AMARANTHE - Manifest

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VÖ: 02.10.2020
Bandinfo: AMARANTHE
Genre: Melodic Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Puh, die neue von AMARANTHE ist da. Also dort, wo sich die Band musikalisch einordnet bzw. bisher eingeordnet hat, sehe ich das neueste Werk „Manifest“ nur streckenweise bzw. nur bei dem einen oder anderen Song. Man mag sagen, dass es eine logische Fortsetzung von „Helix“ ist, aber den Kommentar der Band, dass nun mehr Metal im Spiel ist, den sehe bzw. höre ich so nicht. Denn mit „Manifest“ sind die Schweden für meinen Geschmack ganz stark in Richtung „Disco Metal“ unterwegs und beackern somit den weit fassbaren Begriff des Modern Metal, aber eher nicht die harten Metal Gefilde, die man beim regelmäßig vorkommenden Growling schon mal vermuten würde. Da ist schon so viel Pop drinnen, dass es mehr nach Popmusik mit Gegröle und Metal-Anstrich wirkt als umgekehrt.

Natürlich liefern Elize, Henrik und Nils genau den schönen Gesang, die Duette und das Gegrunze, das man von der Band kennt und wofür man sie mag. Die powervollen Vocals passen immer ausgezeichnet zu den Harmonien, die Refrains geben entsprechend Gas und mit den drei Stimmen wird immer ein entsprechendes Highlight gesetzt. Aber andererseits ist unterm Strich vieles in abgeschwächter Form präsent. Da mögen die Drums und Bässe noch so heftig kommen – oben drüber ist es sehr angepasst, zu harmonisch, zu pop-beat-lastig und mit zu viel Keyboard und Elektronik Schnick-Schnack versehen, um als echtes heavy Album rüber zu kommen.

Auf „Manifest“ gibt es Songs, wo mal keine nordischen Mannen mitsingen, sondern nur Girls. Das nicht ganz so harte, aber sehr melodische „Strong“ ist dieser Song, bei dem Elize mit Noora Louhimi singt.
Im harten Gegensatz dazu ein Männerstück: Bei „Archangel“ setzen sich die beiden Jungs durch und Elize ist fast nur ein sich alle zehn Sekunden in anderen Klamotten zeigender Aufputz im Video. Klar, singen darf sie natürlich auch, vor allem beim Refrain. Dieser härter geratene Song hat schon was für die Metal-Hörerschaft.

Wie bereits gesagt ist der überwiegende Teil ein Metal-Pop-Beat-Mix. Anhörtipps sind hier die beiden Videos „Viral“ und „Fearless“. Beim letzteren liefern die Schweden fetzige Harmonien mit Power-Beat. Die Nummer ist eingängig und speedig und der ausgeklügelte Vocal-Mix der drei passt ausgezeichnet. „Viral“ ist trotz der Härte und der düsteren Sequenzen eine sehr breitentaugliche Nummer, die in die Beine fährt und einen mit einem Mittanz- bzw. Mitsing-Beat förmlich überrennt. Man kann sich diesem Song nicht entziehen und bekommt sofort auf eine Live-Version davon Lust. Das sind die Stücke, mit denen man auch schon mal im Radio landen kann, weil sie von vielen gehört werden können.

Den einen oder anderen Song habe ich entdeckt, bei dem der Disco-Beat so stark beansprucht wird, dass man statt Elize Pink am Mikro erwartet. „Scream My Name“ gehört hier dazu. Oder auch „Adrenaline“.
Der totale Schwenk kommt in „Boom!“. Diese experimentelle Nummer hat Rap&Djent im System, und ist für ein AMARANTHE-Stück extrem gewöhnungsbedürftig.

Beim Ausklang des Albums liefern die Schweden mit „Do Or Die“ wohl die beste Nummer des Albums, das somit die AMARANTHE Hörerschaft und auch die heavy Fans friedlich stimmen wird. Death Metal Grölerin Angela Gossow tritt als zweite Sängerin auf und ich muss sagen, sie im Duett mit Elize, das kann schon was. Die härteren Klänge, die Riffs, die wütend-melodischen Harmonien sind mit dem Vocal-Mix der beiden ein ausgezeichnet komponierter Song, und somit mein Anspieltipp Nummer eins.

Grundsätzlich ist „Manifest“ natürlich fein gemacht und viel Hingabe bei der Perfektionierung der Songs hineingesteckt worden. Es ist ein Qualitätsstück, wie man es von AMARANTHE gewohnt ist. Der klassische AMARANTHE Liebhaber wird sich freuen. Aber alle, die Metal ohne Schnickschnack bevorzugen, die werden die Ohren anlegen und wohl bald aus dem Album aussteigen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (29.10.2020)

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