TEMPLE OV WRATH - The Last Daze

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VÖ: 20.12.2020
Bandinfo: TEMPLE OV WRATH
Genre: Black Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Der deutsche Black-Metal-Underground hat einen neuen Player namens TEMPLE OV WRATH. Die Band aus Speyer wurde im Krisenjahr 2020 von den beiden Mitgliedern C und A [nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Textil-Fachhandel!] der Black/Doom-Kapelle PEST EMPIRE gegründet und verschreibt sich der reinen Lehre skandinavischer Teufelei. Einen ersten Eindruck der Marschrichtung des Startups vermittelt die Debüt-EP "The Last Daze", ein regulärer Langspieler befindet sich indes in Arbeit.

Das kompositorische Fundament TEMPLE OV WRATHs könnte man mit den Worten "Wut" und "Verzweiflung" umschreiben. In Riffs und Noten gefasst gipfelt der emotionale Nährboden in einem schwarzen Klangsumpf, der norwegische Grimmigkeit mit schwedischer Pfiffigkeit in Melodieführung und Sound verbindet und sich nicht in einem Durchgang erfassen lässt. Denn neben der charakteristischen Stimme von Fronter A zeigt sich in den Tracks von "The Last Daze" eine weitere Gemeinsamkeit mit PEST EMPIRE: das ausufernde Songwriting mit Hang zu langen Stücken jenseits der fünf-Minuten-Marke. "A Storm To Purify This World" tut es seinem Titel gleich und eröffnet mit wilder Raserei und Eiseskälte, oder anders formuliert: mit "Black Metal ohne Spielereien und Gefangene" [O-Ton der Band]. "The Last Daze On Earth" versteht sich als schwarze Elegie von erdrückender Bitterkeit und punktet mit seinem abwechslungsreichen, aber dennoch konsistenten Aufbau. Einem ähnlichen Ansatz folgt der Rausschmeißer und längste Track der EP, "Al-Masih Ad-Daddschal". In den Twists und Windungen dieser fast neunminütigen Nummer kann man sich regelrecht verlieren und entdeckt bei jedem Durchgang neue Feinheiten. Besonders eindrucksvoll sind dabei die ruhigen und eingekehrten Passagen, die in anderer Form schon auf der letzten PEST EMPIRE-EP bestens funktioniert haben. Allein das dezent doomige "Shaped By Violation" tut es sich über die gebotene Laufzeit etwas schwer und geht als einziger der vier Songs lediglich als "solide" durch.

Alles in allem ist "The Last Daze" jedoch eine reife Leistung - man hört einfach, dass TEMPLE OV WRATH ein geübtes Händchen im Komponieren haben und Emotionen nachfühlbar zu vertonen wissen. Die Ausrichtung mag eine andere sein, doch der schreiberische Grundcharakter PEST EMPIREs bleibt in gewisser Weise erhalten. Und das meine ich keinesfalls negativ - vielmehr konnten die Stärken besagter Band in adäquater Weise auf die Charakteristik und Spielart des hier klar fokussierten Black Metal transferiert werden. Damit stehen TEMPLE OV WRATH auf einem grundsoliden Fundament - und wenn es ihnen gelingt, sich darauf aufbauend natürlich weiterzuentwickeln...könnte der erste Longplayer womöglich eine große Nummer werden.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (04.02.2021)

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