STORMLORD - Far

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VÖ: 24.05.2019
Bandinfo: STORMLORD
Genre: Symphonic Extreme Metal
Label: Scarlet Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Sechs Jahre haben sich die Römer von STORMLORD für ihr neues Album "Far" Zeit gelassen. Gemessen an den überwiegenden Veröffentlichungszyklen im Musikgeschäft ist dies eine lange Zeit, denn mit ihrer schwindelerregenden Masse von Akteuren und der dementsprechenden Zahl von Veröffentlichungen ist unsere Szene ein hart umkämpfter Markt. Da fällt es sicher nicht immer leicht, seine Fans bei der Stange zu halten. Die Gefahr des Vergessenwerdens ist real...und dennoch erweist sich das Komponieren nach dem Motto "Klasse statt Masse" nicht selten als Königsweg. In Bezug auf "Far" trifft dies glücklicherweise zu - und soviel vorweg: wer das römische Sextett in der Zwischenzeit tatsächlich vergessen haben sollte, der verpasst etwas.

Das "Verpassen" läge dabei noch nicht einmal im Verschlafen eines musikalischen Quantensprungs oder einer Neuerfindung der Zunft. Auch anno 2019 machen STORMLORD das, was sie gut können und lassen einen gekonnten Mix aus Symphonic Black und Melodic Death Metal auf ihre Hörer los. Die Kunst bei dieser Vielzahl von Einflüssen, zu der sich auch Elemente aus Folk, Power oder Heavy Metal gesellen, besteht in einem sinnvollen und stimmigen Arrangement. Und genau in diesem Punkt räumen STORMLORD gewaltig ab. Die symphonischen Elemente bilden eines der musikalischen Extreme, nehmen einen hohen Stellenwert ein und liefern das melodische Rückgrat der meisten Stücke. Die Chöre, Bläser, Streicher, Keyboards, etc. wirken dabei zu keiner Zeit überladen, aufdringlich oder kitschig. Das durch den Metal vertretene zweite musikalische Extrem wird dadurch niemals zum Sidekick der Bombast-Effekte degradiert.

Der Opener "Leviathan" beginnt mit einem an den Fluch-der-Karibik-Soundtrack erinnernden Intro und mündet in eine Symphonic-Black-Metal-Nummer nach Machart DIMMU BORGIRs (vielleicht mal abgesehen von den Growls und den "karibischen" Soundeffekten). Mit den nachfolgenden Stücken beginnen STORMLORD, ihre ganze Stärke auszuspielen. Es folgen epische Songs mit großen Melodien, hoher Dynamik, dramatischen Breaks und ausschweifenden Symphonic-Einlagen. Viele Nummern würden sich perfekt dafür eignen, zusammen mit einem echten Symphonieorchester und unter massivem Einsatz von Pyrotechnik eine bombastische Show darzubieten. Das mit dezenten Abbath-IMMORTAL-Riffs gewürzte "Mediterranea" macht den Anfang und stimmt ein auf die beiden Schwergewichte "Far" und "Invictus", die beidermaßen sehr unter die Haut gehen und fast schon Freudentränen provozieren. Gleichzeitig erreichen die Römer mit pflügenden Death-Riffs und Materialschlachten aus der Schießbude eine Durchschlagskraft, von der manch andere Bands nur träumen können. Mit "Crimson" bspw. zieht ein Donnerwetter auf, bei dem man sich aus Angst vor dem hinabstürzenden Himmel am Liebsten im heimischen Keller verkriechen würde. AMON AMARTH sangen jüngst "Crack The Sky", STORMLORD machen's einfach. Zum furiosen Finale leistet sich "Vacuna" noch einmal einen zünftigen Abriss, bevor "Levante" die Scheibe gediegen ausklingen lässt.

Das geniale und sehr detailverliebte Albumcover rundet die Sache ab. Es stammt, wie bei den beiden Vorgängern "Hesperia" und "Mare Nostrum", aus der Feder Gyula Havancsáks, auf dessen Konto auch zahlreiche hübsche Artworks von DESTRUCTION, ANNIHILATOR, ENSIFERUM, u. v. m. gehen.

STORMLORD mögen in Relation zur ihrem Dienstalter und Backkatalog nicht die bekannteste Band sein. Aber dort, wo sich manch populärerer Vertreter die Zähne ausbeißt und für ungläubiges Stirnrunzeln sorgt, punkten die Römer auf ganzer Linie. Ihr neues Opus verbindet Melodie mit Brutalität, strahlt Erhabenheit und Stolz aus und meistert den Spagat zwischen Metal und symphonischer Musik. Ich vermag es nicht zu beurteilen, ob "Far" der Kapelle zu höherer Bekanntheit verhelfen wird, aber aufrichtig gönnen würde ich es ihr auf jeden Fall.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (20.05.2019)

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