VELLOCET - Drowning Flow

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VÖ: 30.11.2019
Bandinfo: VELLOCET
Genre: Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Ob es etwas bedeuten soll, dass uns eine Band einen abgetrennten Finger (keine Sorge, künstlich!) mit ihrer CD und der Bitte diese zu besprechen, schickt? Ist das schon eine vorauseilende Drohung, was passieren würde, sollten wir die Platte literarisch rupfen, oder soll es eine bildliche Zurschaustellung der akustischen Schlachtplatte sein, die uns da auf den Seziertisch geworfen wurde? Nach oberflächlichem Studium: Zumindest zweiteres kommt schon einmal nicht in Frage, da VELLOCET aus dem deutschen Speyer sich den heavy rockenden Klängen mit Einflüssen aus hauptsächlich den 60ern und 70ern verschrieben haben.

Entsprechend wird auf „Drowning Flow“ dann auch knietief in selbigen Jahrzehnten gewatet, auch mit durchwegs abwechslungsreichen Arrangements, aber leider nur wenig Höhepunkten. Das groovt zwar bisweilen echt gut, wie im streckenweise recht machtvoll dahin rockenden „Young Heroine“, das den klassischen Sound der glorreichen Rock-Jahre adäquat rüberbringt, aber insgesamt will das Baukasten-Riffing über die komplette Albendistanz nicht so wirklich durchzünden, zumal auch die auf alt getrimmte Produktion nicht vollständig überzeugen will. Zwischen den fast schon typischen BLACK SABBATH-Referenzen im retro-affinen Rock-Universum („Outta Control“), kippt das Ganze aber durchaus auch mal in einen etwas frischeren Stoner-Touch, wie zB bei „Jane“.

Was gesanglich bei lässigen Rockern wie „Do It“ oder „That's What I Want“, die ganz gut in die Beine fahren, aber unterm Strich etwas eintönig einher kommen, gut funktioniert, geht bei der Akustik-Ballade „Things That Broke“ (mit sachtem Streichereinsatz!) gehörig in die Hose, dass der heimatliche Stubentiger sich gleich befleißigt fühlt, seinen Unmut kundzutun. Das schleppende „Velvet Sadness“ möchte bedrohliche Atmosphäre kreieren, zieht sich mit einer Spielzeit, die an den sechs Minuten kratzt, aber leider wie Kaugummi und sorgt einmal mehr dafür, dass der mithörende Stubentiger übellaunig wird, da irgend etwas im Hintergrund des Songs sehr gequält klingt.

Nachdem der eingangs erwähnte Plastikfinger zum Katzenspielzeug umfunktioniert wurde, zeigt sich der befellte Mitbewohner wieder versöhnlich, der Rezensent jedoch, schafft es nicht wirklich einen Draht zu VELLOCET aufzubauen. Zu wenig aussagekräftig ist das Material, das die Gruppe aus Speyer auf ihrem Longplayer bietet, sodass die Energie der frühen Rock-Dynastien nicht wirklich durchkommt. Der größte Teil der Riffs klingt dann doch wie schon einmal gehört, womit die vielleicht nicht überragende, aber für eine, das Live-Feeling transportieren wollende, doch irgendwie ok geratene Produktion „Drowning Flow“ kein wirkliches Statement mehr abringen kann. Das Ganze mag live und mit ordentlichem Druck auf der Hörmuschel zweifelsohne abgehen, doch auf Konserve ist die Sache dann doch einen Zacken zu schaumgebremst, um wirkliche Begeisterung entflammen zu lassen.

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (04.01.2020)

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