ARKONA - Age Of Capricorn
Bandinfo: ARKONA
Genre: Black Metal
Label: Debemur Morti Productions
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Lineup | Trackliste | Credits | Trivia
Der gemeine Steinbock gehört wie alle Steinböcke zur kompliziert gestrickten Gattung der Ziegen. Und wie alle Ziegen passt auch dieser prächtige Alpenbewohner mit seinem gehörnten Antlitz vortrefflich in ein auf die Spitze gestelltes Pentagramm - womit er geradezu prädestiniert für das Artwork eines diabolischen Kunstwerks wie dem siebten Langspieler der polnischen Black Metaller ARKONA erscheint [Anm. d. Lekt.: Das auf dem Cover ist übrigens ein Widder, ein männliches Schaf also.. bisserl andere Gattung. Bevor hier die Biologen Sturm laufen. Beschwerden bitte an die Band.]. Über ihr aktuelles Werk "Age Of Capricorn" ("Zeitalter des Steinbocks") gibt die altehrwürdige, seit 1993 aktive Formation nicht allzu viele Informationen preis; abgesehen von den branchenüblichen Feststellungen bzgl. der zeitabhängigen Evolutionsschritte, nach denen die Band, einem guten Wein ebenbürtig, immer weiter reift.
Das ist auch im Prinzip überhaupt nicht notwendig, denn die Musik spricht für sich. Wer die Band bereits kennt oder zumindest ihre letzte Platte "Lunaris" (2016) gehört hat, weiß, was ihn erwartet und dass man hier als Black Metaller ohne Kompromisse auf seine Kosten kommt. Mit sechs langen Songs bereiten die Polen eine gute Dreiviertelstunde voll erdrückender Trauer, Melancholie und Kälte. Der Opener "Stellar Inferno" baut auf dichte Tremolowände mit einem Hauch begleitender Melodie und punktet mit unerwarteten Wendungen und Spannungsbögen. Die Gitarren vernebeln zumeist im Midtempobereich, wohingegen die Drums in unbarmherziger Frequenz anheizen und dabei die sehr stattlichen Fertigkeiten des Schießbudenmeisters Zaala unterstreichen.
Das ähnlich funktionierende "Alone Among Wolves" addiert hierzu Klavier- und Orgelklänge und lässt zur Mitte des Stücks die Wölfe heulen. Im Titelsong nehmen verträumte Melodien und Keyboards die Überhand, die Drums drosseln das Tempo und die brachiale Komponente weicht ein stückweit dem emotionalen Kern, der hierdurch mehr Raum zur Entfaltung erhält. "Deathskull Mystherium" distanziert sich zunächst deutlich von dem näherungsweisen Pazifismus seines Vorgängers und lässt abermals die Keule der Vernichtung spüren, deutliche Reminiszenzen aus dem DARK FUNERAL-Dunstkreis treten zu Tage. Mit "Towards The Dark" wird es wieder schleppender und melodischer, sakrale Chöre lassen den Song ausklingen. Zum "Grand Manifest Of Death" werden alle roten Fäden der Platte zu einem achtminütigen, komplexen Brocken zusammengeknüpft...bis der Vorhang schließlich fällt.
Was soll man sagen? Gelernt ist gelernt und was die Sache mit der musikalischen Evolution angeht, haben die Polen nicht zu hoch gestapelt. Zeitgleich mit den neo-traditionellen HALPHAS aus Hessen platzieren auch ARKONA zum Ausklang des Jahres ein herrlich permafrostiges Ausrufezeichen in Sachen Second-Wave-BM. Mit "Age Of Capricorn" wird der sich langsam anbahnende Hochwinter zu einem bitterkalten Vergnügen - damit kann das Zeitalter des Steinbocks anbrechen.