TURIA - Degen van Licht

Artikel-Bild
VÖ: 14.02.2020
Bandinfo: TURIA
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Eisenwald
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Ruft man sich die Wetterlage, die (mindestens) seit Anfang 2020 in unseren Breitengraden vorherrscht, in Erinnerung, so gab es im immer noch frischen Jahr bislang wahrscheinlich kaum ein Artwork, das die aktuellen klimatischen Bedingungen und den verknüpften Gemütszustand besser umschreiben könnte, als das TURIAs Fotocover zu "Degen van Licht" tut. Ungemütliche Temperaturen, klirrende Winde, eine Welt getaucht in gräuliche Farbtöne - besser hätten es die Niederländer für ihr Drittwerk also nicht auswählen können. Und wer die aktuell stark aufgestellte und aufspielende niederländische Black Metal-Szene fasziniert verfolgt, wird bereits wissen, dass auch der musikalische Teilaspekt damit einhergehen wird. Hypnotisierend und kontrastarm ist das, wofür sich TURIA mittels diverser Releases bereits selbst zertifiziert haben.

Farbenspiele, aberwitzige Instrumental-Spektakel oder selbst simple Tempowechsel kann "Degen van Licht" dem Hörer definitiv nicht anbieten, dafür aber atmosphärische Kohärenz - und das ist das Markenzeichen des aktuellen niederländisch' Black Metal, der längst seine unverkennbaren Eigenheiten pointiert: Wortkargheit ("Storm"), originelles Tremolo-Picking ("Degen van Licht"), ausladend-hypnotische Instrumental-Passagen ("Merode"). Das bedeutet gleichzeitig aber natürlich auch, dass des einen Hörers Segen wiederum des anderen Hörers Fluch sein kann, da TURIA durchgehend im Midtempo über ihren kolosallen Felsmassiv, der für einen nicht mit der niederländischen Szene vertrauten Hörer gewissermaßen auch sinnbildlich für die ersten Gehversuche auf dem Terrain steht, schreiten und dabei nur wenig Rücksicht auf ihre möglicherweise unerprobte Begleitung nehmen. Einzelne Höhepunkte zu benennen fiele also denkbar schwer, weil Atmosphäre und Kontext hier wertvollere Rollen zuteil werden. Das wird für manch einen durchaus zum Kritikpunkt taugen, doch gibt all das dem Black Metal eine urwüchsige Unnahbarkeit und Kauzigkeit zurück, die - zumindest für mich persönlich - eine willkommene Abwechslung zu Hochglanz-Produktionen, austauschbaren Atmospheric Black Metal-Plagiaten und Fluten an orthodoxem Geschwurbel darstellen und ohnehin, also fernab der jeweiligen Präferenzen des Hörers, ein elementarer Bestandteil des Genres sind und - vor allem - weiterhin sein dürfen/sollten.

Was macht TURIA also aus? Sie kombinieren den klassischen, mystischen Geist, den man ähnlich repetitiv vorgetragen beispielsweise von BURZUM kennt (im positiven Sinne natürlich), mit ungewöhnlichen neuen Ideen bzw. Vorstellungen, die sich primär in den verschrobenen Melodien und der speziellen Atmosphäre wiederfinden. Ob sich das irgendwann in sich selbst erschöpfen wird, bleibt abzuwarten. Doch da man bisher immer wieder erfolgreich damit war, ist ein Ende bzw. eine kreative Durststrecke vorerst nicht absehbar; zumal sämtliche Künstler bzw. Bands dieser Szene ihre unterschiedlichen Eigen- und Feinheiten pflegen. "Degen van Licht" ist also ein weiteres Stimmungs-Meisterstück aus dem Nachbarland, der knorrige Charakter aber sicherlich nicht jedermanns bzw. jederfraus Gusto.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (17.02.2020)

ANZEIGE
ANZEIGE