UNZUCHT - Jenseits der Welt

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VÖ: 07.02.2019
Bandinfo: UNZUCHT
Genre: Gothic Synth
Label: Out of Line
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Lineup  |  Trackliste

Die Hannoveraner von UNZUCHT melden sich mit einem energetischen Doppelalbum zurück.

"Jenseits Der Welt" beginnt diese musikalische Reise. Von alten Liedern und Schriften ist die Rede, man bereitet sich vor auf das Kommende. Dennoch werden Erlebnisse aufgeschoben, trotz der Kürze des Lebens. Was diesseitig nicht mehr erreicht wird, kann auf die Ewigkeit vertagt werden. Insgesamt eine gewohnt rockige Nummer.

Aus der anderen Seite der Welt geht es weiter in Richtung von Dunkelheit und Aufbruchstimmung von "Ich Und Du". Auf dem begangenen Weg zweier Personen sind Straucheln und Verlust, aber auch Entzweiung möglich. Das einst Erwünschte ist fort. Eine musikalische Aufarbeitung eben einer solcher Erfahrung.

Der "Sonnentod" könnte zu einer cineastischen Verfolgungsjagd in einem klischeehaften Action-Film passen. Geladen mit Tempo und Verzerrung, die Umgebung rauscht wie im Flug vorbei.

Die Sonne versinkt hinter dem "Horizont", hinter dem es weitergeht. Nein, es geht nicht um den zigarrenrauchenden Musiker. Energie und Tempo aus dem Vorgänger sind verraucht, sind einer ruhigeren Stimmung gewichen. Es herrschen Aufbruchstimmung, die Ermutigung zum Segeln zu neuen Ufern und die Versicherung des Beistandes. Auch wenn handwerklich sauber, so ist doch der Strand der Kitschigkeit nicht allzu fern.

Doch nicht immer bedeutet der Aufbruch zu neuen Ufern etwas Positives. Fast schon Metalcore (zu Gast: Andy Dörner von CALIBAN) ist "Misantrophia" besonders aggressiv und von Screaming-Vocals geprägt, nur unterbrochen von den cleanen Vocals des SCHULZ im Chorus.

Von der "Misantrophia" geht es weiter zum menschlichen "Chamäleon". Ein wandelbares Wesen, das im Leben viel wartet, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Aus der Enttäuschung heraus darauf hoffen können, dass das Erhoffte bald kommt. Hier ist ein tiefsprechender Song mit einer ausgewogenen Mischung aus Härte und Melancholie.

Auch mal "Nein" sagen ist in manchen Situationen angebracht. Die Synth-Dosis fällt hier im Vergleich zum Vorgänger höher aus. Die passive Hoffnung wandelt sich zu einer Gegenhaltung und zum Griff nach der nötigen Energie.

Anfang erinnert "Unsterblich" an einen Song von FADERHEAD. Inhaltlich klingt die Frage an, was Unsterblichkeit ausmacht und wie sie in verschiedenen Glaubensvorstellungen auftritt. Energetisch, nur punktuell plakativ.

Wer auch immer auf den Titel "Monsterfreilaufgehege" kam, um ein Text zu betiteln, der einige Worthülsen und Sprichwörter enthält, hat durchaus einen kreativen Titel gewählt. Wieder eine härtere Nummer mit Scream-Elementen.

Etwas mehr "Frieden" würde in der Gegenwart guttun. Auch wenn es hier eher um das Frieden-Machen mit Erfahrungen zu gehen scheint, stellt sich die Frage, wie erweiterbar dies vom Individuum auf eine größere Menge von Individuen ist. Der hier besungene innere Frieden, das Loslösen und die Befreiung des Geistes, sie sind in ein energetisches Gewand aus Aggressivität und Melancholie verpackt. Hinzu treten passend gesetzte choral-epische Elemente. Am Anfang des Frei-Werdens steht die Erkenntnis, dass der Geist noch frei ist.

Die "Panzerechse" ist einer der kürzeren Titel dieses Albums. Es bleibt instrumental, maschinell-doomig, mit Stimmungen, die an das Stampfen von Motorkolben erinnern.

Weiter geht es mit "Kein Land In Sicht". Wieder einer energie-geladene Nummer, die entweder zu einem Motorradrennen oder, noch passender, zu einer stürmischen Segelfahrt als Unterstreichung zugeeignet werden könnte.

Im Unterschied zu der vorherigen Version von "Nein" ist der De Clerq Remix wesentlich synthetischer. Ähnlich verhält es sich beim ALIENARE-Remix von "Ich Und Du" und der GROOVENOM-Version von "Sonnentod", auch wenn diese mit härteren Gitarren daherkommt. Die von JOHNNY DEATHSHADOW erstellte Version vom "Monsterfreilaufgehege" ist nicht nur düsterer und synthetischer, auch die Vocals in den Strophen sind in englischer Sprache gehalten.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Thomas Trüter (03.02.2020)

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