PASSWORD MONKEY - Masquerade

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VÖ: 16.10.2020
Bandinfo: PASSWORD MONKEY
Genre: Hard Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Letztens musste ich wieder daran zurückdenken, wie mir 2008 auf einer Techno-Party einer angesehen hatte, dass ich mit der Musikauswahl nicht glücklich war und deshalb für Rock sorgen wollte. Daraufhin spielte er BRUNO MARS und seinesgleichen ab und starrte mich die nächsten 45 Minuten mit breitem Grinsen erwartungsvoll an... Solche Situationen resultieren vermutlich auch aus der Tatsache, dass es einfach viel zu wenige junge Hard Rock Bands gibt. Man kann von Glück sprechen, dass mit PASSWORD MONKEY nicht nur junge Rocker um die Ecke kommen, die ihre Instrumente beherrschen, sondern auch das Songwriting und als I-Tüpfelchen einen solch talentierten Sänger für´s Mic gewinnen konnten. Das wissen wir zwar bereits seit PASSWORD MONKEYs Debut "Chained" aus dem Jahre 2017, aber leider verspüren die Major Labels offensichtlich nicht die Dringlichkeit, die "Affen" mit einem Vertrag an sich zu knebeln. Dies war ein Grund, sich über Crowdfunding den nötigen Groschen für´s zweite Album ranzuziehen. Bekannterweise hat man es mit diesem besonders schwer. Wird es mit dem Debüt mithalten können? Werden Herzen der Fans der ersten Stunde mit unliebsamen Innovationen gebrochen? Oder wird "Masquerade" das scheinbar unmögliche schaffen und die Qualität des Vorgängers toppen?

PASSWORD MONKEY "still have the fire", nicht nur im Videoclip zu "Turn On The Lighter"

Der Opener "Face To Face" kommt gleich mal etwas unscheinbar daher, zündet dann aber schnell als waschechte 80er Rock Hymne. Etwas fetter aufgetragener Bass hätte (mir) nicht geschadet, aber nicht jeder mag die Brote mollig belegt. Was ihr immer von mir gelobt sehen werdet, ist wenn man die Instrumente klar voneinander unterscheiden kann und man nicht alles zu einem Ekelbrei zusammengeschwurbelt hat. Die Gitarren sägen und Veits Schlagzeugbearbeitung ist kräftig und sauber (übers ganze Album). Trotzdem will ich anmerken, dass es sich irgendwie seltsam anfühlt, dass schon als nächstes der Titeltrack ansteht. "Masquerade" punktet mit sanft bluesigem Vibe und funktioniert als Namensgeber sehr gut. Die Hand wandert fast von selbst zur Flasche Whiskey und den Kippen wie es sich gehört, aber gern hätte man den Song über eine kleine Rampe schlittern lassen können. Stellt euch mal vor, man hätte nach dem ersten Track eine rauchige Frauenstimme zwei. drei Sätze sagen lassen. "Masquerade" wäre wie eine Gilletteklinge über die Ohrmuscheln gefahren. "Heartland" dockt an und wir drücken die Kippe aus, um unsere Kehlen mit kaltem Gerstensaft zu fluten (Freunde, kein Becks an dieser Stelle. Die Plörre schmeckt wie Harnstein und erzeugt ebendiesen vermutlich auch.) Diese Nummer eignet sich nicht nur zum coolen anschleichen in Kombination mit verwegenem Augenzwinkern, sondern auch zum stilvollen Abgang, wenn ihr mit dem Anschleichen einen Korb gewinnt. Übrigens überzeugt Herr Lichtenstein auch mit hohen Tönen und wer denkt, "jetzt wäre ein Klavier fein", der bekommt es mit "Forgiven" auch. Lighter raus, mit solchen Nummern füllen AEROSMITH Stadien. Genau die richtige Portion Heart Rock - Hinterher aber bitte keine Ballade, damit das Feuer nicht schwächelt! "Turn On The Lighter" heißt tatsächlich der nächste Song, aber er schießt die Flammen aus der Feuerkanone. Dies ist mit Sicherheit der Gute-Laune-Hit, der am stärksten im Gedächtnis hängenbleiben wird. Diesen Rahmen verlässt "Honesty Is Yours" auch nicht, was Fans begrüßen dürften, die schnell wechselnden Stimmungslagen nichts abgewinnen können. Jetzt könnte rein theoretisch eine schwache Nummer unauffällig untergebracht werden, aber PASSWORD MONKEY beweisen ihre Trueness mit "The Red Lights" und dieses Liedchen semmelt einen über den Tresen - mit weit aufgerissenem Maul nimmt man nicht nur die Erdnussschälchen mit, sondern auch sämtliche überfüllte Aschenbecher. Das nennt man einen Rock-Kracher! Nicht immer nur pikiert mit dem Tuch die Rotwein-Flecken aus dem Schritt tupfen, sondern direkt mit Erdnussflips behafteten Zähnen durch die Schaufenster im Rotlichtbezirk brettern. Ich hätte 10$ gewettet, dass "Turn On The Lighter" das Highlight bleibt. Der achte Song namens "Demon" setzt ein und man merkt nach drei Sekunden, dass PASSWORD MONKEY ihren Fans was für´s Geld bieten. Nagelt mich nicht drauf fest und erwartet nicht, dass ihr meine Assoziationen unbedingt auch durchleben werdet, aber ein Fünkchen BRUCE DICKINSON meint man als Muse erkennen zu können. Das macht an dieser Stelle jetzt so viel Spaß, dass man fast Angst bekommt, die letzten beiden Songs könnten die positiv wahrgenommene Erfahrung trüben. "World Of Misery" montiert dem Rock aber die Rollen an, bevor die Zweifel wachsen können. Lahmarschigkeit scheinen die Herren nicht zu schätzen, gewohnt gekonnte Soli setzen ein - hier hätte ich mir wieder den Bass präsenter gewünscht. Was soll man sagen, die "Decisions" waren alle richtig - der letzte Song ist es auch. Nein, kein halbherziges Gähnkonzert wurde hintendran gesetzt, sondern die zweite bluesig gepuderte Fußwipp-Fräse. Wir schließen die Bude ab und verlassen mit williger Schönheit die Szene.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Hadrovic (26.11.2020)

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