GET DEAD - Dancing With The Curse

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VÖ: 09.10.2020
Bandinfo: GET DEAD
Genre: Punk Rock
Label: Fat Wreck Chords
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Na, dieses Mal hat es ja super funktioniert, mit dem neuen Stormbringer-Promo-Zufallsgenerator. Jeden Monat eine ausgeloste Scheibe, damit die Redakteure (so sie das wollen) mal aus ihrer Komfort-Zone rauskommen, bzw. mal ein Album vollkommen unbeleckt von Band/Genre rezensieren. Coole Sache, zumindest für mich. Punk ist ganz sicher NICHT meine Komfortzone. Klar, ich mag SLIME und BAD RELIGION, hab die HOSEN bis "Kauf Mich" regelmäßig gehört und hatte Mitte der 90er viel Spaß mit den frühen GREEN DAY ("Dookie", "Insomniac"), aber ansonsten ist da eher mal ein Song, der mich fixt und mal kurz aus dem Metal-Universum herausführt.

Und nun also eine Rezension des neuen GET DEAD Longplayers. Zum Thema unbeleckt: Ich kannte die Amis in der Tat bis jetzt nicht. Aber daß ich die Bay Area Punks durch "Dancing With The Curse" kennengelernt habe, war durchaus nichts Unangenehmes.

Zwölf Tracks verwursten GET DEAD in einer guten halben Stunde Spielzeit. Und der Opener "Disruption" macht auch gleich klar, dass wir es hier nicht nur mit einer 0815 Punk-Kapelle zu tun haben. Der Song beginnt mit Spoken Words, die manchen Möchtegern-Hip Hopper (oder deutschen Gängsta Räppa) richtig schön alt aussehen lassen. Dazu kommt ein arschgeiler Ska/Reggae-Mix, der erst im letzten Drittel eine wirkliche Punkattitüde erhält. Einstieg gelungen, und zwar tippitoppi!

"Nickel Plate" behält die Ska-Elemente bei, kommt aber wesentlich härter und straighter daher. In die gleiche Kerbe schlagen "8 Track" und "Take It". "Fire Sale" ist eine schnelle Auf-die-Fresse-Nummer, die im Chorus tatsächlich an alte GREEN DAY Stücke erinnert (und das ist nicht abwertend gemeint). "Stickup" geht ebenfalls gut nach vorn und bietet einige schmucke Gang Shouts zum Mitgrölen.

"Pepperspray" versteckt sich bis auf die letzten 20 Sekunden hinter einer gemäßigten Akustik-Instrumentierung, ist textlich allerdings wahrlich Pfefferspray! Überhaupt sind die Lyrics aus der Feder von Frontmann Sam King hochgradig emotional, provokant und natürlich auch politisch und spiegeln bei ein wenig näherer Beschäftigung mit Sams Gedanken absolut die aktuelle Situation der USA unter Trump als ein gespaltener Staat in Aufruhr wider. 

Kurze Anmerkung noch dazu, ja Punk muß wild, entfesselt, frei, anarchistisch und provokant sein. Für direkte Aufrufe zur Gewalt und die 'ACAB'-Attitüde in Videos wie dem zu "Pepperspray" gibt es allerdings definitiv Abzüge in der B-Note. Ich weiß, die Situation in den USA hinsichtlich Polizeigewalt im Allgemeinen und gegen Schwarze im Speziellen, kann man nicht mit Good Old Germany vergleichen. Dennoch bin ich mir sicher, dass auch in Amiland nicht alle Cops Arschlöcher sind und die 'ACAB'-Pauschalisierung nicht zu einer Besserung der Lage beiträgt.

  

Fazit:

 

Bis auf das zuletzt angesprochene Manko ist "Dancing With The Curse" eine saucoole Scheibe geworden. GET DEAD zocken Punk Rock mit dem gewissen Etwas. Der letzte Pfiff kommt durch die Ska- und Reggae Elemente, die das Quintett aus San Francisco geschickt in seine Stücke einbaut. Dazu gesellen sich spielfreudige Frische und auch eine gewisse Lässigkeit, deren Gegengewichte die zum Teil hochbrisanten Texte darstellen. Natürlich gibt es auch immer wieder pure Punk-Explosionen auf die Ohren, und das Tanzbein darf davon der ersten bis zur letzten Minute geschwungen werden. Wegen 'ACAB' gibt es einen halben Punkt Abzug, nichtsdestotrotz bleiben am Ende immer noch satte vier Zähler auf der Richter....äh...Stormbringer-Skala.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (07.10.2020)

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