BONFIRE - Roots

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VÖ: 26.02.2021
Bandinfo: BONFIRE
Genre: Hard Rock
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

4. Mai 1988... BONFIRE im Grazer Haus der Jugend (jetzt: Orpheum). Mein erstes Konzert mit verzerrten Gitarren. Irgendeine schweizerische Posergruppe im Vorprogramm und, heute unvorstellbar, alles vom Thrasher bis zur Nagelpflegerin anwesend. Das waren die Zeiten, in denen es, eigentlich wie heute wieder, so gut wie keine Konzerte bei uns in den Backwaters gab. Von anorektischer Figur und so heavy wie möglich bekleidet fiel Bob Deutschlandsberg 1 in die Landeshauptstadt ein und gönnte sich das einzige Bier des Abends. Als Schüler war man damals nicht wirklich liquid, es galt, das Erfrischungsgetränk so sparsam zu sich zu nehmen, dass die Wärme des Bierchens beim letzten Schluck mit der Umgebungstemperatur synchron ging. 

Dass man als Thrasher zu einem Poserkonzert geht, war wenige Monate später nahezu undenkbar, man war mehr und mehr mobil und in der Hauptstadt wurden die entsprechenden Konzerte dazu geliefert. Trotzdem haben BONFIRE und das Konzert damals eine kleine Ecke in meinem Musikherz besetzt, allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Zeitgleich hat der Verfasser dieses Albums noch dazu bei einem Preisausschreiben der "Neuen Zeit" (unvorstellbar heutzutags: eine Arbeitertageszeitung) das damals aktuelle Album "Fireworks" gewonnen, man war also auch vorbereitet und da ich meine ersten zarten Kontakte zur Rockmusik dereinst zu den SCORPIONS band, waren auch BONFIRE in Ordnung, irgendwie.

Seitdem hat die Band inklusiver ihrer Vorgängermusikerzusammenkunft CACUMEN 20 Studioalben veröffentlicht und wollte im vorigen Jahr den Dreher "Fistful Of Fire" gebührend vor tobendem Publikum feiern. Ging nicht, die Tour wurde aus bekannten Gründen gecancelled.

Doch die Ingolstädter haben beschlossen sich davon nicht unterkriegen zu lassen. Und so wurden Pläne für ein neues Projekt geschmiedet. Man ging im Sommer 2020 erneut in die „Flatliners Recording Studios“, um die Scheibe „Roots“ in Angriff zu nehmen. Es ist ein herausragendes "Almost Unplugged" Album entstanden, dass mit Interpretationen von 24 Tracks aus der eigenen Bandgeschichte aufwartet, die nun für die Ewigkeit auf Langrille festgehalten wurden. Von sehr jungen Balladen wie „When An Old Man Cries“ über alte Evergreens wie „You Make Me Feel“, alten Rock Hits wie „Ready 4 Reaction“ und "American Nights", aber auch angehenden Rock Hymnen „The Devil Made Me Do It“ ist wirklich aus jeder Phase der Band und für jeden Fan was dabei. Zudem enthalt der Silberling noch fünf Bonus Songs, die eigens auf Fanwunsch entstanden und im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne geschrieben und aufgenommen wurden. (so das Label - Anmerkung d. Red.)

Herausgekommen ist eine "almost unplugged"-Werkschau die bis ganz zurück in die BONFIRE-Karriere reicht. "almost unplugged" heißt hier, dass hier wohl die ganze Band am Mitmusizieren ist, die Gitarren aber in ihrer Akustikversion aufgenommen wurden. Das ist natürlich bei den härteren Stücken wie "American Nights" oder "Ready 4 Reaction" interessant. Ja, ich weiß, die stammen beide von "Fireworks" aber mein gusseisernes Herz hat sich danach nicht mehr allzu viel mit den Ingolstädtern beschäftigt. Was mich hier Wunder nimmt ist, dass man es mit diesem Album nicht geschafft hat, zumindest im Sog ihrer Hannoveraner Kollegen richtig groß zu werden. Stadionrocker wie die Vorgenannten hatten BONFIRE zuhauf und auch mit Balladen hatte man kein Problem. Hier wundere ich mich ein paar Jahrzehnte nachher schon, dass es nicht weiter nach oben ging. Andererseits weiß man wie das Musikgeschäft funktioniert: Glück muss man haben...

"Roots" ist eine solide Zusammenstellung von Songs in einer neuen Form quer durch alle Jahrzehnte, schön eingesungen durch den noch nicht allzu lange bei BONFIRE werkenden Sänger Alexx Stahl. Hier gibt es nix zu meckern, man bekommt was man erwartet. Songs, die im besten Fall die Sehnsucht nach den USA in den 80ern abbilden, damals war das heute Land gewordene Chaos noch eine Destination, von der man gerne träumt (bis man dann tatsächlich dort einige Zeit verbrachte... anderes Thema....)

Man darf sich also auf eine baldige Tour freuen um "Roots" und das eigentlich aktuelle Album "Fistful Of Fire" gebührend live zu feiern. Auf dass die aktuelle Seuche rasch ein Ende nimmt.



Ohne Bewertung
Autor: Christian Wiederwald (22.02.2021)

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