WE BLAME THE EMPIRE - Aero

Artikel-Bild
VÖ: 13.04.2020
Bandinfo: WE BLAME THE EMPIRE
Genre: Metalcore
Label: Animalsmoshharder Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Nach dem fulminanten Debüt „These Waves Won't Take Me“ aus dem Jahr 2017, steht nun endlich das lang erwartete Zweitwerk der heimischen Metalcore-Senkrechtstarter WE BLAME THE EMPIRE kurz vor der Veröffentlichung. Sieht man sich die Themenauswahl des Albums an, so könnte sie, obwohl bereits im Laufe des vergangenen Jahres kreiert und aufgenommen, aktueller nicht sein. Beschäftigt man sich eingehender mit den Texten, die von ausnehmend pointiertem Metalcore verdeutlicht werden, so bekommt man fast das Gefühl, dass der oberösterreichische Vierer beim Songwriting einen Blick in die Zukunft werfen konnte, so beklemmend authentisch und am Puls der Zeit präsentieren sich die Lyrics.

„Let The Earth Breathe“ schreit Borsti ins Mikro, ehe die erste Welle an aggressivem Riffing über den Hörer hereinbricht. Der Opener „Updraft“ macht nahtlos dort weiter, wo WE BLAME THE EMPIRE im Vorjahr mit ihrem großartigen Single-Doppelschlag „Silhouette“/“Silent Throne“ (letzteres bildet als Akustikversion auch den Abschluss des Albums) aufgehört haben. Die Gitarren sind im Vergleich zum Debüt deutlich breiter und aggressiver geworden, das Songwriting noch ausgefeilter und pointierter, wie man anhand des einnehmenden Spannungsbogens bei „Distress Call“ erahnen kann. Eine Eindringlichkeit, die man auch und vor allem in Titeln wie „Revelations“ spürt, welches das Gefühl der Hilflosigkeit, wenn alles über einem zusammenzubrechen scheint - was aktuell vermutlich nicht wenige Leute am eigenen Leibe verspüren – gerade durch die hilflos-wütenden Growls von Borsti anschaulich transportiert.

Am stärksten präsentieren sich WE BLAME THE EMPIRE in den kantigen, wütenden Titeln wie „Impact“, welches von den herben Enttäuschungen durch Menschen, denen man sich geöffnet hat, handelt. Das Zusammenspiel aus Borstis Gegeifer und dem klaren, kraftvollen Cleangesang von Gitarrist Moli, gepaart mit wundervollen, teils melancholischen Klavierpassagen, vermag es die passende Atmosphäre zu entzünden. „Showdown“ ist der wahrscheinlich herausstechendste Titel des Albums, liefert er doch den passend aggressiven Song zum aufrüttelnden Text – auf den Punkt. „We will not bow down, we won‘t obey!“ - wann, wenn nicht in der aktuellen Situation, in der unsere persönliche Freiheit zugunsten einer schwer greifbaren Bedrohung beschnitten wird wie noch wie, sich demokratische Staaten über Nacht in diktatorische Systeme verwandeln, würde dieser Song mit seiner kraftvollen Instrumentierung und der Gänsehaut-Bridge besser passen. Die Folgen der Themenkreise von „Impact“ und „Showdown“ greift das deutlich sanftere, aber nicht minder eindringliche „Stay With Me“ anschaulich auf, indem es in einer Verbindung aus melancholischen Melodien und harschen Eruptionen auf musikalische Weise verdeutlicht, dass auch Menschen die stark erscheinen, jäh aus der Bahn des Lebens geworfen werden können.

Anstatt den Hörer jedoch mit negativen Botschaften zurück zu lassen, kehren WE BLAME THE EMPIRE mit dem Breakdown-lastigen „Innervision“ (mit starkem Refrain und träumerischem Solo!)  und dem abwechslungsreichen „Pathways“ zu positiven, aufbauenden Themen zurück. Ein würdiger Kreislauf, den es sich lohnt zu entdecken, da er dem Hörer das Gefühl vermittelt, dass auch in den dunkelsten Stunden irgendwo noch ein Funke der Hoffnung (für die Zukunft) glimmt. Nicht nur für unsere geschundene Erde, sondern auch und vor allem für uns selbst.

Metalcore mag vielleicht in vielerlei Hinsicht abgedroschen und übersättigt sein, doch es gibt immer wieder Bands, die sich mit musikalischem Können und einem Händchen für authentisches Songwriting und bedeutungsschwere Texte abseits von klischeehaften Robbenretter-Parolen aus der Masse herausheben. WE BLAME THE EMPIRE sind genau diese Band, die einem beinahe totgerittenen Genre authentisches Leben zurückgeben. Deshalb sollte man „Aero“ auch nicht anhand des Genrestempels abwinken, sondern dem Album die Aufmerksamkeit schenken, die es verdient.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (07.04.2020)

ANZEIGE
ANZEIGE