LEFT TO THE WILD - Wasteland

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VÖ: 25.08.2020
Bandinfo: LEFT TO THE WILD
Genre: Grunge
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Selbst als Musik-Redakteur kann man sich nicht 24 Stunden am Tag ausschließlich mit Musik beschäftigen, um effizient vielversprechende Newcomer aus allen Bereichen auszusieben. Logischerweise pickt man sich also in den raren Momenten, in denen man mit seinen Reviews die Tasten malträtieren kann, die Genres heraus, die einem am besten gefallen. In Zeiten von omnipräsenter Unterhaltungselektronik, kostenlosen Streamings und Autoplay, stößt man dann aber doch manchmal auf interessante Bands, die in Gewässern abseits des eigenen Tellerrandes schwimmen, es aber mit ihren Produktionen dennoch schaffen, die Hürden des engbemessenen Zeitrahmens für redaktionelle Bearbeitung zu überwinden: Gestatten: LEFT TO THE WILD mit "Wasteland"!

(Rocken routiniert wie die Profis: Die jungen Texaner LEFT TO THE WILD)

"Wasteland" beginnt mit dem selbstbetitelten Song unerwartet Grunge-ig, Stoner rockig, flüssig homogen und erfrischend jung. Es sind auch die modernen Vocals, welche sich durch ihre ungewöhnliche emotionale Distanz von vielen anderen Genrevertretern abheben. Der nächste Song schließt ebenso feinkörnig an, bis klassischere Heavy Metal Riffs herausstechen. Sänger Austin Buffingtons Stimme steuert im späteren Verlauf geschmeidig in Hard Rock Sphären, weiterhin ohne sich emotional den Zuhöhrern zu sehr zu öffnen - und so tragen die Musiker ihre Inspirationen wie eine Olympische Fackel von einem Songs zum anderen und entflammen gekonnt verschiedene musikalische Genres. Progressive Flows zünden und Punkrock-Referenzen glimmen auf und Brians Stimme verlässt im dritten Song erstmals die Sicherheit ihrer Isolation, um sich in Metal Core affinen Shouts zu entladen. Im vierten Song wird es fast balladesk, doch im Hintergrund hört man geknurrte Worte, um dann wieder die Shouts in den Vordergrund zu rücken. Bis zum Schluss bleiben LEFT TO THE WILD dem jugendlichen TV- und radiokompatiblen Sound verpflichtet. Sie ersticken auch mal die Eruption für pathosbehaftete Momente und treten bei Bedarf rechtzeitig wieder auf´s Gaspedal, jedoch ohne noch einmal die Stoner-Klänge der ersten Lieder aufzugreifen.

LEFT TO THE WILD ist eine der vielen independent DIY Bands ohne Plattenvertrag (Stand: August 2020). Im Gegensatz zu unzähligen anderen Bands, die sich im Underground austoben, weisen die jungen Amerikaner aber etliche Merkmale auf, die in der breiten Öffentlichkeit Anklang fänden, wenn Talentscouts und Plattenfirmen endlich mal wieder zur Besinnung kämen und ihre Zeigefinger aus Nasen- und Popoloch ziehen würden. Apropos "ziehen": Wir Musik-Redakteure und Journalisten sollten uns an dieser Stelle auch nicht aus der Verantwortung ziehen und dem Nachwuchs wieder öfter Aufmerksamkeit schenken.

"Wasteland" auf Spotify



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Hadrovic (30.08.2020)

WERBUNG: Hard
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