ELLENDE - Triebe

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VÖ: 22.01.2021
Bandinfo: ELLENDE
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: AOP Records
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Lineup  |  Trackliste

Mit Trieben kennt man sich aus, in Österreich. Vornehmlich, wenn es um den Hang zu frostklirrenden extrem-metallischen Klängen geht, die gerne mit flirrenden Melodien, emotionalen Vocals und einer Portion Theatralik angereichert werden. Bisweilen neigt man in der Alpenrepublik auch zum Re- und Upcycling bereits geschriebener Titel, um den Backkatalog zu erweitern und bestehenden Songs neue Facetten einzuhauchen.

So kommen auch ELLENDE, eigentlich das Soloprojekt von Multiinstrumentalist L.G., der aber auch hier wieder Unterstützung von Schlagzeuger P.F. erhält, zu ihrer neuen EP „Triebe“. Die Titelliste ist inhaltlich deckungsgleich mit der 2014 erschienenen „Weltennacht“-EP (die der Rezensent sogleich zwecks Vergleichs aus seinem umfangreichen Plattenarchiv kramte) und unterscheidet sich auf den ersten Blick lediglich in der Reihenfolge der Songs und deren Spielzeit. Dennoch haben ELLENDE den bereits bekannten Titeln nicht nur deutlich mehr produktionsbedingte Härte untergeschoben, sondern auch die stimmungsvollen Arrangements weitaus vielschichtiger und detailgenauer ausgearbeitet. Im Verein mit der differenzierteren Produktion, fernab von breiigem Undergroundsound, gewinnen die durchwegs zwischen acht und elf Minuten spielenden Songs so noch etwas an Atmosphäre, könnten aber durchaus dem einen oder anderen nun zu bombastisch arrangiert erscheinen.

Wenn in „Triebe II“ das Blastbeat-Gewitter nach den melancholischen Klavierklängen losbricht und Streicher und turmhohe Gitarren einen monumentalen Unterbau für stimmbandzerfetzende Schreie bieten, dann wird der Hörer voll abgeholt. „Weltennacht“ kombiniert die rohe, stampfende Energie von Schwarzmetall in gemäßigterem Tempo, welches gelegentlich sogar eine etwas rockige Atmosphäre kreiert, mit fragilen, minimalistischen Passagen, was dem Titel im Zusammenspiel gar einen leicht balladesken Anstrich gibt. „Zwischen Sommer und Herbst“ lässt sich dafür wieder viel Zeit für stimmungsvolle Klänge und sanften Spannungsaufbau, der von melancholischen Cello-Klängen getragen wird und setzt auf sparsame Vocals, die sich gegen Ende hin mit singenden Gitarren kaskadenartig zum intensiven Finale hocharbeiten.

ELLENDE machen mit „Triebe“ eigentlich alles richtig. Sie hauchen bekannten Titeln ein neues Leben ein und bereichern die eigenen Kreationen mit neuen Facetten, die noch mehr Tiefe und Emotion im Hörer zu generieren vermögen. Wenn der Schwarztee schon neu aufgegossen wird, dann muss er auch angemessen heiß aufgebrüht und gut gewürzt sein – das ist bei „Triebe“ auch der Fall. Wenn etwas richtig gut ist, dann mundet es eben auch aufgewärmt noch vorzüglich.

 

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (22.01.2021)

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