IRON MASK - Master Of Masters

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VÖ: 04.12.2020
Bandinfo: IRON MASK
Genre: Power Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

"...IRON MASK, die neoklassischen Power Metal-Master und einer der weltweit originellsten Acts..." Uiuiui, da gehen AFM Records auf dem Waschzettel zum neuen Album der Belgier ganz schön in die Vollen. Nimmt man die Promobrille ab, läßt sich konstatieren, daß IRON MASK seit 18 Jahren und auf nunmehr sieben Alben melodischen Euro Power Metal zocken, dabei aber nie zur ersten Reihe gehörten. Und daran wird sich auch mit der neuen Langrille nichts ändern.

Stilistisch hat sich das Dargebotene in den letzten fast zwei Dekaden so gut wie nichts geändert. "Master Of Masters" ist tief in den 2000er Jahren verwurzelt, als die Metal-Hörerschaft von einer regelrechten Welle gleichartiger Veröffentlichungen geradezu überrollt wurde. Ein wenig frischer ist der Sound der Eisernen Masken geworden, einen Hauch moderner. Ansonsten arbeitet man im Hause Petrossi strikt nach dem Motto: Never Change A Running System. Neuerungen sucht man auf der aktuellen Scheibe vergebens, wenn man von dem wiederholt stattgefundenen Wechsel am Mikrofon einmal absieht.

IRON MASK klingen anno 2020 vom Opener "Never Kiss The Ring" bis zum Rausschmeißer und Titelsong exakt so, wie man sie von den letzten sechs Alben her kennt. Leider tönt das Quartett dabei doch recht beliebig und ist von seiner besten Veröffentlichung "Shadow Of The Red Baron" aus dem Jahr 2009 dann doch meilenweit entfernt. Wirklich großartige Hits wie "Universe" und vor allem "Forever In The Dark" sucht man auf "Master Of Masters" leider vergebens.

Bereits im ersten Stück hat man permanent das Gefühl, dass IRON MASK unbedingt wie alte RHAPSODY klingen wollen, allerdings liegt diese Latte eindeutig zu hoch. "Tree Of The World" mit seinen folkloristischen Anleihen hat man so oder so ähnlich schon drölfzig mal gehört. Im weiteren Verlauf des Albums offenbaren sich vor allem zwei Schwächen. Zum einen ist das Songwriting häufig relativ unausgegoren, mehrere Stücke wirken nicht bis zu Ende auskomponiert. Und zum anderen kann der neue Fronter Mike Slembrouck die mit den Vorschusslorbeeren ("...der beste Sänger den die Band je hatte...") verbundenen hohen Erwartungen leider nicht erfüllen. Da sitzt längst nicht jeder Ton, und hin und wieder schmerzt es schon, wenn der Mann am Mikro wie in "Nothing Lasts Forever" doch teilweise ganz schön neben der Spur liegt.

Spaß machen IRON MASK in den meisten Refrains, die fast immer super arrangiert und auch sehr gut gesungen sind. Aber der Chorus allein macht halt noch keinen guten Song. Da fehlt oftmals einfach der letzte Schliff, das entscheidende Quäntchen Besonderheit und der Mut, mal einen Schritt aus der Comfort-Zone herauszutreten. So kann man "Master Of Masters" sicher an einem Stück durchhören, ohne die Skip-Taste betätigen zu müssen. Aber hängen bleibt danach leider nichts. Da ändert auch der Gastbeitrag von Sängerkollege Oliver Hartmann (der bei der Aufnahme irgendwie auch nicht seinen besten Tag hatte) in "Revolution Rise" nichts. Und "Neoclassical" ist ein Begriff, der dann doch eine Nummer zu groß ist, für diverse orchestrale Klänge aus der Konserve.

 

Fazit:

 

In einer Beurteilung würde man über "Master Of Masters" wahrscheinlich schreiben: "...sie bemühten sich redlich...". Ambitioniert ist der neue IRON MASK Longplayer ohne Frage, allerdings konnten die Ambitionen leider nicht in ein wirklich überzeugendes Ergebnis umgesetzt werden. Handwerklich (bei der Instrumentalfraktion) und produktionstechnisch ist sicher alles im grünen Bereich. Aber die Belgier schaffen es nicht, sich großartig vom Vorgänger "Diabolica" abzuheben. Unterm Strich bleibt also eine Veröffentlichung mit einigen guten Ansätzen, die aber leider zu keiner Zeit über den Durchschnitt hinaus punkten kann. Sorry IRON MASK, da hatte ich mir doch einiges mehr erhofft. 

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (16.12.2020)

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