EXGENESIS - Solve Et Coagula

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VÖ: 15.05.2020
Bandinfo: EXGENESIS
Genre: Death/Doom Metal
Label: Rain Without End Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Manchmal lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Hätte ich z. B. nicht den Promokatalog von Rain Withouth Ends Records / Naturmacht Productions etwas genauer unter die Lupe genommen, wäre mir das EXGENESIS-Debutalbum "Solve Et Coagula" womöglich noch durch die Lappen gegangen. Doch wie bei der neuen SABIENDAS-Scheibe war mir die redaktorische Neugier hold -  zudem erschienen das flüchtige Studium des Coverartworks und ein ebenso unverbindliches Anteasern der Single "Where The Hope Ends" alleine als Anlass genug, das Werk näher unter die Lupe zu nehmen.

Wie so oft erweist sich die spontane, aus einer Laune heraus geborene Entscheidung, das noch unbekannte Trio aus der unendlich scheinenden Masse von potenziell prä-populären Interpreten herauszupicken, als kleiner Glücksgriff. Schließlich entpuppt sich das musikalische Schaffen der seit 2014 existierenden Band als sympathisches Death-Doom-Gebräu, das auf den ersten Hörer dezent an das grandiose Debut der Portugiesen von OAK erinnert. Die behutsamen Doublebass-Beats im Auftakt des Openers "Hollowness" und die tiefen, grollenden Growls von Alejandro Lotero schlagen vom Ansatz her in eine ähnliche Kerbe und erschaffen auch eine ähnlich einnehmende Atmosphäre...einen tiefen Sumpf aus hart anhaftendem Teer, dem man sich auch nach kurzem Kontakt nur schwer wieder entziehen kann.

Würde man sich jedoch weiterhin auf die Gemeinsamkeiten mit dem besagten, subjektiv als Genre-Highlight zelebrierten Werk beschränken, würde man dem Vorliegenden jedoch keineswegs gerecht und würde damit die wichtigste Eigenheit der Band vollends unter den Tisch kehren: die Melodie! Denn EXGENESIS komponieren in Territorien, in denen die Leadgitarren klar dominieren und das Erscheinungsbild der Musik prägen. Die Stimmung bewegt sich dabei von tiefer Melancholie ("Embers") über vorsichtigen Kampfgeist ("Hollowness") bis hin zu triumphalen Siegeszügen im Titelsong-Duett aus "Solve" und [um nicht zu sagen: "Et"] "Coagula". Die stählerne, scheinbar unverwundbare Seite des Konstrukts (Rhythmusgitarren und Vocals) vermengt sich mit einer zerbrechlichen Kehrseite (Leadgitarre) und schafft im Zusammenspiel kontrastreiches Wechselbad aus Angriff und Flucht. Die immer wieder eingestreuten BM-Screams untermalen dabei die schmerzhafte Komponente und machen sie beinahe fühlbar.

Dank der angenehmen Singstimme und eingängiger Melodien zündet das Material beim ersten Spin, braucht aber dennoch mehrere Durchläufe, um vollends ergründet zu werden. Einzig im Mittelteil läuft man Gefahr, sich in Richtung Nirwana wegzuträumen und den Faden zu verlieren. Doch unterm Strich tut dies dem positiven Gesamteindruck von "Solve Et Coagula" einen bestenfalls moderaten Abbruch. Mit etwas pfiffigeren Spannungsbögen oder mehr Nummern vom Kaliber "Hollowness" oder "Coagula" könnte man im Gegenteil schon von einem neuen Senkrechtstarter sprechen. Daher sollte man sich auch nicht den Kopf über Feinheiten zerbröseln [Solve] und sich stattdessen lieber das eine ums andere Mal mit EXGENESIS verbinden [Coagula].



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (02.06.2020)

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