GOOD RIDDANCE - Thoughts And Prayers

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VÖ: 19.07.2019
Bandinfo: GOOD RIDDANCE
Genre: Punk Rock
Label: Fat Wreck Chords
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Lineup  |  Trackliste

Goil! Gebt mir ein Skateboard! Ich kann's zwar nicht, aber egal, die Musik von GOOD RIDDANCE ist einfach motivierend und anstachelnd. Ok, skaten kann ich nicht, dann düse ich halt mit dem Auto zum neuen Album der Kalifornier – und habe auch so Spaß damit. Denn das ist „Thoughts And Prayers“ zu Anfang in erster Linie: punkrockiger Spaß. Musikalisch hat sich die Truppe über die Jahre immer mehr in Richtung Pop-Punk bewegt. Das starke 1995er-Debütalbum „For God And Country“ hatte noch deutlich mehr Hardcore-Einschlag. Das nun vorliegende neunte Studioalbum erinnert des Öfteren an BLINK 182, SUM 41 oder GOOD CHARLOTTE anstatt an Bands wie SICK OF IT ALL. Das liegt insbesondere an den Vocals von Russ Rankin.

Letztlich sind das aber nur Nuancen, im Großen und Ganzen ist das überwiegend rasch gezockter Westcoast-Punk, den man seit jeher mit Skatern, Sommer und Sonne assoziiert. Der wirklich große Unterschied zu den genannten Pop-Punk-Bands wie BLINK 182 ist ganz klar die mitschwingende Ernsthaftigkeit, die einem natürlich vor allem beim Studium der gesellschaftskritischen Lyrics auffällt. Unterstrichen wird diese Note von der Info, dass ein Teil der Albumeinnahmen an zwei Hilfsorganisationen geht. Das muss man nicht überhöhen, ist aber dennoch schön, dass es Bands gibt, die mehr zu sagen haben (und auch dementsprechend handeln) als andere Genrekollegen mit irgendwelchen Storys über Sex, Partys und Mädels.

Einzelne Songs stechen nicht so wirklich heraus. Am ehesten vielleicht noch der schnelle Opener „Edmund Pettus Bridge“, dessen Gesangslinien einen hohen Wiedererkennungswert haben und sehr stark an IGNITE erinnern. Was eindeutig als Kompliment gemeint ist. Die beiden bereits vorab veröffentlichten Tracks „Don’t Have Time“ und „Our Great Divide“ knüpfen daran an und haben ebenfalls Potenzial, sich beim Hörer festzusetzen.

Das poppigere „Wish You Well“ tritt auf die Bremse und ist zu lasch geraten. Auch „Precariat“ kann nicht wirklich überzeugen. Am Anfang von „No King but Caesar“ weicht der Gitarrensound stark vom Gewohnten ab, was aber nur von kurzer Dauer ist. Dann klingt es doch wieder ziemlich wie ein klassischer Westcoast-Punk-Song. Etwas mehr Biss hätte den Songs in der Mitte des Albums gut getan. Oder mehr davon, was den Song „Who We Are“ auszeichnet: eine gewisse Melancholie beziehungsweise Ernsthaftigkeit.

Zum Ende raus kommt mit „No Safe Place“ der wohl schwächste Song des Albums, mit „Pox Americana“ ein sehr kurzer Song, der kaum auffällt und mit dem halbspanischen „Lo Que Sucede“ vocaltechnisch etwas Abwechslung. Eine echte Hookline hat der Song aber nicht. Das abschließende „Requisite Catastrophes“ ist nicht verkehrt, knallt einen aber nicht weg.

Eingefleischte Fans von Westcoast-Punk können mit „Thoughts And Prayers“ nichts falsch machen, denn GOOD RIDDANCE erfüllen deren Erwartungen. Das kann man einerseits positiv sehen, andererseits auch als Problem: Aus der Masse an ähnlich klingenden Alben sticht das neue Machwerk nur ganz, ganz selten heraus. Insbesondere durch den bärenstarken Opener hat man das Gefühl, da wäre eigentlich mehr drin gewesen. Wenn die Band mehr Dreck und Druck reingepackt hätte. So ist „nur“ ein gutes Album.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Tobias (25.07.2019)

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