TOMB MOLD - Planetary Clairvoyance
Bandinfo: TOMB MOLD
Genre: Death Metal
Label: 20 Buck Spin
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup | Trackliste | Credits
Wie soll ich eine Rezension zu einem 20 Buck Spin Release beginnen, ohne dass sich diese direkt wieder wie von einem bestellten Applaudierer liest? Das amerikanische Underground Label mit hervorragender Pressearbeit (auch in Europa übrigens) ist mittlerweile sogar so geachtet, dass bereits die ersten boshaften Seitenhiebe zur Signing- und Releasepolitik um junge Demo-Bands ausgeteilt werden - Neid und Häme sind oftmals schließlich die aufrichtigste Form der Anerkennung -, obwohl Dave Adelson, sein Staff, die unter Vertrag stehenden Akteure sowie Künstler im unmittelbaren Dunstkreis (z.B. TRIUMVIR FOUL) aktuell mehrere Nischen wiederbeleben, die zuvor noch verwahrlost schienen. Viele versuchten sich zuvor auch am Etikett Old School Death Metal, nur den wenigsten gelang es mit Erfolg und - vor allem - Authentizität. Eines der in diesem Sinne größten Zugpferde von 20BS, TOMB MOLD, stellt dieser Tage (und nur ein Jahr nach dem großartigen "Manor Of Infinite Forms") mit "Planetary Clairvoyance" sein drittes Album in drei aufeinanderfolgenden Jahren vor und agiert darauf, so viel kann ich an dieser Stelle bereits verraten, fernab jeglicher Ermüdungserscheinungen.
Bleiben wir kurz beim Stichwort "Authentizität", denn diese wird oftmals sträflich missachtet, wenn das nörgelnde Klientel (besonders unterhaltsam diejenigen, die bei sämtlichem überproduzierten Mist mit Höchstwertungen um sich werfen) mal wieder Phrasen à la „DaS kLiNgT üBeRhAuPt NiChT EiGeNsTäNdIg!“ skandiert, denn das mag zwar bis zu einem gewissen Grad stimmen, trifft aber nunmal nicht auf jede Band zu, die sich dazu entschlossen hat, steinalte Traditionen zu reanimieren. Selbstredend wird hier keine der bereits bekannten Foltermethoden revolutioniert, aber sollte das wirklich der einzige Maßstab sein, um die Leistungen solcher Bands angemessen zu werten? Nö, denn: eine gesunde Oldschool- bzw. Untergrundkultur ist ungeheuer wichtig und sollte ein unerschütterliches Fundament für den Überbegriff Metal sein, der sich auf Basis dessen in Ruhe entwickeln kann und eben nicht permanent dem allgegenwärtigen Anspruch, besonders bahnbrechend sein zu müssen, hinterherhecheln muss. Kernaussage: In Nostalgie schwelgen kann wunderschön sein, wenn sie glaubwürdig transportiert wird. Damit aber endgültig genug der Musik-philosophischen Ausschweifungen.
"Planetary Clairvoyance" ist facemelting, 38 Minuten rumpelnder Death Metal-Genuss. Schade ist lediglich, dass die lyrischen Referenzen zum Miyazaki-Spielekult dieses Mal offenbar outgesourced wurden, aber abgesehen davon gibt es dieser Tage wenig am Gesamtpaket TOMB MOLD zu meckern. Das fängt beim geschmackvollen Jesse Jacobi-Artwork an und hört bei der tadellosen Arthur Rizk-Soundabschmischung auf. Zum Auftakt dessen pendelt "Beg For Life" lässig zwischen schleppendem und rasantem Tempo, überrascht später dann aber noch mit einem Akustik-Einspieler, der, ähnlich wie das von verzerrtem Sampling geprägte Interlude "Phosphorene Ultimate", auflockert und heraussticht. Gefühlt agieren TOMB MOLD irgendwo auf finnischem Terrain und in der Nähe von INCANTATION, grundsätzlich haben Songs à la "Accelerative Phenomenae", "Cerulean Salvation" und "Heat Death" aber einen unverfälscht ungestümen Charakter in Riffing, Rhythmik und Vocals, der kaum planbar oder kopierbar scheint und nach wenigen Tönen schon zur Urgewalt heranwächst. Dies ist wohl auch einer der Hauptgründe, warum die Acts von 20 Buck Spin, Profound Lore und Co. überhaupt erst einen solchen Rummel erzeugen konnten, denn damit laufen sie mittlerweile auch diversen in die Jahre gekommenen Legenden erfolgreich den Rang ab. Überzeugte Death Metal-Fans stehen hier einer unausweichbaren, argumentativ nicht widerlegbaren Kaufpflicht gegenüber.