CANNONBALL RIDE - Lock And Load

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VÖ: 31.05.2019
Bandinfo: CANNONBALL RIDE
Genre: Modern Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Metalcore und Modern Metal ist ja eher keine Wohltat für die Traditionalisten unter euch und uns. Warum? Weil die Grundregeln des Genres doch sehr strikt gehalten sind. Und die Bands, die sich über die letzten Jahre als Headliner dieser Spielart etabliert haben, suchen inzwischen auch vermehrt Auswege aus den (teils selbst auferlegten) musikalischen Grenzen, auch wenn sie ihre Fans damit vor die Köpfe stoßen. Eine Band, die noch zu keiner Zeit Probleme damit hatte die Regeln des Genres zu umgehen und dabei nie den charakteristischen Sound zu verlieren, ist daher auch eine Ausnahme. CANNONBALL RIDE ist einer dieser Bands. Grundsätzlich haben sie sich selbst nie zu 100 Prozent dem Metalcore oder einer der dazugehörigen Spielarten verschrieben, auch wenn der Bandsound darauf schließen lassen könnte. Ihre eigene Interpretation wurde als "Mosh'n'Roll" tituliert, somit können die Jungs in ihrem eigenen Universum eh machen, was sie wollen. Und auch nach einer ziemlich langen Pause seit dem letzten Release hat dieser Ansatz nichts an Reiz verloren, konnte sogar durch nuancierteres Songwriting noch verbessert werden.

"Lock And Load" startet mit einem der besten und im positiven Sinne "typischen" CANNONBALL RIDE Nummern überhaupt, nämlich dem sensationellen Brecher "Pandora". Die Gitarren halten sich zunächst noch zurück, die Gesänge holen den Hörer mit einer sensationellen Hook direkt ins Boot, bevor der Rest der Band Vollgas gibt und in ein halsbrecherisches Thrash Metal Riff übergeht. Dieses Riff wird in der Bridge noch einmal "modernisiert", in dem man ihm einen SLIPKNOT Schliff verleiht. Der Refrain sitzt perfekt, aber auch das folgende Solo zeigt: Metal und Rock'n'Roll sind die Basis, der moderne Sound die Verfeinerung. Kann man nicht besser machen. Ganz anders, aber nicht minder perfekt das spätere "Balance Lost". Was ein Groovemonster! Wieder basiert der Song auf einem packenden Thrash Riff, jedoch im gedrosselten Tempo. Michis Drums schieben das Riff in der Strophe unwahrscheinlich drückend nach vorne. Der Refrain ist diesmal etwas simpler, aber genau so prägnant, bevor der auf dieser EP einzige Breakdown dir total den Boden unter den Füßen wegzieht. Noch besser als der Breakdown ist aber dessen Auflösung in ein beschwingtes Bass-Solo, bevor der Groove-Hammer erneut zuschlägt, als wären wir direkt bei SEPULTURA. "Going Viral" ist der zugänglichste Song der Scheibe und erweckt Erinnerungen an die Zeit ums Jahr 2000 herum. Bands wie SUM 41 fallen einem ein, auch durch den Gesang verstärkt. Dabei wird dennoch nicht die Rifflastigkeit der anderen Stücke vergessen. Ebenfalls: Hit!

Bleiben noch die beiden Stücke "Black Bile" und "Together Alone". Ersterer dient haupstächlich als Bindeglied zwischen den beiden Extremen "Pandora" und "Balance Lost" und hat als einziger Song der EP keine so stark ausgeprägte unikate Klangfarbe wie der Rest. Bei weitem kein schlechter Song, aber zum herausragenden Rest leider nicht ganz aufschließend. "Together Alone" ist als Ballade zum Abschluss allerdings wieder ein Beweis für das direkte und doch akzentuierte Songwriting, für das die Jungs seit ihren frühen EPs stehen. Von einer wunderschönen Gitarrenhook und gefühlvollem Gesang getragen (der in der Bridge ein wenig an Burton C. Bell erinnert...) mündet der Song in einem zum Schmachten schönen Refrain, für den sich BULLET FOR MY VALENTINE die Hand abschneiden würden. 

Fazit: Richtig angepackt kann moderner Metal unfassbar viel Spaß machen. Eine dermaßen gelungene Harmonie zwischen modernen Sounds und klassischen, riffbetonten und soloaffinen Momenten hört man heutzutage immer noch zu selten. Es stellt sich eigentlich nur die Frage: Warum sind die Jungs noch immer nicht ganz oben angekommen?



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (06.06.2019)

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