MITOCHONDRIAL SUN - Sju pulsarer

Artikel-Bild
VÖ: 13.11.2020
Bandinfo: MITOCHONDRIAL SUN
Genre: Black Metal
Label: Argonauta Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Kein ganzes Jahr ist es her, dass Niklas Sundin, Ex-Gitarrist und -Songwriter von DARK TRANQUILLITY, mit seinem Soloprojekt MITOCHONDRIAL SUN und dessen Selftitled-Album debütierte und doch ist seither einiges passiert. Da wäre zum Einen natürlich der kurz darauf vollzogene Ausstieg bei ebenjener Band, um die eigene Kreativität auf andere Arten ausleben zu können, aber zum Anderen auch, und das ist mit dieser Entscheidung natürlich verknüpft, die Entstehung des zweiten Albums namens "Sju pulsarer", welches seinen abschließenden Worten auch gerecht wird, denn mit dem sphärisch-düsteren, experimentellen Elektro hat das 28-minütige Zweitwerk nur noch teilweise zu tun.

Auch wenn ich es zunächst selbst kaum glauben wollte: "Sju pulsarer" ist im Kern ein - wenn auch kein puristisches - Black-Metal-Album. Statt lebendigen Sounds, Field Recordings oder Streichern regieren arktische Eiseskälte und das einsame Gefühl, sich komplett auf sich alleine gestellt in einer Forschungsstation am Polarkreis zu befinden - ein großartiges Narrativ für die Fantasie, wie ich finde. War "Mitochondrial Sun" noch ein sehr vielschichtges Album, ist "Sju pulsarer" wesentlich kohärenter und setzt Experimente wie Piano ("Pulsar 6") oder elektronisch verzerrte Sprachpassagen als Vocalersatz ("Pulsar 3") bedachter ein, um die eisige Atmosphäre lediglich zu unterstützen aber keineswegs zu gefährden. Dabei ist es durchaus spannend zu hören, wie ein Künstler wie Niklas Sundin ein in seiner Karriere bisher noch unbeflecktes Genre wie den Black Metal für sich interpretiert, ihn zunächst auf das musikalische Epizentrum reduziert und dann mit Electronica à la CARBON BASED LIFEFORMS und Post-Metal-Nuancen erweitert, weil er damit eine Perspektive eröffnet, die sich angenehm abhebt. 

Manchmal denkt man auch an DARKSPACE, ja, doch abgesehen davon wird MITOCHONDRIAL SUNs Kosmos mit "Sju pulsarer" um eine autarke Dimension erweitert und es würde mich wahrlich nicht verwundern, wenn wir uns auf dem dritten Album plötzlich in einem verregneten tropischen Urwald wiederfinden und kurz darauf in der Ferne urzeitliche Wesen vernehmen würden. Deswegen bin ich mittlerweile zu der festen Überzeugung gelangt, dass die Trennung sowohl DARK TRANQUILLITY als auch Niklas Sundin selbst enorm geholfen hat, weil erstere auf "Moment" befreiter auftreten und letzterer sich voll und ganz auf seine kreative Vision und deren Umsetzung konzentrieren kann. "Sju pulsarer" jedenfalls ist ein Geheimtipp für die kalten Wintertage, lasst euch das gesagt sein.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (19.11.2020)

ANZEIGE
ANZEIGE