PANZERFAUST - The Suns Of Perdition - Chapter II: Render Unto Eden

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VÖ: 28.08.2020
Bandinfo: PANZERFAUST
Genre: Black Metal
Label: Eisenwald
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wenn man nach den branchenüblichen Begleitinfos kommender Releases Glauben schenkt, ist so ziemlich alles "striking""highly anticipated" oder gar ein "best kept secret". Standardisierte Textbausteine, von denen man sich Werbewirksamkeit und gelenkte Aufmerksamkeit verspricht, die aber aufgrund ihrer inflationären Verwendung auf den Adressaten ausgelutscht und ermüdend wirken. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Und unter diesen raren Veröffentlichungen, die selbst dem obskuritätserfahrenen Promomanager eine kindliche Vorfreude bescheren wie die bevorstehende Ankunft des (Anti-)Christkinds, gehört zweifelsohne die Fortsetzung der 2019 begonnenen "The Suns Of Perdition"-Tetralogie der kanadischen Black Metaller PANZERFAUST.

"The Suns Of Perdition, Chapter I: War, Horrid War" war nicht nur nach Auffassung des Verfassers einer der markantesten Hinhörer des vergangenen Jahres - eigenständig, ergreifend, in jeder Hinsicht ausgereift und obendrein der Auftakt zu einem Mammutwerk aus vier Studioalben, die sich thematisch den dunklen Geschehnissen des letzten Jahrhunderts verschreiben. "The Suns Of Perdition - Chapter II: Render Unto Eden" dreht das Rad weiter und erweitert den musikalischen Kosmos seines Vorgängers. "Promethean Fire" startet zunächst mit überzeugender Trademarkpflege, umgarnt den Hörer mit dystopischen Gitarrenwänden und dem charakteristischen Duett der beiden Sangesbrüder Kaizer und Goliath. Die Quintessenz des ersten Teils tritt auch in der Fortsetzung vorbehaltlos zu Tage, denn kaum eine zeitgenössische Band vermag es, so eindringlich und erdrückend zu musizieren wie PANZERFAUST. Dem Gehörten zufolge steht man sinnbildlich paralysiert und taub am Abgrund, am Rande eines qualmenden Kraters, umgeben von bedrohlichen, durch die Drums verkörperten Gestalten. Doch auch inmitten dieser endzeitlichen Klangwüste keimt dank der umschlagenden Stimmung am Ende des Songs die Spur eines Hoffnungsschimmers - großes Kino! Der voluminöse, beinahe operntaugliche Gesang von Maria Arkhipova (a.k.a. "Masha", Frontfrau der russischen Band АРКОНА) ergänzt das Stück perfekt.

"The Faustian Pact" taucht den Hörer in ein herrliches Chaos, das trotz seiner nahezu kakophonen Unordnung bestechende Wirkung zeigt und nachhaltige Eindrücke hinterlässt. Stellenweise möchte man darüber sinnieren, ob es wohl so klänge, wenn man BEHEMOTH in den Mixer steckte und das Resultat anschließend rückwärts abspielte. Bei "Areopagitica" und "The Snare Of The Fowler" tritt deutlich zu Tage, dass sich "Chapter II" neue musikalische Facetten einbringt, vernebelte Leadpassagen einstreut und sich damit hörbar MGLA annähert. Die Kanadier bleiben dabei jedoch stets brutaler im Ton und nicht selten infektiöser in der Wirkung. Besagte Songs sind zumindest in der ersten Hälfte einigermaßen straight unterwegs und würden sogar kurzzeitig durchatmen lassen, wenn die Schwere der Songs nicht auf dem Brustkorb lastete wie der vollbepackte Tourbus IRON MAIDENs.

"The Suns Of Perdition - Chapter II: Render Unto Eden" geht es in jeder Hinsicht richtig an. Teil zwei der Tetralogie hebt die beachtliche Messlatte des Vorgängers noch ein Quäntchen höher und meistert den schwierigen Spagat zwischen Konsistenz und Weiterentwicklung. Es lässt neue Facetten erkennen, ohne das gemeinsame Fundament zu verleugnen und bringt die Stärken des ersten Teils noch deutlicher zur Geltung - in einem Soundgewand, das man für diese musikalische Nische kaum besser gestalten könnte. "Chapter II" ist zugleich noch mehr als nur eine geniale Scheibe, denn im Gesamtkontext mit "Chapter I" wächst das Kollektiv Stück um Stück zu einem Monument heran, das erfrischend süchtig und neugierig auf die folgenden Kapitel macht. PANZERFAUST erweisen sich damit einmal mehr als einer der heißesten BM-Geheimtipps neben WORMWOOD und LUNATIC AFFLICTION. Davon wollen wir mehr - und das in Bälde!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (26.08.2020)

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