ENDSEEKER - The Harvest
Bandinfo: ENDSEEKER
Genre: Death Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup | Trackliste | Credits
Mit der Hamburger Death-Metal-Kombo ENDSEEKER ist einem weiteren Schützling aus dem Lager von F.D.A. Records der Sprung in die breitere Öffentlichkeit gelungen. Nach ihrem ersten Langspieler "Flesh Hammer Prophecy" (2017) zu Metal Blade Records übergelaufen, hauen die Burschen um Fronter Lenny erneut auf den Putz und erweisen sich auch mit ihrem Zweitwerk "The Harvest" als versiertes Abbruchunternehmen für Bauten aller Alters-, Größen- und Nutzungsklassen.
Als Produzent wurde wieder Eike Freese engagiert, der für seine Arbeit mit GAMMA RAY, HEAVEN SHALL BURN, DEEP PURPLE uvm. bekannt ist. Das Ergebnis walzt in Form eines zeitgemäßen und lebendigen Sounds aus den Boxen, der den ranzigen Schwedendeath-Sound der Äxte angemessen in Szene setzt. Besonders im Bereich der oft und gerne übersterilisierten Drums hält sich die Reinraumqualität in verträglichen Grenzen.
Beim Liedgut lassen die Hamburger keine Wünsche offen und schaffen es, eine klare Linie zu fahren, ohne eindimensional zu werden. Die standesgemäßen Elch-Anleihen sind präsent und finden sich sowohl im Gitarrensound als auch natürlich im Riffing, wie die blastbeatreiche Eröffnungs-Knüpplerei "Parasite" und das darauf folgende "Pulse" demonstrieren. Daneben finden sich Einflüsse aus angrenzenden Genres wie coreige Breakdowns und intensive Groove Metal Einlagen in betonendem Midtempo - Paradebeispiel ist das schleppende "Whores Of War". "Cure" eröffnet mit einem Riff, das wie eine lupenreine BOLT THROWER Hommage erscheint und packt anschließend eine Groovekeule aus, die die Denkzentrale quasi von alleine zu bangen beginnen lässt. Zum Abschluss dieser elysischen Berserkertour folgt eine Coverversion von MEGADETHs "Symphony Of Destruction". Die Interpretation des Klassikers bleibt in seiner Ausstrahlung nah am Original und drückt ihr dazu den tieftönenden, schwedisch gefärbten Vorschlaghammersound auf. Interessanterweise lässt Sänger Lenny ausgerechnet hier die fiesesten Growls der Platte vom Stapel - nachdem seine Gesangskünste ansonsten eher klingen, als habe er seine Lieblings-Fußballmannschaft einen Monat lang angefeuert und anschließend die Superposition aus geübtem Gröhlen und dezenter Heiserkeit zur Kunst kultiviert.
Passend zur Jahreszeit drehen sich viele Texte um die Natur und dort vornehmlich um deren grausame Seite des Niedergangs. "The Harvest" greift den einzigen gemeinsamen Weg allen Lebens auf und umschreibt den sukzessiven, kollektiven Übertritt - anschaulich und makaber zugleich - als Ernte. Passend dazu eröffnet der Titelsong mit einem Zitat des lateinischen Ausspruchs "Morituri Te Salutant", der gelegentlich den in der Arena kämpfenden Gladiationen angedichtet wird („[Heil dir, Caesar] die Todgeweihten grüßen dich!“). "Immortalized" geht einen Schritt weiter und beschreibt Szenarien über den Fortbestand des Geistes nach dem Ableben der Physis ("Now I Think There Is True Hope, My Body Was Supposed To Rot. And Fortunately, My Brain's Above God. Immortal - You Can Detect My Waves.").
In einer anderen Betrachtungsweise kann das Motiv der Ernte auch in Verbindung mit der harten Arbeit der Band auf dem Weg zu "The Harvest" verstanden werden. Wer Qualitätskrawall sät, der soll Erfolg und gute Kritiken ernten - und in dieser Hinsicht dürften ENDSEEKER einiges zu begießen haben, denn das Material ihrer zweiten Platte begeistert mit durchgehend hohem Niveau und plättet wie eine Armada ebenbürtiger Dampfwalzen. Hierfür leiste ich gerne meinen bescheidenen Beitrag zur Ernte und vergebe verdiente vier Punkte.