SKELETAL REMAINS - The Entombment Of Chaos

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VÖ: 11.09.2020
Bandinfo: SKELETAL REMAINS
Genre: Death Metal
Label: Century Media Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Artwork von Dan Seagrave, Sound von Dan Swanö - fehlt eigentlich nur noch, dass Dan Brown in der Lyrik durchschimmert, oder? Ja, wir sprechen selbstverständlich von Oldschool Death Metal, und selbst wenn diese Begrifflichkeit eigentlich selbsterklärend für sich steht, ist der Konservativismus bei der Wahl der Mitwirkenden mittlerweile dennoch irgendwie unspannend und -kreativ. Gleichzeitig darf sicherlich nicht in Vergessenheit geraten, dass wir es oftmals auch mit Bands bestehend aus Die-Hard-Fans zu tun haben, die mit genau diesen Legenden aufgewachsen sind und sich damit einen Traum erfüllen, wodurch es schwer fällt, einem Trio wie SKELETAL REMAINS, das seit 2011 kontinuierlich den eigenen Wert gesteigert hat und mit jedem Album auch an technischem Niveau gewann, genau das vorzuhalten. Also kommen wir stattdessen zum wesentlichen Punkt, nämlich "The Entombment Of Chaos", der Nachfolger des gutklassigen "Devouring Mortality" (unser Review dazu lest ihr hier).

Ob man dieses Mal auch von einer Steigerung im Vergleich zum Vorgänger sprechen kann, wage ich nicht zu beurteilen. Im Testzeitraum bewegten sich beide auf einem ähnlichen Level, wobei selbiges nach wie vor über dem vieler anderer OSDM-Gruppierungen rangiert. Ganz nett ist, dass man in Form von "Cosmic Chasm" ein sphärisches Keyboard-Intro eingebaut hat, das die Atmosphäre des Artworks gut repräsentiert. Abgesehen davon (und dem kurzen Interlude "Enshrined In Agony") dominiert hier aber purer Death Metal. Death Metal, der sich nicht auf eine spezielle Tradition festlegt, sondern einen hochwertigen musikalischen Roadtrip durch die Vereinigten Staaten der frühen 90er macht. "Illusive Divinity" könnte von MORBID ANGEL stammen, "Synthetic Impulse" und "Dissecstasy" aus der Chris-Barnes-Ära von CANNIBAL CORPSE, und "Tombs Of Chaos" wie auch "Torturous Ways Of Obliteration" agieren mit derart stumpfem Gerät, dass man nicht selten an OBITUARY denkt. Währenddessen wird man zudem auch an DEATH erinnert, wenn sich Chris Monroy und Rückkehrer Mike De La O zum Lead-Duett ("Unfurling The Casket") verabreden.

Soweit war das alles zu erwarten, denn in absehbarer Zeit sollte sich bei SKELETAL REMAINS an dieser erstklassigen und gehobenen Interpretation Death Metals alter Schule nicht viel ändern; dafür sind die Jungs einfach schon zu abgeklärt, was die selbstbewusst bzw. wie selbstverständlich eingeschobene Death-Doom-Walze "Eternal Hatred" durchaus zu belegen weiß. Bei Mix und Mastering fände ich zukünftig andere Lösungen interessanter, denn "The Entombment Of Chaos" erscheint für meinen Geschmack eine Nuance zu modern und übersteuert. Dan Swanö betont zwar gerne, gegen Loudness War zu sein, weswegen das vielleicht auch einfach so von der Band selbst gewünscht war (einen Fehler beim Promo-Material kann man bei Century Media kategorisch ausschließen), aber ganz so unästhetisch hat's auf dem Vorgänger "Devouring Mortality" halt noch nicht geknackt. Fernab dessen gibt es in den Staaten aktuell etliche großartige Soundgurus, die aus meiner Sicht besser zum Stil von SKELETAL REMAINS passen würden. Das mag sicherlich Erbsenzählerei sein, aber wenn ich in dem Zusammenhang in so manch Kommentarspalte und Forum schon wieder abenteuerliche Märchen von einigen Leuchten lese, dass das hier an den guten alten Morrisound-Klang erinnern würde, gerate ich laut auflachend in Schieflage und bleibe lieber beim Nörgeln auf hohem Niveau.

Lasst euch aber nicht von diesen etwas negativeren Zeilen täuschen: "The Entombment Of Chaos" ist ein starkes Death-Metal-Album, das sich stilsicher durch die reichhaltige Historie des Genres drischt und dabei keinerlei Angriffsfläche für Ausfälle anbietet. Eigentlich sind SKELETAL REMAINS nun genau da angekommen, wovon man im Anfangsstadium der Karriere nur träumen kann, aber mit Beflissenheit und steter Verbesserung an den Instrumenten sowie beim Songwriting hat sich das Trio diesen Status nunmal erarbeitet und damit auch verdient. Wer sich dieser Tage also in Kauflaune wähnt und dabei noch die ein oder andere Münze für wertige Death-Metal-Neuerscheinungen übrig haben sollte, kommt an "The Entombment Of Chaos" definitiv nicht vorbei. Geheimtipp: NECROTs "Mortal" ebenfalls in den Warenkorb legen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (10.09.2020)

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