RAPTURE - Oktohymns

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VÖ: 07.07.2020
Bandinfo: RAPTURE
Genre: Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Todesblei hält jung! Zumindest wenn man die langdienende (Gründungsjahr 1992!) Münchner Formation RAPTURE so ansieht, könnte man doch glatt diesen Eindruck gewinnen. Vor allem, da sich der Fünfer niemals zu schade war, richtig verrückte, komplett stilfremde Ideen in ihren oftmals ein wenig in Richtung Thrash und Groove Metal schielenden Sound einzubauen, ohne dabei den Exotenfaktor über Gebühr zu strapazieren.

Diesem Konzept bleiben die Veteranen aus dem Nachbarland auch auf dem neuesten Dreher „Oktohymns“ treu, startet doch schon der Opener „The Power Of Nightmares“, der kurz die amerikanische Nationalhymne zitiert, ausnehmend ausgefallen, ehe das rohe, fast ein wenig rockige Riffing einsetzt. Da auch der Sound für eine Underground-Eigenproduktion ausnehmend klar und mit Wumms einher kommt, aber trotzdem den gewissen Oldschool-Räudigkeitsfaktor nicht vermissen lässt, macht „Oktohymns“ vom Fleck weg Spaß.

Titel wie „Chamberhead“ rumpeln kompromisslos groovend durch die Botanik und schmirgeln dir den Pfeifenputzer durch die Gehörgänge einmal quer durch den Schädel, ehe Eskalation in Form von kompromisslosem Highspeed-Geshredder ansteht. Fronter Chris, seines Zeichens legendärer Death Metal Hobbit (© Anthalerero), hustet und röchelt angemessen hasserfüllt ins Mikro, während die Instrumentalfraktion so manches vertrackte Rhythmuskonstrukt und feine Soli raushaut. Da wird sowohl hemmungslos die Groove-Keule geschwungen, wie in „House Of A Dying Son“ oder dem breitwandigen, gar eingängigen „Suicide Net“, während einem Songs wie „Lovely Nearbys“ kurzerhand mit dem Gaspedal im Anschlag die Eier wegblastbeaten.

Durch den fragilen, stimmungsvollen Auftakt und die von Akustikgitarren untermalten Passagen sticht „The Listener“ nachhaltig aus dem Album heraus, entpuppt er sich doch als spannender, größtenteils sehr langsam und schleppend gehaltener Titel, der im Mittelteil zwar kurz Fahrt aufnimmt, aber ansonsten mit niederschmetternder, fast schon doomiger Atmosphäre glänzt. „Temple of the Pieces“, das man schon seit geraumer Zeit in der Live-Setlist der Münchner finden konnte, holzt in seinen schnelleren, thrashigen Passagen einmal mehr die Bude nieder und watscht den Hörer mit seinem gekonnten Zusammenspiel aus Groove und Eskalation ordentlich ab. Das hysterische Gelächter in „Freakshow“ ist hingegen wirklich beunruhigend - Grusel-Kirmes-Melodie und höchst verstörende, gegen den Strich bürstende Cleangesang- und Sprech-Passagen komplettieren den groovenden Rausschmeißer.

RAPTURE haben sich für ihr neues Album „Oktohymns“ ansprechend lange Bedenkzeit genommen, aber dafür dann auch ordentlich abgeliefert. Die Münchner müssen nichts mehr beweisen, müssen weder mit technischer Extreme auf sich aufmerksam machen, noch den Hörer mit stumpfem Geholze zu Brei zertreten. RAPTURE haben sich ihre Nische in einer Komfortzone aus Death, Thrash und Groove eingerichtet, wo sie frei von der Leber weg musizieren, dass sie den Hörer sehr schnell für ihre charmante Mischung und ihre würzigen Beimengungen begeistern können. So klingt echter Underground mit Herzblut!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (30.10.2020)

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