XIV DARK CENTURIES - Waldvolk

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VÖ: 28.02.2020
Bandinfo: XIV DARK CENTURIES
Genre: Viking Metal
Label: Einheit Produktionen
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Lineup  |  Trackliste

Ich würde höchstwahrscheinlich bereits verschriftlichte Gedankengänge aufwärmen, wenn ich über die Entwicklung der deutschen Pagan- bzw. Viking-Metal-Szene in den letzten Jahren sinnieren würde, aber wenn man nach neun Jahren ("Gizit dar Faida" erschien 2011) mehr oder minder urplötzlich ein neues XIV DARK CENTURIES vor sich sieht und dann hört, reibt man sich schon verwundert die Augen, wohin all die Zeit verronnen ist. Von vielen anderen Vertretern aus der einst florierenden deutschen Wald-und-Wiesen-Branche muss oder sollte man sicherlich nichts mehr erwarten, aber die Thüringer haben diese Zeit offensichtlich genutzt, um sich dem "Waldvolk" anzuschließen und mit diesem ihr viertes Werk einzuspielen.

Die große Begabung dieses Waldvolkes? Nostalgie. Pure Nostalgie. Bezeichnend, zum Beginn einer neuen Dekade die Sehnsucht nach der Vergangenheit zu stillen - doch das Vorhaben greift: "Waldvolk" wird zwar sicherlich keine erneute Zeitenwende zugunsten des Genres einläuten, denn dafür ist es wahrscheinlich schon ein ordentliches Weilchen zu spät, gleichzeitig müssen sich XIV DARK CENTURIES aber auch nicht mehr etablieren, denn das gelang ihnen unlängst. Am Konzept hat sich denkbar wenig geändert: Stimmungsvoller Prolog, epischer Epilog, abwechslungsreiche Mischung aus treibend-dynamischem, furiosem Viking/Pagan Metal ("Skogafulka" und "Svava" z.B.) sowie hymnisch-folkige Sagen ("Sunna" und "Ich bin das Feuer" z.B.) - fertig ist die charmant-altbackene Zeitreise zurück zu den Anfangstagen der später äußerst beliebten Sparte.

Nebst den altgedienten Veteranen macht dabei besonders Manuel Herz am Schlagzeug, der 2017 zu XIV DARK CENTURIES gestoßen ist, eine sehr gute Figur, weil er voller Elan durch das angrenzende Waldgebiet spurtet und hörbar viel Leidenschaft bzw. Energie investiert hat. Worüber man sich hingegen vortrefflich streiten kann, sind die enthaltenen Neu-Aufnahmen von "Julenzeit" und "Bragarful" (beide stammen von der "Jul"-EP aus dem Jahre 2005) sowie "Runibergun" (vom "Skithingi"-Album aus dem Jahre 2006). Wenn man es besonders erbsenzählend oder haarspalterisch betrachten möchte, kann man XIV DARK CENTURIES hier der Resteverwertung beschuldigen, doch die drei Stücke fügen sich dem Gesamtkontext - meiner Meinung nach - so gut, dass derlei Kritik schon arg überzogen wäre. 

Die Wiedergeburt einer ganzen Subkultur muss man, wie gesagt, auch weiterhin vertagen, aber das gehört auch nicht zum Kern-Aufgabengebiet von XIV DARK CENTURIES, die sich auf "Waldvolk" achtbar präsentieren und dabei den oftmals komplizierten Spagat zwischen charismatischer Nostalgie und frischem Auftrieb meistern. Fans der Band wie auch Zeitzeugen des großen Viking- und Pagan-Metal-Aufschwungs werden sich in den Reihen des Waldvolkes wohlbehütet fühlen und gerne an die Blütezeit zurückerinnern. Wenn nun auch noch MENHIR mit einem neuen, letzten (?) Werk zurückkehren würden, wäre die Überraschung wahrlich perfekt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (02.03.2020)

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