TERMINAL NATION - Holocene Extinction

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VÖ: 07.08.2020
Bandinfo: TERMINAL NATION
Genre: Death Metal
Label: 20 Buck Spin
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Lineup  |  Trackliste

Tick-tack, Tick-tack, Tick-tack - die Taschenuhr des Schnitters schwingt unablässlich dem Weltuntergang entgegen. Der Soundtrack dazu, der wütende Abgesang auf die Menschheit erklingt aus der Hauptstadt des US-Bundesstaates Arkansas, Little Rock, eingespielt von fünf jungen Herren, die sich den von Frohsinn nur so strotzenden Namen TERMINAL NATION verliehen haben und auch bei der Wahl des Titels für ihr zweites Albums, "Holocene Extinction" (zu Deutsch: nacheiszeitliche Ausrottung), sehr optimistische Worte wählten. Ob sie damit ein ähnlich prophetisches Näschen wie CATTLE DECAPITATION mit "Death Atlas" beweisen? Wir werden sehen, hören, fühlen.

Lyrisch mahnen beide Bands mitunter in ähnlichen Tönen an und folgen damit in Teilen auch der Tradition von NAPALM DEATH (Titel à la "Death For Profit" oder "Expired Utopia" sprechen für sich), stilistisch aber haben sie wenig bis nichts gemeinsam, denn TERMINAL NATION hospitierten ohrenscheinlich in anderen Genres: Old School Death Metal, Hardcore, Powerviolence, Crust, Grindcore, Doom. Innerhalb einer guten halben Stunde wird all das zu einer wütenden, brodelnden Masse vereint, einer klanglichen Kernschmelze zugeführt, die sich für den Hörer so anfühlt, als hätte man in der nächstgelegenen Gießerei abertausende Schlagringe zu einem metallischen Klumpen eingeschmolzen, der nun gewaltvoll und genüsslich-zelebrierend über ihn walzt, während gleichzeitig aus dem nahen Giftmülldepot und Endlager für Nuklearabfälle hallende Stimmen auf ihn einbellen. Übersetzt heißt das: TERMINAL NATION klingen mächtig angepisst.

Kanalisiert werden diese Aggressionen mit kurzen wie knackigen Geschossen à la "Leather Envy", "Master Plan" oder auch "Arsenic Earth", die an die chlor-, eh, glorreichen Zeiten in Grindcore und Powerviolence erinnern, aber auch mit durchschnittlich langen Songs wie "Age Of Turmoil", "Cognitive Dissonance" und "Disciple Of Deceit", die sich am klassischen Death Metal mit einem Hauch HM-2-Romantik orientieren. Dekoriert wurde die Doomsday-Party mit grobschlächtiger Klangkluft, bei der vor allem der unpackbar geile Gitarrensound hervorsticht - man höre dazu "Orange Bottle Prison", ein wahrer Genuss. Für TERMINAL NATION könnte das der Durchbruch sein, denn 20 Buck Spin hat sich redlich viel Mühe gegeben, um die neueste Errungenschaft gebührend zu promoten. Nachdem das selbstbetitelte Debüt noch ein wenig unterging, könnte "Holocene Extinction" durch die Mechanismen des modernen Zeitalters also zügig in den Köpfen vieler Genre-Lunatics schwirren, zumal hierbei einfach das Gesamtpaket aus Attitude, Artistry und Artwork stimmt, die dreizehn Songs trotz der rohen Power ziemlich catchy daherkommen und deshalb gerne öfters gehört werden möchten.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (04.08.2020)

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