THE SUICIDE MACHINES - Revolution Spring

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VÖ: 27.03.2020
Bandinfo: THE SUICIDE MACHINES
Genre: Ska-Punk
Label: Fat Wreck Chords
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Mit THE SUICIDE MACHINES betritt der Verfasser gewissermaßen Neuland. Nicht etwa in musikalischer Manier, aber gleichwohl in dem Sinne, dass ihm die Detroiter Truppe um den singenden Bandgründer Jason Navarro bisher so unbekannt waren wie der Begriff "Ska-Core". Dabei existiert besagtes Quartett mit Unterbrechung bereits seit 1991 und hätte spätestens mit seinem Beitrag zum SICK OF IT ALL-Tribute-Sampler "Our Impact Will Be Felt" (2007) ins Ohr fallen können. Wer die Band schon länger verfolgt, wartet seit nunmehr fünfzehn Jahren auf den Nachfolger von "War Profiteering Is Killing Us All" (2005) und darf sich nun - nach anderthalb Dekaden kreativer Sendepause, einer vorübergehenden Bandauflösung und einer Neubesetzung der Gitarre - schließlich über das siebte Album "Revolution Spring" freuen.

Der sich anbahnende Frühling ist nun leider nicht der unbetrübteste seiner Art, weil die meisten jahreszeitbezogenen Aktivitäten (aus vernünftigem Grunde) auf den engsten Familienkreis oder die eigenen vier Wände beschränkt sind. Doch wenn wir so tun, als wäre alles normal, dann hätten wir mit diesem Album schon einen ersten patenten Soundtrack-Kandidaten für die ersten Open Airs, Grillpartys, Saufgelage, usw. Die 35 Minuten des Albums gehen locker von der Hand - und das nicht nur, weil die bewährte Formel aus flotten Ska-Rhythmen, heiteren Melodien und virtuosem Geknote auf dem Viersaiter für sich gesehen schon zügig die Tanzglieder reizt. Songs wie "To Play Caesar (Is To Be Stabbed To Death)" schreien nur so nach Sommer-Sonne-Bierbeschleuniger - wer dabei die Füße still hält, ist selbst schuld. Das Ausleben der hierdurch heraufbeschworenen Reize ist zwar im Moment nur sehr eingeschränkt möglich, aber immerhin sorgt das Vorgetragene für eine spürbare Gemütsaufhellung in einem vom Ausnahmezustand bestimmten Frühjahr.

Daneben bietet "Revolution Spring" abwechslungsreiche Kompositionen, die nicht selten an bekannte Größen aus der Punk- und Hardcore-Ecke erinnern. "Black Tar Halo" und "Impossible Possibilities" bspw. deuten sehr in Richtung der Berkeley-Straßenköter RANCID oder deren skalastigeren Vorgängerband OPERATION IVY. "Eternal Contrarian" liebäugelt mit der melodischen Spielart ANTI-FLAGs, wogegen "Detroit Is The New Miami" Ska und musikalischen Frohsinn fast komplett über Bord wirft und dem Hörer stattdessen eins im Stile von AGNOSTIC FRONTs "Riot, Riot, Upstart"-Phase in die Kauleiste zimmert. Die offenkundige Sing- und Tanzbarkeit im musikalischen Teil sollte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Message der Band nach wie vor kritisch und ernst ist. Bandkopf Jason Navarro verarbeitet mit seinen Texten kapitalismuskritische Gedanken ("Babylon Of Ours"), gesellschaftliche Themen aus seinem Umfeld ("Bully In Blue", "Flint Hostage Crisis", "Detroit Is The New Miami") und auch persönliche Themen wie den Verlust eines Freundes ("Trapped In A Bomb").

Die zahlreichen Reminiszenzen sind an dieser Stelle ausdrücklich als Lob zu verstehen. Das Gebotene wirkt nicht offensiv abgekupfert und punktet mit einem hohen Niveau bei sauber ausgeloteter Laufzeit. Nicht zu kurz, nicht zu lang, nicht zu eintönig - "Revolution Spring" gibt auf voller Distanz Gas und leistet sich keinen Platten. Till Lindemann würde wahrscheinlich sagen "mit viel Oktan und frei von Blei". Damit kann der Sommerpogo starten, wenn auch bis auf Weiteres auf dem heimischen Balkon - und falls man dabei runterfällt: ab dem dritten Stock beim Aufprall abrollen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (07.04.2020)

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