ELVENKING - Reader Of The Runes - Divination

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VÖ: 30.08.2019
Bandinfo: ELVENKING
Genre: Folk Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

Es gibt diese Bands, von denen man einfach selten bis gar nie enttäuscht wird. Die weder durch musikalischen Zickzackkurs enervieren, noch durch ewiggleiches Strickmuster langweilen und die das Kunststück schaffen, aus bekannten Elementen immer wieder ihr Eigenes Ding zu basteln, das niemals abgedroschen, gleichförmig oder belanglos klingt. Die Rede ist von den italienischen ELVENKING, die mittlerweile mit ihrem zehnten Album auf der Matte stehen und sich damit ein weiteres Mal aus der breiten Masse generisch-zuckriger Italienischer Power-Melodiker herausheben. Das nicht zuletzt durch ihren immer wieder von großartigen Violinenmelodien durchzogenen Sound, der mit wachsender Perfektion am schmalen Grat zwischen einnehmender, ernsthafter Epik und cheesigem, albernem Kitsch tanzt.

„Reader Of The Runes – Divination“ markiert dabei den Start eines größeren Projektes, das die Italiener zu ihrem Jubiläumsrelease anreißen. Das Konzeptwerk bildet den ersten Teil der „Reader Of The Runes“-Reihe, die in Zukunft mit weiteren Longplayern weitergeführt werden soll. Sollte die Reihe dabei in dieser Form, wie ELVENKING sie mit dem vorliegenden Werk starten, weitergeführt werden, so darf man wohl Großtaten erwarten. Denn ELVENKING liefern hier eines der stärksten Alben des Genres ab, die in diesem Jahr in den Ring melodischer Metal-Spielarten geworfen werden. Vor allem die ausgewogene Produktion zwischen satten Gitarren und cheesy Arrangements, die die einzelnen Instrumente sehr genau herausarbeitet, sorgt für anerkennendes Kopfnicken.

Vor allem aber beherrrschen ELVENKING inzwischen Songwriting und Stimmungsaufbau aus dem Effef, wie bereits die Eröffnung mit dem Intro „Perthro“ und „Heathen Divine“ zeigt, welches nach sanftem Auftakt ordentlich flott zu Werke geht und gleich eine erste kleine Dosis harsche Vocals in den Ring wirft. Das straighte, powernde „Divination“ kann sich schnell festsetzen, wirkt jedoch etwas vorhersehbar – der veritable Ohrwurm wurde durch seine Leichtfüßigkeit aber wohl zu Recht als Appetizer vorab ausgekoppelt. Mit „Silverseal“ gehen ELVENKING erstmals so richtig in die Vollen, mit breiten, im unteren Spektrum grummelnden Gitarren und variablen Gesangslinien – eine Mischung, die dem kantigen Titel eine bedrohlich wirkende Atmosphäre aufdrückt.

Im Mittelteil lassen es ELVENKING ruhiger angehen, mit dem folkigen „Eternal Eleanor“, das mit seiner Harmonik zwischen Akustikgitarre und Violine punkten kann und dem rein akustischen „Diamonds In The Night“, welches fast den Charakter einer Interlude hat. „Under The Sign Of A Black Star“ rifft dann mit erhabener, breitwandiger Atmosphäre wieder ordentlich dahin, leider fallen aber die Strophen mit recht glatten Gesangsarrangements ein wenig zum ansonsten aggressiven Unterton des Songs ab. Dafür folgt mit „Malefica Doctrine“ der wohl beste Titel des Albums auf dem Fuße; Vergleichsweise derb, ein wenig proggig, mit dramatischer Orgel, epischen Chören und wahnwitzigen Blastbeat-Eruptionen wird hier ordentlich Schub gegeben und sowohl die Violine, die im Solopart zeigt, wie verdammt Metal dieses Instrument doch sein kann, als auch die vereinzelten Growls, die im ansonsten sehr melodielastigen Grundgerüst des Bandsounds schon immer Glanzlichter setzen konnten, tackern noch ein paar zusätzliche Ausrufezeichen unter diesen Brecher.

„Sic Semper Tyrannis“ wirft noch ein paar Fanfaren ins Spiel und „Warden Of The Bane“ spielt ein wenig mit der Rhythmik und regt durch den herzigen italienischen Akzent von Sänger Damna, der hier besonders hervortritt, zum Schmunzeln an, ehe der Longtrack „Reader Of The Runes - Book I“ mit dramatischem Aufbau und abwechslungsreichem Spannungsbogen ein wuchtiges Abschlussstatement setzt. Vor allem die fast Schwarzmetallischen Gitarren im Mittelteil überraschen und fahren im Kontext des epischen, oftmals sanft fließenden Songs so richtig ein.

War der Kollege bereits vom Vorgänger „Secrets Of The Magick Grimoire“ äußerst angetan, so gehen ELVENKING mit ihrem zehnten Output „Reader Of The Runes – Divination“ den Weg unbeirrt weiter. Sie haben aus ihren vormaligen, kleinen Schwächen, wie die doch sehr spezielle Stimme ihres Sängers, sowie den oftmals ein wenig kitschig-dudeligen Melodien sehr charmante Stärken gemacht, die sich in den abwechslungsreicher und dabei härter und fordernder gewordenen Sound perfekt eingliedern. Das Spiel aus kantigen Gitarren und leichtfüßigen Arrangements, die von einer streckenweise leicht proggigen Note zusammengefügt werden, funktioniert auf dem zehnten Album der Italiener wirklich famos. Wenn die Truppe in dieser Tonart weitermacht, dann ist wohl bald einmal ein Fünfer fällig – mit „Reader Of The Runes – Divination“ sind ELVENKING jedenfalls so nah am perfekten Album dran, wie noch nie in ihrer Geschichte.

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (25.08.2019)

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