BISMARCK - Oneiromancer

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VÖ: 17.04.2020
Bandinfo: BISMARCK
Genre: Doom Metal
Label: Apollon Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

BISMARCK setzen mit ihrem zweiten Album "Oneiromancer" ein starkes Lebenszeichen aus dem norwegischen Doom-Underground, aufgenommen und produziert wurde dieses von niemand Geringem als dem Engländer Chris Fielding, dessen Referenzen sich wie das Who-Is-Who der Doom-Szene lesen - darunter Größen wie ELECTRIC WIZARD und CONAN und Underground-Tipps wie MOSS oder MAMMOTH WEED WIZARD BASTARD. Das lässt die Erwartungen in die Höhe schnellen. Trotz der vielen Sub-Genres im Doom ist es gar nicht so einfach BISMARCK in eine Schublade zu stecken, aber vermutlich wollen sie auch in keine passen. Ich würde es Psychedelic Sludge Doom nennen, aber auch die Einflüsse des guten alten norwegischen Black Metals lassen sich nicht verleugnen. Die Norweger nutzen ein breites Spektrum und schaffen ihren eigenen, finsteren Sound. Fuzzige Stoner Elemente, schwere Sludge- und Doom-Riffs, psychedelische Sounds und atmosphärische Passagen inklusive.

Schon das über vier Minuten lange Intro "Thahaghghogh Resalat" weist mit orientalischen Klängen in die experimentielle Richtung. Immer mehr verschwimmt der Sound, bis der Hörer vom Titel-Track "Oneiromancer" mit Blastbeats und tiefen Growls jäh aus der beschaulichen Atmosphäre gerissen wird. Zuerst denkt man, man hört eine astreine Sludge Nummer mit dem nötigen Groove, bis ein psychedelisch anmutender Klangteppich immer mehr Raum gewinnt und man sich plötzlich in einer gänzlich anderen melancholisch-verträumten Stimmung wiederfindet - und auch rückwärts klappt die Verwandlung vom Psychedelic Rock zum Sludge wieder. Eine etwas wilde Kombination, die aber über das ganze Album hinweg konsequent gut umgesetzt zum Einsatz kommt. Der anschließende, bereits vorab veröffentlichte Song "The Seer" groovt in Black and Roll Marnier im rhythmischen Mid-Tempo ordentlich los und kann gegen Ende mit ein paar fetten Riffs punkten, insgesamt ist er jedoch aus meiner Sicht der unspektaktulärste Titel auf dem Album. Richtig gut kommt das Gesamtpaket erst zur Geltung, wenn man das Album am Stück hört. Vom sehr energischen Beginn ausgehend gewinnt "Oneiromancer" mit längerer Laufzeit immer mehr atmosphärischen Charakter. Man wagt sich an Clean-Vocals in Abwechslung mit den Growls, das Tempo wird ruhiger, die Riffs doomiger, bis es mit dem Schlusstrack "Khthon" in einem intensiven, sehr atmosphärischen Doom-Track endet.

Im Vergleich zum ersten Album hat man am Stil gefeilt und sich ein Stück weiter vom Stoner-Sound entfernt, diesmal geht es doch wesentlich härter zur Sache und die Bemühungen, einen eigenständigen Sound zu erreichen, tragen Früchte. Sicherlich ist "Oneiromancer" kein einfacher Stoff, es ist komplex und benötigt ein paar Durchgänge, bis man seine gesamte Bandbreite erfasst hat. Da ich aber Experimentierfreude und das Ignorieren von Genre-Grenzen schätze, ist die intensive Beschäftigung mit dem Album zumindest für meine Ohren eine Wohltat gewesen. Die Scheibe kommt am 17.04.2020, unter anderem in limitierter Form auf schickem Splatter- Vinyl, auf den Markt, Vorbestellungen via Bandcamp sind bereits möglich. Von mir gibts hierfür jedenfalls eine klare Empfehlung.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Marlene Krempl (11.04.2020)

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