HATEFUL - Set Forever On Me

Artikel-Bild
VÖ: 26.09.2020
Bandinfo: HATEFUL
Genre: Technical Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

In Verbindung mit "Technical Death Metal" denke ich sinnbildlich an einen versierten Veterinär, der im Tiefschlaf das Sprunggelenk einer zwergenwüchsigen Feldmaus präzise und narbenfrei operieren könnte. Bis zum Erbrechen geübte Hochpräzision, schwindelerregende Geschwindigkeit, ausuferndes Highend-Skill-Showcasing in einem furztrockenen, sterilen Soundgewand – wenn man das Stereotyp einer mustergültigen Tech-Death-Band beschreiben sollte, würde sich das Resultat vermutlich derart lesen. Dass es auch anders geht, zeigt das italienische Ensemble HATEFUL, das den technischen Anspruch und die Machart des Genres mit einer erdigen und rumpeligen Produktion verbindet, wie man sie eher im Oldschool-Death erwarten würde.

Mit ihrem ungeschliffenen Charme sind die Italiener sozusagen der Chirurg im Jogginganzug – eine Eigenschaft, die sie für mich zu etwas Besonderem macht und die zugleich den Nährboden für potenziell herausstechende Releases bildet. Der Ansatz ist eine feine Sache und würde mir zweifelsohne ein Lächeln und erhobene Pommesgabeln abringen - wäre da nicht das Songwriting, das dieser perfekten und korrekten Kalkulation einen schnurgeraden Strich durch die Rechnung ziehen würde. OK, sind wir mal ehrlich: Abwechslung, Spontanität und Spannung stehen bei den Technikern der grunzenden Zunft wahrscheinlich nicht an erster Stelle. Der Fokus mag ein anderer sein, aber irgendein Element der Attraktion braucht auch ein Werk, das sich im Wesentlichen auf technische Fertigkeiten konzentriert.

Und leider mangelt es "Set Forever On Me" – dem dritten Studioalbum in nunmehr 23 Jahren Bandgeschichte – an eben jenen Attraktoren, die den Hörer zu einem zweiten oder dritten Durchgang animieren würden. Denn abgesehen von dem eigenwilligen Sound, der für sich gesehen aber auch keine Sensation ist, bietet die Scheibe nicht viel, über das es sich zu berichten lohnt. Zu eintönig, emotionslos und ohrenscheinlich uninspiriert erscheint mir das neue Opus des technischen Trios. Einzelne Songs hervorzuheben macht nur begrenzt Sinn, denn kennt man einen, kennt man im Prinzip das ganze Album – und der Unterhaltungswert überschreitet dabei nur selten den Durchschnitt.

Wenn man also nicht gerade zu der Art Musikkonsument gehört, die sich an technischen Riffs, anspruchsvollen Soli und dergleichen partout nicht satthören kann und das Ganze womöglich als Grauzone zwischen Meditation und Fetisch betrachtet, wird man an "Set Forever On Me" vermutlich nicht lange kleben bleiben - denn für eine Liaison bis ins vielzitierte "Forever" reicht's leider nicht.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (28.09.2020)

ANZEIGE
ANZEIGE