Vintersorg - Solens Rötter

Ein akustischer Einstieg bietet dem Opener „Döpt i en Jökelsjö““ die perfekte Spielwiese für die einmal mehr aussergewöhnliche Stimme von Bandkopf und Naturliebhaber Andreas Hedlund (alias Vintersorg); wer schon mal das Vergnügen hatte eines seiner Werke (egal ob Borknagar, Havayoth oder Otyg – der Mann bürgt für Klasse !) unter Kopfhörer zu genießen weiss dass der visionäre Querdenker 100%ig in seiner Arbeit aufgeht – halbe Sachen sind sein Ding nicht…

Angekündigt als „Back to the Roots“-Album (die Erstwerke enthielten wunderbare Folkmetal-Hits, waren aber musikalisch eher simpel – dafür oft eingängig – gestrickt; die Nachfolgewerke waren musikalisch weitaus interessanter, verfolgten aber eine progressivere Linie …) ist „Solens Rötter“ vor allem Eines: die visionäre Umsetzung eines Mannes der in seiner Musik aufgeht und sich und seinen Fans kein „einfaches“ Album gönnt – zuviele Elemente berauben manchen Songs die Faszination, der Simplizität – alleine das jazzige Trommelfeuerwerk von Asgeir Mickelson ist sicher eine Klasse für sich, in den Kompositionen jedoch wirken sie zeitweise wie ein Fremdkörper und machen (zumeist) das Liedgut zu einer Schaustellung seiner Künste – der kalte, teils sterile Sound macht dieses kleine Manko dann auch nicht besser; da wäre ein wenig mehr „Wärme“ bzw. „Leben“ angebracht gewesen um dieses Klangfeuerwerk besser auf den Hörer wirken zu lassen…

Das Material an sich ist sicherlich ein Genuss – diverse (wohl künstlich geschaffene) Instrumente ala Flöte, Harfe oder Violine bereichern die abwechslungsreichen und impulsiven Kleinode um einen wesentlichen Bestandteil; auch die von den vorangegangen Werken bekannten (beliebten?) progressiven Schlenker sind weiterhin vorhanden, nur eben nicht in dem Übermass als dass sie der Kraft des Songmaterial hinderlich wären – auch die agressive, leicht schwarzmetallische Seite wird sparsam und songdienlich eingesetzt; nichtzuletzt übernimmt Mr. Vintersorg himself an ausgesuchten Stellen wieder das Gekeife im gesanglichen Bereich und sorgt somit auch stimmlich für Spontanität und Abwechslung im Geschehen!

Ruhige, fast balladeske Parts gehen oft Hand in Hand mit einem musikalischen Ritt auf dem schwarzmetallischen Vulkan – dass sich der Begriff „Nordic Folk Metal“ (der auf der Rückseite der Promo-CD prangt) hier nahtlos einfügt beweist das erneute Geschick des Namensgebers; sein virtuoses Spiel auf Gitarre und Keyboard sorgen dafür dass auch Freunde dieser Musikrichtung sich nicht an den progressiven Elementen stossen… Auch wenn diese auf dem abschliessendem Track manchmal die Überhand gewinnen und rein instrumenteller Natur sind bleibt das 7. Werk von Vintersorg eine spannende, kurzweilige Angelegenheit dem es nur an den Ausnahmesongs und einem lebhafterem Sound mangelt – alte Fans (und solche die es noch werden wollen) sollten dem neuen Tonträger mal ein Ohr leihen und sich selbst ein Bild machen; einen Pflichtkauf stellt das neue Studioalbum ebensowenig dar wie einen Fehlkauf…

Anspieltipps meinerseits: „Perfektionisten“ (trotz des deutschen Titels wie alle übrigen Texte in Schwedisch gehalten !) bzw. „Stralar“!