RAGNAROK - Non Debellicata

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VÖ: 15.11.2019
Bandinfo: RAGNAROK
Genre: Black Metal
Label: Agonia Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Zugegeben: bisher hatte ich den Norwegern von RAGNAROK nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die man ihnen als Verehrer der schwarzen Künste widmen sollte. Dabei erfüllen die Herren aus Sarpsborg eigentlich eine gewichtige Aufgabe. Denn gerade die norwegische Szene erscheint, zumindest wenn man ihre bekanntesten Vertreter zum Maßstab nimmt, zuweilen wie ein Großraumbüro, dessen (gehörnter) Chef gerade im Urlaub ist und in dem folglich jeder macht, wonach es ihn gerade gelüstet. Die einen befummeln Blasmusikantinnen im örtlichen Symphonieorchester, andere lassen es feuchtfröhlich auf dem Schreibtisch krachen und halten sich für Lemmy Kilmister und wiederrum andere üben sich gar in hoher Musikmathematik. Für wen in diesem anarchischen Zirkus noch Zucht, Ordnung und Reinheitsgebote zählen, sind bodenständige Angestellte wie TSJUDER oder eben RAGNAROK, die auch in Abwesenheit des Vorturners Dienst nach Vorschrift praktizieren, ein kleiner Segen.

Und weil es noch Anstand und Konstanten in der Welt gibt, trifft der Hörer auch in der dritten Dekade von RAGNAROKs Bestehen mitnichten auf Überraschungen. So feuert das neunte Album "Non Debellicata" schon mit dem eröffnenden Titelsong in bester MARDUK-Manier aus allen Rohren und hinterlässt verkohlte Kutten und Pommesgabeln [der Verfasser ist sich des geographiebedingten Logikbruchs bewusst]. Das Album ist im Gesamtbild sehr geradlinig-norwegisch und platziert neben dem bereits genannten Schwenk zum Nachbarland deutliche Einflüsse aus der mittleren Schaffensphase IMMORTALs. "Bestial Emptiness" bspw. kombiniert die Bergener Eiszapfenriffs mit einem leichten Viking-Touch und abbathiösen (oder ABBATHiösen?) Heavy-Metal-Ausflügen. Die Nummer ist ziemlich eingängiger Shice und neben dem Titelsong das Highlight der Platte.

Leider bleibt es in puncto Hit-Charakter im Wesentlichen bei diesen beiden Stücken. Mit Abstrichen zünden noch das epische "The Great Destroyer" oder "Jonestown Lullaby" am besten, reichen jedoch nicht an die vorgenannten Leckerbissen heran. Die zweitgenannte Nummer hat zudem aufgrund ihres tragischen Hintergrunds einen mahnenden Charakter, auch wenn die Umschreibung als "Schlaflied" eine Art der Perversion offenbart, die es wohl nur im Black Metal geben kann [bei dem (sogenannten) Massensuizid von Jonestown kamen 909 Menschen ums Leben, darunter auch Jugendliche und Kinder]. Darüber hinaus gibt es zwar keinen richtig schlechten Song, doch verhältnismäßig viel schwarzmetallische Durchschnittskost. Handwerklich und soundtechnisch ist alles im grünen (bzw. schwarzen) Bereich, doch bleibt aufgrund des überwiegenden Eindrucks die Langzeitwirkung der Scheibe fraglich.

Gerade im Death und Black Metal gibt es zahlreiche Bands, die auf Bewährtes setzen, irgendwie alle dasselbe machen und dabei trotzdem auf voller Länge begeistern - und an eben dieser Stellschraube sollten RAGNAROK noch ein wenig feilen. Die Norweger um Fronter Jontho sind sicherlich innerhalb ihres Genres bekannt, doch wie es scheint, konnten sie sich bisher nicht nachhaltig aus dem Dunstkreis der Untergrundprediger erheben. "Non Debellicata" dürfte hieran nicht viel ändern, doch bleibt es eine anständige BM-Scheibe, die trotz einem nicht zu leugnenden Maß an Generik Spaß macht.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (07.12.2019)

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