GOTTHARD - #13

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VÖ: 13.03.2020
Bandinfo: GOTTHARD
Genre: Hard Rock
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Das dreizehnte Album also...

Mit dem Albumtitel #13 hat man sich somit nicht viel überlegt, aber die Zahl 13 zu verwenden ist allemal besser, als wenn man sich für den Startsong ”Bad News” als Albmumtitel entschieden hätte. Jungs, Jungs... ”Bad News”... das ist so eine Sache. Das ist anscheinend irgendwie das Motto des Albums.

Gespannt, was da Neues kommt, hörten sicher viele – so wie ich – vorab den ersten Song bzw. sahen das Video ”Missteria”. Du liebe Güte, was ist denn das? Das ist nicht GOTTHARD, wie wir sie kennen und lieben gelernt haben. Und ich bin der Meinung, das hat jetzt absolut nichts mit Nic als Nachfolger von Steve zu tun. Das ist eine grundlegende Veränderung der Ausrichtung der Band. Also wenn GOTTHARD 2020 bedeutet: ”ab, Richtung Pop und seichte Sachen”, dann werden die Jungs eine Menge an alten Fans verlieren.

Zum Glück ist das Album dann nicht ganz so enttäuschend, wie dieser vertane Griff Richtung – na was eigentlich? Desert Metal? Das lassen wir lieber mal bei den echten Wüstensöhnen wie MYRATH, die haben das im Griff.

Die neue von GOTTHARD ist also leider beim Durchhören schon hie und da eine echt ”zache Partie”, wie der Österreicher so schön sagt. Die Zeiten, als die Schweizer für astreinen, genialen Hardrock standen, sind vorbei. Man probiert an Neuem herum, versucht anders (ev. moderner ?) zu werden, sich zu entwickeln und neue Hörer anzusprechen (anders kann ich mir diesen Wandel nicht erklären), und endet bei etwas, das mittelmäßig ist, ohne Tiefen, ohne Biss und ohne Power-Hardrock, der nachhältig im Ohr hängen bleibt. Natürlich gibt es einige Songs, bei denen man sich denkt, ”Ok, jetzt wird es passend.” Diese Nummern sind eher in der ersten Hälfte des Albums zu finden. Aber je weiter man hört, umso mehr kommt von dieser extremen Gefühlsdudelei und man versteht die Welt nicht mehr. Ein Love Song ist voll in Ordnung, zwei gehen im Notfall auch noch. Aber solche Heuler, wie zum Beispiel ”Marry You” sind nicht zum Aushalten, und das in dem Alter! (Anm.d. Lekt.: Altersmilde? Midlife Crisis?)

Wie gesagt, die erste Hälfte des Albums ist ja noch so halbwegs rockig und Songs wie der Opener ”Bad News” mit den an die Vergangenheit erinnernden Riffs, Soli und Schlagzeug-Beats, oder das rock’n’rollige ”Every Time I Die” mit massiven Chor-Einsätzen halten noch mit ”Silver” mit.
Auch wenn versucht wird, Schwung in die Bude zu bringen, ist es in der Art von ”Missteria”, das poppig und exotisch sein soll, falsch gemacht. Das klingt so was von altbacken und überzeugt gar nicht. Da fehlt der Rock und das, wofür die Schweizer mal standen. Aber das funky ”10.000 Faces” geht schon in eine andere Richtung.

Dann ein Song mit sehr bekanntem Titel von einer sehr bekannten Band. GOTTHARD covern ”S.O.S.” von ABBA. Das könnte ja was werden, denkt man. Leider liegt man falsch. Das Cover ist irgendwo zwischen Ballade und Pop Song angesiedelt und somit weder Fisch noch Fleisch. Das Original klingt auf jeden Fall besser – sorry, die Cover Version ist in meinen Augen verpatzt, weil ABBA rockiger klingen als eine Rock-Band.

”Another Last Time” zieht sich dann schon ein wenig dahin, die Soli und Riffs sind zäh und man glaubt, sie schon vorher gehört zu haben. ”Better Than Love” ist radiotauglicher Rock, beschwingt und für Otto-Normalverbraucher gemacht. Eigentlich ganz nett, aber das wars halt. ”Save The Date” ist wieder besser und erinnert an früher, aber eher an die gemächlicheren Songs von damals. Dann kommt mit ”Marry Me” der absolute Tiefpunkt und anschließend arbeiten sich GOTTHARD langsam wieder voran Richtung Rock. Das softrockig-bluesige ”Man On A Mission” schaltet in den zweiten Gang, bevor ”No Time To Cry” melodisch-rockig stärker an alte Alben erinnert. Mit ”I Can Say I’m Sorry” legt man erneut eine ordentliche Bremsung hin (zarter Rock, emotionell, sanft) bevor man mit dem wohl künstlerisch wertvollen Song ”Rescue Me” das Album erneut mit einem Fragezeichen ausklingen lässt.

Diese Sachen live rüber bringen? Ich tu mir schwer, mir das vorzustellen. Bei den meisten Neuheiten kann ich mir ein gemütliches Schunkeln vorstellen, aber mehr nicht. Es fehlt einfach die lockere Lässigkeit von früher bei den neuen Songs, es fehlt für mich das Rüberbringen einer Überzeugung/Stimmung, sowie der "Bad Ass" oder "Let's Party" Grundhaltung.

Was ist Rock’n’Roll oder Hardrock? Vor allem ein Feeling und die Möglichkeit, sich für ein oder zwei Stunden in eine andere Welt zu versetzen, Party zu machen, abzufeiern, abzurocken etc. Das kommt leider nur sehr selten auf "13" vor. Zum Beispiel hat ”Another Last Time” schon diese Passagen drinnen, aber dann kommen die gemächlicheren Stellen und man ist wieder beim Schunkeln. Natürlich machten  GOTTHARD früher auch diese Wechsel in den Songs, aber da war das überzeugender und stimmiger.

Und nein, es liegt nicht am Sänger, es ist die Gesamtkomposition, die nicht überzeugt. Bei ”Bang!” ging es ja noch, ”Silver” hat dann ordentlich nachgelassen, aber nun ist irgendwie der Ofen aus bzw. es fehlt an frischen, knackigen Ideen und/oder dem Willen, dort weiterzumachen, wo man mal war. Weil dass sie es nicht mehr können, das glaube ich nicht, das zeigen ja diverse Solo-Projekte.

Wenn ich in's letzte Jahr zurück blicke, ist wohl das Solo-Album von CORE LEONI das bessere GOTTHARD Album geworden. Bei der "Nummer 13" muss sich der Fan oft mit Weichspüler und seichten Sachen zufrieden geben. Es mangelt an Sangesqualität, Textinhalten und auch musikalisch bzw. an der Rockmusik an sich.
Schade.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (11.03.2020)

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