MITOCHONDRIAL SUN - Mitochondrial Sun

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VÖ: 14.02.2020
Bandinfo: MITOCHONDRIAL SUN
Genre: Electro
Label: Argonauta Records
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Lineup  |  Trackliste

MITOCHONDRIAL SUN mag ein kompliziertes Anthroponym für ein Projekt sein, doch das neue Setting, das sich Niklas Sundin, seines Zeichens Gitarrist und Songwriter von DARK TRANQUILLITY, mühevoll rundherum errichtet hat, visiert ohnehin keine besonders weitläufige Zielgruppe an, sondern besetzt mehrere eher eigenwillige Nischen, irgendwo zwischen cinematischer Electronica, entrücktem Synthwave und sphärischem Ambient, die man als Anhänger der schwedischen Melodeath-Legende schon ansatzweise auf den Bonustracks von "Construct" und "Atoma" erleben durfte. Dass "Mitochondrial Sun" diese Stilmischung mit seiner Solounternehmung zuspitzen würde, dürfte also nicht allzu überraschend sein, denn hier kann Sundin seine Mitochondrien, die sog. "Kraftwerke der Zelle", deren Produktion von Adenosintriphosphat als versatiler Energieträger für alle Zellen dient, freimütig zur Entfaltung aktivieren.

So kann man die mitochondriale Sonne im übertragenen Sinne durchaus als Kraftwerk des menschlichen Geistes interpretieren, denn "Mitochondrial Sun" ist alles andere als ein antriebsloser Sidekick. Sucht man nach Spuren besagter Bonustracks, findet man diese allenfalls in "The Great Filter" oder "Nyaga" wieder, denn ansonsten fällt das Selftitled-Debüt experimenteller und auch weitläufiger aus. Im melancholischen "Chronotopes" und dem treibend-evokativen "Celestial Animal" beispielsweise werden die synthetischen Klänge um den Einsatz eines Cellos erweitert, "Entropy's Gift" könnte mit seiner düster-beklemmenden Space-Atmosphäre auch der ideale Soundtrack für die skandinavische Winterdepression sein, "The Void Begets" und "Arkadia" hingegen für eine nächtliche Traumreise zu den Sternen und die Harmonien eines "Braying Cells" erinnern ganz entfernt an die Hauptband DARK TRANQUILLITY.

Will heißen: "Mitochondrial Sun" ist ein vielschichtiges Werk, das sich nicht nur auf elektronischen Wänden stützt, sondern bereitwillig echte Instrumente sowie Field Recordings bzw. Natursamples inkorporiert, um dem synthetisierten Fundament einen organisch-lebendigen, dynamischen Touch mitzugeben. Das Ergebnis, wenngleich noch nicht überirdisch begeisternd, bereitet Vorfreude auf das, was von MITOCHONDRIAL SUN in Zukunft noch kommen mag. Ein erster, rundum gelungener Schritt ist getan, mögen viele weitere noch folgen und dem Projekt langfristige Überlebensfähigkeit einhauchen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (20.02.2020)

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