FLESHCRAWL - Into The Catacombs Of Flesh

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VÖ: 29.11.2019
Bandinfo: FLESHCRAWL
Genre: Death Metal
Label: Apostasy Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Lecko mio! Ich glaube, wenn ich im laufenden Jahr noch eine geile Death Metal-Scheibe vor den Latz geknallt bekomme, werde ich mich womöglich im Superman-Kostüm gekleidet defenestrieren (für's Protokoll: das neue REVEL IN FLESH-Eisen ist hierbei vorgemerkt und außen vor)! Was das Jahr 2019 bisher an Futter für die Oldschoolgemeinde zu bieten hatte, ist wahrhaftig nicht von schlechten Eltern. Dass dazu nach geschlagenen zwölf Jahren die süddeutschen Brutzelbären FLESHCRAWL wieder aus dem Keller gekrochen kommen, setzt dem bisher sehr gelungenen Todesblei-Hattrick die Krone drauf.

Wobei aus dem Keller "gekrochen" eigentlich der völlig falsche Begriff ist... "gepoltert", "geschossen" oder "mit einem Urknall hinauskatapultiert" trifft die Sache viel eher, selbstredend inklusive der gleichzeitigen Atomisierung der überbauenden Immobilie. Vielleicht verhält es sich mit dem Kriechfleisch wie mit fermentiertem Traubensaft, der nach gemeinem Volkswissen mit zunehmendem Alter stets besser wird - denn was dem Hörer mit "Into The Catacombs Of Flesh" geboten wird, ist musikalischer Vandalismus vom Feinsten. Von der ersten bis zur letzten Note zündet das Quintett - immerhin noch zu 60% der Besetzung des Vorgängers "Structures Of Death" entsprechend - eine Granate nach der anderen und punktet dabei mit einem stimmigen und strikt trägheitsresistenten Songwriting, einer langen Latte starker Riffs, akkuratem Schlagwerk und einem glasklaren, wenn auch im Kesselbereich infinitesimal überzüchteten Sound.

Ob man sich dabei von scharf angebratenen Schnellfress-Schaschlik-Spezialitäten ("Mass Obliteration", "Funeral Storm") oder schwerer Slow-Food-Kost ("Ossuary Rituals", "Grave Monger") bewirten lässt, spielt keine besondere Rolle. Alle zwölf Gänge sind gleichermaßen bekömmlich und sorgen aus dem Stand für eine bereitwillige Adaption der Kopf-, Fuß- und intestinalen Rhythmik. Die Grundlage für ein vergnügsames Abschädeln funktioniert im heimischen Schlachthaus wie im Freiluft-Mähnenreservat, wobei stets davon auszugehen ist, dass beim Tanz durch den Turbo-Fleischwolf rote Striemen unterschiedlichster Ausprägung davongetragen werden ("Red Streams Of Sorrow"). Einen besonderen Leckerbissen bietet das Gesetz der Vergeltung ("Law Of Retaliation"), das erheiternd nostalgisch den Statuten des allmächtigen BOLZENWERFERs nacheifert. Ebenfalls von besonderer Güte ist die bereits erwähnte, präzise Gitarrenarbeit, die sich zuweilen verstärkt im melodisch-mehrstimmigen Bereich bewegt und damit zum klassischen Oldschool-Death-Gebolze kontrastiert ("Of Frozen Bloody Grounds", "Among Death And Desolation").

Was FLESHCRAWL in den zwölf Jahren seit "Structures Of Death" angestellt haben, ist mir nicht abschließend bekannt, doch soviel ist sicher: nach dieser langen Zeit erscheinen die Burschen um Fronter Svenson Groß äußerst gut abgehangen und liefern nach dem Motto "Qualität vor Quantität". Zwar marinieren auch die Metzger aus Illertissen nur mit Salz, Pfeffer und bekannten Kräutern, doch arrangieren sie die vertrauten Zutaten zu einem sehr ansprechenden Mahl, das Lust auf die nächste OSDM-Grillparty macht. Und das Beste an diesem prächtigen Schinken ist, dass auch bekennende Herbivoren beherzt zulangen dürfen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (27.11.2019)

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