THEN COMES SILENCE - Machine

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VÖ: 13.03.2020
Bandinfo: THEN COMES SILENCE
Genre: Gothic Rock
Label: Oblivion/SPV
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Lineup  |  Trackliste

Keine Panik, liebe Leser, bei THEN COMES SILENCE handelt es sich natürlich weder um das zynische Ende eines verfrühten Covid-19-Scherzchens noch um den tragischen Ausgang eines taufrischen Endzeitromans, nein, wir sprechen hier immer noch von der gleichnamigen, vierköpfigen Band aus Schweden, die sich zwischen Gothic Rock und Post-Punk eingegliedert haben und mit ihrem Nuclear-Blast-Debüt "Blood" vor drei Jahren allenfals mäßig begeistern konnten. Die Liaison mit dem Label endete zwischenzeitlich wieder, viel wichtiger ist im kontextuellen Sinne zu "Machine", dem kürzlich über Oblivion / SPV erschienenen Nachfolger, aber, dass man beide Gitarristen durch frisches Blut ersetzt hat. Okay, diese furchtbar ausgelatschte Metapher klingt nun so, als würde sich hier alles um einen kitschigen Vampir-Streifen für Kids und Teeniegirls drehen, doch weit gefehlt - hier wird vor Freude taumelnd direkt im Abgrund getanzt, den wir uns selbst geschaufelt haben.

Warum erwähne ich den Besetzungswechsel? Klar ist es üblich, diese abzuarbeiten, um die Zeichenzahl zu strecken, den Leser kurz und bündig zu informierieren und damit irgendeinem ungeschriebenen Dogma zu folgen. Aber bei "Machine" geschah oder geschieht dies aus einem spezielleren Anlass, denn es ist, ebenfalls kurz und bündig formuliert, besser als sein Vorgänger - und profitiert dabei eben  enorm vom neuen Gitarrenzweier Jonson / Zombie. Tatsächlich ist (das mir persönlich etwas zu schwülstige/poppig) "W.O.O.O.U." der einzige Durchhänger im ansonsten sehr griffigen Gothic-Post-Punk-Mix, der sich nicht gekünstelt düster gibt und, abgesehen von erwähntem Beispiel eben, stets in einer bekömmlichen Schnittmenge zwischen anachronistischen Eingängigkeitsriten ("Apocalypse Flare" und "Dark End" z.B.) und etwas moderneren Dark-Rock-Trips ("Devil" und "Glass" z.B.) schwebt, ohne dabei Schwermut zu emittieren.

Manchmal ist es also wirklich kurios, welche Kräfte ein Umbruch freisetzen kann. Schrub ich in bereits verlinkter Rezension also noch davon, „dass der Instrumentierung oftmals der entscheidende Funke, das letzte Quäntchen abgeht, um den eigenwilligen Sound vollends zu entfachen - und sich die Atmosphäre sowie das Ohrwurmpotenzial dadurch nicht so recht, bzw. nur spärlich entfalten können​“, so hat mich "Machine" - vor allem! - durch oder mit seine(r) Hitdichte überrumpelt. Dabei bleiben nicht nur wahnsinnig viele gute Refrains ("We Lose The Night" ist nur eines von zahlreichen Beispielen) und das spannende Duett mit Karolina Engdahl ("Ritual"), sondern auch vermeintlich banale Dinge wie Basslines ("I Gave You Everything"), psychedelische Kurzreisen ("Kill It") oder sphärische Synthies ("Cuts Inside") hängen. Was mir und womöglich ausschließlich mir bzw. meinen persönlich präferenzierten Rezeptoren fehlt, ist ein bisschen mehr Melancholie oder Schwere. Nun können wir uns wieder dem Streit zu deutlich wichtigeren Narrativen wie dem der numerischen Wertung widmen, aber um diese Rezension versöhnlich abzuschließen, sei noch so viel für die Nachwelt festgehalten: "Machine" ist ein rundum tolles Album, das, und das ist mir im heutigen Zeitalter besonders wichtig, nicht nur mit starken Einzelkünstlern bzw. Singles protzt, sondern auch als Kollektiv prächtig funktioniert.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (17.03.2020)

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