HEAVEN SHALL BURN - Of Truth & Sacrifice

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VÖ: 20.03.2020
Bandinfo: HEAVEN SHALL BURN
Genre: Melodic Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Der Charteinstieg auf Nr. 1, gepaart mit dem "Gedisse" seitens des Oberkaspers Pietro Lombardi hat HEAVEN SHALL BURN wohl auch jedem Marianne Rosenberg-Fan (die Dame war Vorgängerin auf Nummer Eins) in der hinterletzten Stube Deutschlands zum Begriff gemacht.

Die Thüringer waren im Metalcore/Death Metal-Genre natürlich schon vorher in Europa ganz vorne und gaben auf großen Touren und ebenso großen Festivals den Headliner. Die grundsympathischen Ostdeutschen schafften kurioserweise mit dem wohl anspruchvollsten Album ihrer Karriere ihren, zumindest offiziellen, Höhepunkt in der deutschen Musiklandschaft.

"Of Truth & Sacrifice" ist am 20. März erschienen und dieses Gebirge eines Albums (Monolith ging mir erst durch den Kopf, doch dafür ist dieser Beinahe-100-Minuten-Brocken einfach zu abwechslungsreich) wirft dem alten und neuen Fan einiges zum Verdauen vor. 19 Songs, auf zwei CDs (Alben) verteilt, soundtechnisch auf einem Level, wie wir ihn in der heutigen Zeit nur selten erleben. Klar, druckvoll aber nicht übersteuert, nicht zu laut, die Drums angenehm ruhend in der massiven Gitarrenwand und über allem die harschen Vocals von Marcus Bischoff. Maik Weichert und Alexander Dietz haben den Aufnahmeprozess selbst in die Hand genommen, beim Mastering gingen ihnen Patrick W. Engel, Eike Freese und Tue Madsen zur Hand. Ehrlich gesagt ist mir ein dermaßen knallhartes und doch angenehmes Klangbild schon sehr lange nicht mehr untergekommen. Hier haben absolute Pros ihre Hände im Spiel gehabt. Härte nicht der Härte willen, sondern um das Musikschaffen und die Songs auf eine neue Ebene zu heben.

Auf "Of Truth And Sacrifice" wird das härtere Metalgenre von beiden Seiten in die Zange genommen und mit einer Heftigkeit auf die gesamte Spielzeit gelegt, dass hier wirklich kaum Zeit zum Ordnen der Gedanken ist. Hits wie "Protector", "My Heart And The Ocean", Songs mit Deutsch-Industrial-Anleihen wie "Übermacht", Technoreisser wie "La Résistance", erschütternde Mahnmale wie "Übermacht" oder HSB-typische Vernichter wie "Tirpitz" (das Lieblingsschlachtschiff von Maik Weichert), die grindig-deathige NUCLEAR ASSAULT-Coverversion "Critical Mass", und ein ruhiges, mit elektronischen Versatzstücken geschmücktes Abschiedslied mit "Weakness Leaving My Heart". Das hier wohl nebenbei eine der moralischsten, anständigsten Bands dieses Planeten am Werken ist, versteht sich von selbst.

Der Rest der Songs ist um nichts schlechter. Was diese Band hier auf diese für wohl alle anderen Bands viel zu lange Leinwand malt stellt im Moment so ziemlich alles in den Schatten was sich Metal schimpft. 100 Minuten Musik, dachten wir alle, diese Chuzpe muss man erstmal haben. Wie es sich nun herausstellt, haben HEAVEN SHALL BURN damit alles richtig gemacht. Das Album geht nicht immer am ganzen Stück, aber das macht nichts, man kann sich mal hier, mal dort einklinken und einfach die Wucht und die Emotion dieses Opus Maximus über sich hereinprasseln lassen. Hier macht alles Sinn, hier hat alles seinen Platz, hier stimmt wirklich alles. Selbst die Stimme, mein Hauptproblem mit Metalcore-Bands, kommt mittlerweile gut.

Da wird heuer wohl nicht mehr viel drüber kommen.

 

 

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (04.04.2020)

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