nebst der wunderbaren Cleans seitens Omar zum ersten Mal die bösen Growls von Christian Älvestam bewundern dürfen. Ein Start nach Maß, der überhaupt keinen Raum für Enttäuschung lässt. Mit "The Black Sea" haben die Jungs einen überlangen Song als Single ausgewählt, der alles andere als leicht zugänglich ist. Beim ersten Durchlauf war ich sogar als Prog Fan ein stückweit überfordert, weil ich nicht wusste, wie mir geschieht. Wer sich für dieses Album Zeit nimmt (und die Platte BRAUCHT diese Zeit!), der wird aber belohnt. Eben jener Track entpuppt sich als atmosphärisches Wunderwerk mit tollen Akustikpassagen gepaart mit einer atemberaubenden Dramaturgie. Die kleinen Zwischeneinlagen von Herrn Älvestam sind grandios in Szene gesetzt und selbst der unscheinbare Chorus raubt einem irgendwann den Atem. Nebst solchen Brocken finden wir dann aber auch wieder leichtere Kost vor in Form von "Storm". Wuchtige Gitarrenläufe und Basspassagen ergänzen sich perfekt, was sich aber ebenso in den tollen Gesangsduellen zwischen Omar und Anna Murphy widerspiegelt. "Erase" ist einer dieser Titel, der Verzweiflung als Emotion im Hörer streut. Ich habe selten so ausdrucksstarke Musik im Progressive Metal Sektor zu hören bekommen. Die Pianopassage zu Beginn hat was von SYMPHONY X und der lange instrumentale Beginn, der sich vom Piano hin zu melodischen Gitarren immer weiter steigert, ist perfekt in Szene gesetzt. Allgemein ein Stück, das sich für seine Entwicklung Zeit nimmt und das kommt ihm zugute. "Deception" würde ich ohne weiteres als den Ohrwurm der Platte bezeichnen. Ein intensiver Chorus gepaart mit Christians Growls und Omars kraftvollem Gesang rundet die Nummer ab, auch wenn ich das Gitarrensolo im Outro als einen Tick zu lang empfinde. Der akustische Part zuvor macht das aber locker wett. "Disaster" präsentiert uns Mr. Graves, dessen warme Stimmfarbe eine perfekte Ergänzung darstellt und die Atmosphäre ein weiteres Mal auf ein neues Level hebt. Es wirkt so, als wären alle Parts perfekt auf die Gäste zugeschnitten und das rechne ich dem Album hoch an. "Lost" schafft es, balladeske Pianoklänge zu integrieren, die im nächsten Moment von spacigen Keyboardsounds abgelöst werden. Im Kern haben wir es hier aber mit einem ruhigen Stück zu tun, das erneut eine tolle Symbiose zwischen Omar und Anna offenbart. Stück für Stück habe ich mich in jeden einzelnen Song der Platte verliebt, doch das Beste kommt zum Schluss...

"The Huntress" ist das "Paradise Lost" von APPEARANCE OF NOTHING... Ohne Frage. Ich hatte SYMPHONY X bereits ins Spiel gebracht und eben jenes "Paradise Lost" gilt für mich als einer der BESTEN Songs im gesamten Genre. Die Pianoklänge holen mich hier sofort ab und die tendenziell eher ruhig vorgetragenen Strophen kreieren eine dichte Atmosphäre. Alles zeigt sich ganz behutsam und selbst der Chorus packt nicht die Brechstange aus - braucht er aber auch gar nicht. Hier zeigt Omar seine ganze Bandbreite und lässt meine Gänsehaut bis zum Ende hin nicht mehr verschwinden. Genug der Superlative? Nope. Das Outro bekommt von mir schon jetzt den Preis für das beste Outro des Jahres, was auch immer da noch kommen mag. Da lege ich mich fest. Erst die wuchtigen, aber sehr melodischen Gitarren und dann das Piano, das bei mir alle Dämme bricht. Selten laufen mir Tränchen die Wange hinunter, aber hier bin ich von dem dargebotenen einfach vollkommen ergriffen und ein größeres Kompliment kann ich einer Band auch nicht mehr aussprechen. Ich wollte mich limitieren, was hohe Wertungen angeht, aber dieses Album ist eine emotionale Reise, die mich jedes Mal aufs Neue in seinen Bann zieht und dafür danke ich APPEARANCE OF NOTHING. 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sonata (20.04.2019)

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