HARVST - Narbenhain

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VÖ: 13.12.2019
Bandinfo: HARVST
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Schattenpfade
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Lineup  |  Trackliste

Atmosphärischen Black Metal gibt es derzeit ja fast wie Sand am Meer, zumindest liegt das Genre zurzeit einigermaßen im Trend, wie die zuletzt achtungsvollen Erfolge heimischer Kapellen vermuten lassen. Wer aber bei den Deutschen HARVST auch kitschiges Geklimper im Fahrwasser trendiger Bands erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein – die Instrumentierung auf deren Album „Narbenhain“ ist klassisch schwarzmetallisch und zieht seine atmosphärische Schlagseite vielmehr aus der sparsamen Einbindung klagender Gesänge, die der Platte einen angemessen fatalistischen Zug geben. Der Fokus auf ausschließlich deutschsprachige Vocals unterstützt diese niederschmetternde Atmosphäre adäquat.

Der Opener „Eins mit dem Schatten“ erweist sich gleich als ordentlicher Brocken, hymnisch und breit angelegt, mit schönem raumgreifenden Spannungsbogen, aber dennoch angemessen kantig und mit fein bemessener atmosphärischer Schlagseite. Die Überleitung in den Titeltrack „Narbenhain“ hakt zwar ein wenig, doch der Hörer wird sofort mit elegischem Riffing gefangen genommen, das wunderbar mit dem schön eingebundenen, fast sphärisch anmutendem Klargesang harmoniert, der mit angemessen heiserem Gehuste konterkariert. Trotz Abwechslungsreichtum und feinen Tempovariationen zieht sich der Song im hinteren Teil durch die schiere (Über-)Länge ein wenig.

„Schemen im Nebel“ kann wieder mit schöner Melodieführung punkten und bleibt dabei hauptsächlich in eher gemächlichem Tempo, was das Zusammenspiel aus sonorem Gesang und Aggro-Gebell gerade in getragenen Passagen famos funktionieren lässt. „Rabentränen“ markiert den schwermütigen, melancholischen Brecher, der sich düster und bedrohlich grummelnd aus den Boxen walzt und mit jähen, wütenden Blast-Eruptionen den Mantel der Trauer zerfetzt. Die klagenden Gesänge bleiben in diesem Titel eher im Hintergrund, was dem größtenteils von fast ein wenig deathig gurgelnden Vocals getragenem Titel eine besonders fiese Stimmung aufdrückt. Bedrückend und niederschmetternd erweist sich im Anschluss auch „In Zungen des Morasts“, das mit geradezu fatalistischer Botschaft zu Boden schlägt.

Der Schlusstrack „Droom“ baut sich dann behutsam auf und lässt sich viel Zeit, bis die ersten harscheren Klänge den Äther zerfetzen und der Titel schließlich immer mehr an Intensität und Aggressivität gewinnt, ehe er sich zum Ende hin dann doch wieder wenig zurücknimmt und das Album harmonisch und düster ausleitet.

Wer seinen Black Metal gerne atmosphärisch genießt, jedoch die Instrumentierung klassisch und ohne Geklimper wünscht, der sollte sich das Zwei-Mann-Projekt aus Frankfurt unbedingt einmal zu Gemüte führen. „Narbenhain“ verknüpft knorrigen Sound mit Ecken und Kanten mit klagender Melancholie und einer Prise niederschmetterndem Fatalismus, was zugegebenermaßen nicht die taufrischeste Idee im finstermetallischen Spektrum ist, aber von HARVST authentisch und qualitativ stark transportiert wird.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (17.01.2020)

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