ARCANUM SANCTUM - Ad Astra

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VÖ: 00.00.2020
Bandinfo: ARCANUM SANCTUM
Genre: Melodic Death Metal
Label: More Hate Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Lange Zeit schien das Science-Fiction-Genre ein wenig an Strahlkraft verloren zu haben. Doch mit der Neuverfilmung des absoluten Buchklassikers "The Dune" von Frank Herbert, dessen Verfilmung noch Ende diesen Jahres erscheinen soll und der, wenn auch umstrittenen, neuen "Star Wars"-Trilogie ist klar, das Weltall und die Wissenschaft zur Erkundung dieses endlosen Ozeans aus Galaxien und Himmelskörpern bleibt ein ungemein interessantes Thema. ARCANUM SANCTUM sagen selbst, dass sie seit Kindheitstagen von der Technik und dem Konzept des Raumfahrens fasziniert sind, kein Wunder, Russland und die USA lieferten sich ein regelrechtes Duell um die galaktische Vormachtstellung zu Zeiten des kalten Krieges. Der kalte Krieg ist zum Glück offiziell vorüber, eingefroren scheint er allerdings auch nicht. Sicher ist jedoch, dass die Ereignisse um die Hündin Laika, oder auch um den ersten Menschen im Weltall, Yuri Gagarin, eine enorme Wirkung auf die Menschheit gehabt haben. Die Frage ist nun aber inwiefern es ARCANUM SANCTUM schaffen diese Faszination für das Extraterrestrische in ihrer Musik aufleben zu lassen. 

Klar ist, dass ARCANUM SANCTUM den Hörer/die Hörerin mit auf eine Reise durch die Milchstraße, bis hin zur Sculptor-Galaxie nehmen wollen (Diese liegt ungefähr zehn Lichtjahre entfernt). Der instrumentale Einstieg "Wanderers in Space" beginnt mit einer fröhlich anmutenden Gitarre, als würde ein Kind den Sternenhimmel anschauen und den Entschluss fassen ein Mal selbst in den Weiten des Weltalls zu wandern, dies wird nicht zuletzt durch die an "Star Treck" erinnernde Geräuschkulisse zum Ende des Tracks deutlich. "The Quest" formuliert indirekt die fast schon obligatorische Maxime "Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!", wobei in dem Text lediglich von zehn Lichtjahren die Rede ist. Natürlich werden die Gitarren durch Synthesizerklänge unterstützt, welche die fantastische Komponente einer Queste im All verkörpern, man stellt sich das Cockpit eines Raumschiffes einfach blinkend und aufregend vor. Allerdings bleibt der Einsatz der künstlichen Geräusche im Hintergrund und schafft lediglich das Ambiente, ohne dabei zu aufgesetzt, oder humoristisch zu wirken. Bei diesem inhaltlichen Thema fällt es vermutlich schwer nicht in eine dem Power-Metal ähnelnde Richtung abzudriften, vor allem weil Bands wie GLORYHAMMER sich großer Beliebtheit erfreuen, aber eher das Gegenteil von Seriosität ausstrahlen. ARCANUM SANCTUM bleibt auch wegen der Synthesizer ihrer musikalischen Richtung treu und bewegt sich immer in dem Dunstkreis des Melo-Deaths.

Der nächste Song "Pack Rat" stellt dies ebenso unter Beweis, wie "The Quest", denn sowohl die eingängigen Gitarrenriffs, als auch der Synthesizer, harmonieren wunderbar miteinander. Das Stück nimmt sich in der Mitte etwas zurück und lässt Platz sich als Hörer/Hörerin vorzustellen, wie es im Weltall wohl aussehen muss. Während in "Pack Rat" und "The Quest" ausschließlich gutturaler Gesang zu hören war, bekommt man in "Down To Earth" erstmals auch cleanen Gesang aufs Ohr, dem man zwar die russische Herkunft der Band anmerkt, der aber dennoch angenehm erklingt. Musikalisch knüpft auch dieses Stück nahtlos an die Vorherigen an. Das gesamte Album ist sehr melodisch und schon fast etwas langsam für Melo-Death, bleibt aber die gesamte Laufzeit über sehr atmosphärisch, obschon die Synthesizer vielleicht etwas versatiler eingesetzt werden könnten. 

Im Titeltrack "Ad Astra" steht vor allem die Leadgitarre im Vordergrund. Soli und Riffs sind in diesem Song wirklich sehr auffällig und das im positivsten Sinne (man könnte auch sagen astrein). Vielleicht als würden lauter Sternschnuppen am eigenen Raumschiff vorbeijagen, während man Kurs auf den nächsten Planeten nimmt. Das eben noch angesprochene Potential, im Hinblick auf die musikalische Vielfalt wird dann in "A Perfect Place (To Hide)" auf jeden Fall freigelegt. Die Gitarren und auch die Drums bleiben immer noch ihrer musikalischen Ausrichtung treu, sind aber deutlich komplexer und geben diesem Lied einen Anstrich, der es doch von den Anderen abhebt. Nicht zuletzt auch wegen des erzählerischen Intermezzos, indem eine Stimme mit russischem Akzent erzählt, wie sie zu der Faszination für den Weltraum und für Science-Fiction gelangt ist. Der Song handelt inhaltlich auch von den Träumen eines Kindes, die natürlich zunächst Fiktion sind, die aber Realität werden können. Der moderne Fortschritt zeigt sehr gut, was nun alles im Rahmen der menschlichen Möglichkeiten liegt, von dem man zuvor nur hätte träumen können. Es sind diese Träume, welche die Basis für Fortschritt legen. "the science is fiction and the fiction is science". Auch in "Solaris" scheinen ARCANUM SANCTUM wieder all out zu gehen und beweisen zu wollen, wie technisch beschlagen sie sind. Das Album entwickelt vor allem zum Ende hin doch eine Vielschichtigkeit, die ihm wirklich gut ansteht, auch die Orgelpassage in "Solaris" ist ein Indiz dafür. "Under The Alien Sky" schließt vor allem thematisch das Album ab. Die bekannte Synthesizerklänge finden ein letztes mal das Gehör des Hörers/der Hörerin, die Gitarren bleiben gewohnt atmosphärisch und man wirft einen letzten Blick auf die unendlichen Weiten, währen der Song langsam ausklingt. 

ARCANUM SANCTUM haben sich einiges vorgenommen, denn es ist wirklich alles andere als einfach, ein Vakuum, also ein Raum, in dem sich nicht mal Schall ausbreiten kann, musikalisch einzufangen. Doch es gelingt der Band nicht nur die kindliche Faszination für das All zu bespielen, sondern auch die Gefahr und die Leere die dort herrscht abzubilden. Gerade das Genre der Science-Fiction ist so reich an verschiedenen Interpretationen, Filmen und Büchern, die unendliche Möglichkeiten der Verarbeitung bieten. Das Potential was diesem Genre und auch ARCANUM SANCTUM innewohnt ist sicherlich noch nicht ausgeschöpft, aber es bleibt eines, unfassbar interessant. 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Joel Feldkamp (30.09.2020)

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