LESSER GLOW - Nullity

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VÖ: 29.05.2020
Bandinfo: LESSER GLOW
Genre: Doom Metal
Label: Pelagic Records
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Lineup  |  Trackliste

„Nullity“ ist für zarte Gemüter keine leicht verdauliche Kost, die Sludge-Band LESSER GLOW spielt mit dem Gedanken, dass Menschen auf der Erde nicht Teil der Welt sind, sondern als Parasiten ihr Leben fristen. Das zweite Album der US-Amerikaner ist gezeichnet von schwerer Musik und schenkt einem keinen Funken Hoffnung. Der Schrei nach dem Tod könnte nicht deutlicher sein. 

Mit nur acht Liedern bestückt, erreicht „Nullity“ eine Gesamtlänge von 40 Minuten, die es in sich hat. In „The Great Imitator“ gibt es eine Geschichtsstunde, die von Schmerz und Leid geprägt ist. Das gemächliche Tempo ist kein netter Spaziergang im Wald, die Gitarrenriffs peitschen einen voran, während man Alec Rodriguez (Gesang) aus der Ferne schreien hört. Es ist paradox, man fühlt sich allein und dann wieder nicht. 
Da kann man sich schon fragen, ob man überhaupt existiert, wenn niemand da ist, in „Fostering The Nullity“ wird die Existenzangst hörbar zum Ausdruck gebracht. Ehe man sich versieht, hat man in acht Minuten bereits sein eigenes Dasein für nichtig erklärt. Die Stimmung des Sängers wechselt dabei zwischen grunzenden Wutanfällen und angenehmen Melancholiegesang, die einzige Konstante – der hallende Klang von Alecs Stimme. 
Der lärmende Wahnsinn findet in „Alone in the Column“ sein Ende, vorerst. Mehrere Stimmen geistern durch den giftigen Nebel aus Asche und die Gitarre spielt eine einsame Melodie im Hintergrund. Im Gegensatz zu „Fostering The Nullity“ wird einem bewusst, dass seine Auslöschung unausweichlich ist.  Die Stimmung schlägt sofort um und die pure Zerstörung wird mit wilden Schlagzeugtrommeln besiegelt.

 


Ein Hoffnungsschimmer? Wohl kaum. Im niederländischen Songtitel „Versteven“ (zu dt. Verstorben) geht es schwungvoll weiter, Menschen tummeln sich um einen herum, nur ist man nicht erfreut sie zu sehen. Die Gitarre begleitet den Sänger mit einer wechselhaften Melodie, zwischen Harmonie und Disharmonie und endet im totalen Chaos. Die Menschheit zerstört sich selbst, niemand bleibt verschont.


Liebhaber der Sludge-Szene können sich mit „Nullity“ problemlos anfreunden, aber zu verstehen, was LESSER GLOW einem erzählen will, ist eine andere Sache. Der ambivalente Gesangstil lässt die Liedertexte authentischer wirken, ohne Zweifel, doch der schwarze Humor hat mir in den Texten gefehlt. Man ist sehr angetan, von der Misanthropie und dem Pessimismus, den LESSER GLOW einem ins Gesicht schlägt, doch man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. 

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Julian Dürnberger (25.10.2020)

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