THE AMITY AFFLICTION - Everyone Loves You Once You Leave Them

Artikel-Bild
VÖ: 21.02.2020
Bandinfo: THE AMITY AFFLICTION
Genre: Post Hardcore
Label: Pure Noise Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

"Misery" war eine dieser Platten, die geliebt oder zerrissen wurde, denn THE AMITY AFFLICTION wagten einige Experimente, die mal gut und mal weniger gut funktioniert haben - mutig waren sie allemal! Die Singles der neuen Platte mit dem sehr kurz gehaltenen Titel "Everyone Loves You Once You Leave Them", die wir in der Folge mit "ELYOYLT" abkürzen werden, ließen einen relativ großen Back to the Roots Sound erklingen, doch ist es genau das, was die Jungs mit dem Nachfolgewerk von "Misery" anstreben oder steckt mehr dahinter?

Das stimmige Intro mit Joels verzerrten Screams kreiert eine dichte Atmosphäre, die spielend in den wuchtigen Opener "All My Friends Are Dead" einführt. Hier sind definitiv die Strophen das Aushängeschild, denn die Hook kann getrost beiseite geschoben werden, so monoton wie sie nun mal wirkt. Macht nix, der Rest fetzt den Kopf weg und heizt eben jene Spekulation weiter an, THE AMITY AFFLICTION würden sich wieder deutlich ihrem Grundsound annähern. Die zweite Single "Soak Me In Bleach", die einen deutlich markanteren Chorus anstrebt, gießt hier zwar auch nochmal Öl ins Feuer, doch lasst euch gesagt sein, dass dieses Gedankengut spätestens mit "All I Do Is Sink" zerschmettert wird. Was "Misery" an Experimentierfreudigkeit offenbarte, wird hier wieder aufgegriffen und zeigt einen großzügigen Einsatz von Synthie Sounds respektive Pianoklängen. Die Bridge setzt auf einen sehr poppigen Klang, wohingegen die Hook eine gute Mitte findet. Der Gitarrensound kommt wuchtig daher, der Rest konzentriert sich abseits der Strophen merklich auf den melodischen und poppig angehauchten Klang. Wem das aber noch nicht reicht, der wird mit "Alonliness" komplett "zerstampft", was in diesem Fall nicht auf den Sound zurückzuführen ist. Rod Stewart veredelt hier offenbar die Strophen mit seiner rauchigen Stimme (kleines Späßchen am Rande", während der Rest in balladeske Gefilde abdriftet, die sich im Laufe in etwas "tanzbares" verwandeln. Die Nummer ist zwar durchaus catchy, fügt sich aber nicht gut ins Gesamtgefilde ein. Experimente hin oder her, der Track wirkt wie ein völliger Fremdkörper und wirkt bisweilen etwas anstrengend. "Forever" gräbt wieder etwas mehr in der Melancholiekiste, die Alben wie "Chasing Ghosts" ihren charakteristischen Sound zu verdanken haben, doch plätschert das Ganze etwas zu 08/15-mäßig vor sich hin und gerät schnell in Vergessenheit. "Just Like Me" strebt eine vergleichbare Gangart an wie das poppige "Aloneliness", trifft hier aber deutlich mehr meinen Geschmack. Die ruhigen Strophen vermögen es, Cleans mit Screams perfekt zu kombinieren und begleiten uns in einen simplen, aber doch sehr energischen Chorus, der mitzureißen weiß. Hier funktioniert der poppige Electro Ansatz, den die Jungs anstreben deutlich besser und passt auch zum Gesamtbild. "Catatonia" möchte gen Ende nochmal die alteingesessenen Fans begeistern und feuert mit Sekunde eins aus allen Rohren. Was für ein brutales Monstrum, das uns hier serviert wird. Hier kommen tatsächlich sehr starke "Youngbloods" und "Chasing Ghosts" vibes auf, ohne einen zu sehr anzubiedern.

Nun habe ich gar keinen Gebrauch von meinem tollen Kürzel gemacht, was den Albumtitel anbelangt, aber das macht nichts. Die Scheibe findet hier und da eine gesunde Mischung aus den Wurzeln der Band, die sich mit dem moderneren Sound zusammentun und eine gute Funktionalität beweisen. Leider fallen ein paar Tracks ab, weil der letzte Feinschliff fehlt, sich in der Diskografie als Hausnummer durchzusetzen. Dennoch ist das Album ein Kompromiss, der für Fans sicherlich etwas besser funktionieren wird als "Misery". Ich persönlich warte noch darauf, dass mich die Jungs wie mit ihrem Jahrhundertwerk "Chasing Ghosts" nochmal so RICHTIG bei den Emotionen packen, aber auch "Everyone Loves You Once You Leave Them" ist leider nur eines von vielen Alben, die ich im Alltag höre und irgendwann wieder vergesse. 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Sonata (25.02.2020)

ANZEIGE
ANZEIGE