CRAZY N' SANE - Two

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VÖ: 03.03.2020
Bandinfo: CRAZY N' SANE
Genre: Nu Metal
Label: Warner Music
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Seht ihr das? Ich hab hier zwei Kanister mit bunten Wässerchen - die kippen wir erst einmal in einen Plastikeimer, rühren die Suppe schön mit dem Stock durch und dann... NEIN, HERMANN!! NICHT DRAUS SAUFEN!! HERMAAAAAN!! ... ... ... Verdammt... Er hat es nicht mehr gehört... Wieder ein guter Redakteur und Freund weniger... Rollt den Armen, sobald er aufhört zu zappeln, in einen Teppich und werft ihn vom Dach. Schade um die vergeudeten Flüssigkeiten, aber den Superdünger, der mich schwer reich macht, werde ich in diesem Leben vermutlich eh nicht mehr erfinden, also kann ich mich auch wieder den Stormbringer-Rezensionen widmen. Ehrlich gesagt unterscheidet sich die Arbeit im Kellerbüro oft eh nicht von meinen Geheimaktivitäten auf dem Dachboden. Nehmen wir zum Beispiel die japanische Band CRAZY N´ SANE: Diese Combo muss genau unter die Lupe genommen werden, bevor eine Empfehlung oder eine Warnung ausgesprochen werden kann. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind in besagter Musikkapelle sechs Typen und eine Braut am Werk - ihre Identitäten sind größtenteils so geheim wie die genaue Rezeptur von Coca Cola oder Bill Gates´ Vakzinen. Zusammensetzung unbekannt, wechselt man die ursprünglichen Komponenten aber aus, verliert das Ganze plötzlich seine Wirkung - oder steckt hier etwa mehr dahinter?!

Werfen wir mal einen Blick auf die Verpackung, denn sie sticht wegen vertrauter Optik direkt ins Auge: CRAZY N´ SANEs EP(s?) und Singles weisen Coverartworks auf, die von LIMP BIZKITs "Three Dollar Bill, Yall$" und KORNs "Issues" und "Follow the Leader" inspiriert scheinen. Die Kult US-Vertreter der ersten Nu Metal Stunde hatten in den letzten zwei Jahrzehnten starke Scheiben veröffentlicht, an denen sich CRAZY N´ SANE werden messen lassen müssen, wenn sie mutig genug sind, solche Referenzen zu machen. Die Logik gebietet es aber davon auszugehen, dass Artwork und sonstige Ähnlichkeiten, zu denen wir gleich kommen, als Hommage verstanden werden muss, da die heutige Jugend sich nicht von etwaigen Plagiaten triggern lassen würde. Interessant ist nämlich auch das äußere Erscheinungsbild der siebenköpfigen Crew aus Japan - ihre Overalls erinnern doch sehr stark an SLIPKNOTs Arbeitskleidung... Naja, bisschen viel des Guten vielleicht, aber "OMEGA AND THE MECHANICAL ANIMALS" waren ja auch eine Hommage and "ZIGGY STARDUST AND THE SPIDERS FROM MARS", richtig? Das wird die Erklärung sein, oder...? Ja, und dann hätten wir noch die Hasenmasken von CRAZY N´ SANE. Schieben wir das Karnickel also direkte in die vorgeheizte Röhre!

CRAZY into SANE

Elektronik, Härte und Melodie wechseln sich ab, jugendliche Kraft, Quirligkeit, Naivität werden verströmt. Der erste Song katapultiert den Zuhörer direkt zurück in die ersten Tage des jungen, neuen Jahrtausends, als in aller Munde das Wort "Millennium" lag und wir noch nichts von den weltweiten Krisen ahnten, die uns bevorstehen sollten. Ein schöner Hüpfsong, der eine alternative Melancholie erzeugt.

Rewind Twice

Quäk-Rap und weiche Shoutings münden in leichtere Rockgewässer und in den Lyrics finden wir die Redewendung "Talk Shit" - wie Oldskool ist das denn? Geistiger Soundtrack zu einem nie gedrehten Blockbuster. Hätte sich früher vermutlich hervorragend als Single-Auskopplung geeignet.

2 Lifetimes Of Death

Beginnt als elektronischer Bootyshaker Track, steuert in bewährte J-Rock Bahnen, wechselt in Sirenen-Metal und wird schließlich ziemlich Grunge affin, bevor J-Rock wieder aktiviert wird und zurück. Chaotisch gut.

Two Messes

Hat die Energie von WHALEs "Hobo Humpin Slobo Babe" mit einem Spritzer SYSTEM OF A DOWNs "Sugar" und MARILYN MANSONs "This Is The New Shit". Das Highlight des Albums. Interessant: "Featuring AG"? Wer ist AG, wenn man die Namen der Member eh nicht kennt - also auch keine Künstlernamen? Soll das die Dame am Mic sein? Ist sie nicht sowieso immer mit dabei, oder ist mir da was entgangen?

Break To Free

Als geschmeidigen Autoscooter-Metal & Modern Videogame Rap und episch angehauchten Refrain inkludierend, würde ich es bezeichnen. Angenehme Nummer, die auf jeden Fall Spaß macht, aber man muss sich wieder einmal fragen, ob die Musiker keine Lust auf schöne Song-Namen haben. Auf ihrer Vorgänger-EP (oder war es eine separate Single?) hieß ein Track bereits "Break Free" und jetzt hat man einfach mal ein "To" dazwischengeschoben. Sowas kennen wir auch von etlichen anderen bekannten Bands.

Lesser Of Two

Zuerst bisschen Metalcore, dann fast AVRIL LAVIGNE Flow, Wechsel in schnellen Rap. Hmmm... Capri Eis am Strand futtern und den Rafrain "I hate myself" mithauchen, während die Musikantenstadl-Fraktion Sonnencreme und Schirme abbaut, um ein paar Meter weiter den neuen Standpunkt zu beziehen. Ein "OK-Song", der eher was für die Metal Light und Fun Punk Jünger sein dürfte.

Too Late

Der letzte ist Song eine flotte Hymne mit cleanen Vocals, der Zuversicht ausströmt. Kein Track zum BH öffnen, aber zum Glück gewinnt er in der Halbzeit an Härte und kann gefallen.

Bevor CRAZY N´SANE das Rad neu erfinden, drehen sie eher das Rad der Zeit zurück und bieten Nu Metal ausgehungerten Menschen mit ihrer fetzigen "Two" EP mit sieben unterhaltsamen Songs endlich rar gewordenen Stoff, nach dem sie sich sehnen. Leider scheint es sich wie so oft im asiatischen Raum auch bei CRAZY N´ SANE um eine gecastete Gruppe zu handeln, deren "Protagonisten" man erstaunlicherweise nicht einmal Künstlernamen spendiert hat. Dass der Sound von sieben aktiven Bandmembern kreiert wurde, ist ebenso anzuzweifeln, eher wollte man sich nicht nur optisch, sondern auch zahlenmäßig an den eingangs erwähnten SLIPKNOT orientieren. Man hat ordentlich mit vergangener Nu Metal Ästhetik gespielt, während ein Producer und Composer Team die Songs zusammengeschustert haben dürfte. Werft nur mal einen Blick in die Credits Sparte und ihr bekommt eine Ahnung der Vorgänge im Hintergrund. Zur Verteidigung der vermeintlichen Band sei aber erwähnt, dass CRAZY N´ SANE mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich auf den asiatischen Musikmarkt gemünzt wurde, wo Fans größtenteils nichts Verwerfliches daran erkennen, wenn ihre Idole die Marionetten gewiefter Business Men sind. (Das erklärt dann auch den langjährigen Vertrag mit Warner Music Japan, obwohl CRAZY N´ SANE bis dato kein vollwertiges Album vorzuweisen scheinen - falls ich mich in diesem Punkt täusche, korrigiert mich gerne in der Kommentarfunktion.)  Dennoch kann dieses Scheibchen seiner obskuren Natur und den passablen Kompositionen erfahrener Produzenten wegen ein guter Lückenfüller in westlichen Regalen, zwischen totgehörten Nu Metal CDs sein. Reinhören und selbst entscheiden, während ich mich doch wieder am Dünger versuche. Irgendwie wird das Universalrezept für den Superdünger doch zusammenzubasteln sein!



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Daniel Hadrovic (16.08.2020)

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