AVALAND - Theater Of Sorcery

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VÖ: 02.04.2021
Bandinfo: AVALAND
Genre: Symphonic Metal
Label: Rockshots Records
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Lineup  |  Trackliste

AVALAND erinnert bereits namentlich an das große Vorbild AVANTASIA und auch stilistisch knüpfen die Musiker um Adrien G. Gzagg an dieses Idol an. Gzagg sagte bereits selbst, dass er nach Covid plane, auf Konzerten mit einem ganzen Orchester aufzutreten, denn er versteht sein Projekt grundsätzlich eher als Metal-Oper, als Metalband. Wie erfolgreich dieses Konzept sein kann, haben ja bereits einige andere Projekte bewiesen. Thematisch schließt AVALAND an typische Fantasy-Romane an und entfaltet eine Story um einen Magierlehrling namens Adam Wilstorm, der aufgrund seiner Magie die Rettung des Königreiches Avaland sein könnte. Dabei machen die Texte allerdings weniger Ausflüge in das Lächerliche, wie zum Beispiel bei GLORYHAMMER. Die vielen Gastmusiker sorgen für die gewünschte orchestrale Atmosphäre und vor allem die Gesangsduette mit weiblichem Konterpart bleiben im Kopf. Dabei ist zu bemerken, dass AVALAND sich zwar auf das Orchestrale fokussieren, einige Songs aber auch eher wie ein Musical klingen.

Den Einstieg schafft das Stück "Theater Of Sorcery", welches durch die Namensgebung eigentlich schon sehr gut zusammenfasst, wie die Marschroute der Platte aussieht. Flächige Synthesizer, die sowohl die Gitarren doppeln, als auch eine orchestrale Atmosphäre schaffen und teilweise etwas an Bläser erinnern, zeichnen dieses Stück aus. Ansonsten markiert der Song einen gelungenen Beginn und schafft auch einem thematischen Rahmen durch die Lyrics.

Mit "Gypsum Flower" folgt ein Track, der eine völlig andere Richtung einschlägt und mit einem gewaltigen, Riff zu einem direkten Kopfnicker wird. Auch der Gesang entwickelt sich im Vergleich zum vorherigen Stück schnell weiter, was nicht zuletzt den Features zuzuschreiben ist. Dadurch bekommt man tatsächlich das Gefühl, einer opernhaften Erzählung beizuwohnen. Die Musik bleibt interessant und erzählt an und für sich schon eine Geschichte, die eben durch die sich abwechselnden Gesangsparts noch greifbarer wird. Trotz einer Lauflänge von über acht Minuten ein absolut packender Song, von dem es gerne mehr geben darf. 

"Let The Wind Blow" startet dagegen etwas poppiger, ja schon fast kitschig. Nicht zuletzt der Chor im Hintergrund und der klare Stilwechsel sind für dieses Gefühl verantwortlich. Dennoch geht der Song wirklich ins Ohr, auch wenn ihm das Prädikat Metal wirklich nicht beizumessen ist. Allerdings kann man AVALAND nicht absprechen, dass sie ihrem orchestralen Anspruch treu bleiben, denn in einem Musical(film) wäre dieses Stück exzellent aufgehoben. Ähnlich steht es auch um "Storyteller". Dieser Track nimmt zwar mehr Fahrt auf und lässt auch einen ordentlichen Basslauf hören, aber bleibt noch recht verhalten, der Spannungsbogen steigt allerdings merklich zum Ende des Songs hin. Es fällt auf, dass Gzaggs Idee eines Orchesters auf der Bühne nicht mehr nur eine Idee ist, sondern diese tatsächlich umgesetzt werden müsste, damit man das Konzept AVALANDs tatsächlich adäquat darstellen könnte. Auch die, sich in allen Belangen an die vorherigen Songs anschließenden, Stücke "Escape To Paradise" und "Holy Kingdom of Fools" unterstreichen das. Es gibt einfach zu vile Instrumente, als dass man diese mit einer vierköpfigen Band glaubhaft spielen könnte und sicherlich würden richtige Streicher den Songs noch eine weitere Ebene geben, die allein mit Synthesizern schwer herzustellen ist. 

"Never Let Me Walk Alone" bleibt sowohl musikalisch, als auch thematisch den vorangegangenen Tracks treu, jedoch tritt hier ein Duett mit der Sängerin Madie auf, welches wirklich gut gelungen ist, obschon man hier den Fokus ganz klar auf den Gesang gelegt hat und die musikalische Ebene während der Gesangsparts recht eintönig bleibt. Doch dies ist nicht der einzige Song mit weiblicher Begleitung, auch das melancholische Stück "I'll Be Ready For Your Love" bedient sich dem Kontrast aus männlicher und weiblicher Stimme. Dabei ist dieses Duett, gerade zum Ende hin vielleicht noch besser und gefühlvoller als das aus "Never Let Me Walk Alone". 

"War Of Minds" nimmt als vorletztes Stück der Platte wieder ein bisschen Tempo auf, damit die melancholische Stimmung die HörerInnen nicht aus dem Album entlässt. Hier klingt auch der Gesang etwas aggressiver, um dem Titel des Songs gerecht zu werden, die Gitarren dürfen sich ebenso nochmal beweisen. "Rise From The Ashes" markiert dann das Ende der Platte. Wie es sich für eine Oper gehört, verbeugt sich ein jeder Musiker, der an diesem Werk beteiligt war und bekommt nochmal seine verdiente Bühne. Ein an sich schönes Konzept, alle nochmal in einem Stück zu vereinen und es passt tatsächlich sehr gut. Gerade der Refrain, indem alle Sänger vereint erklingen sorgt fast für Gänsehaut und auch die musikalische Untermalung steht dem in nichts nach. 

AVALAND erfinden also das Rad nicht neu, wenngleich eine Sanierung des Genres auch schwierig zu machen ist, denn es gibt wohl kaum ein Instrument, welches man nicht schon gehört hätte und noch größer können die Orchester auf der Bühne kaum werden. Dennoch ist dieses Album durchaus gelungen und wird den eigenen Ansprüchen absolut gerecht. Man kann sich wirklich nur schwer gegen die Melodien wehren und muss zwangsläufig irgendwann mitwippen. Allerdings weist die Platte gerade zum Ende hin einige Längen auf und auch die verschiedenen Gesangsstimmen können dem nur wenig entgegensetzen, denn stilistisch bewegen sich AVALAND, bis auf einige Ausnahmen, kaum aus ihrer Komfortzone. Doch zu Beginn lässt man sich schnell packen und gerade live wird dieser Effekt vermutlich noch stärker zu spüren sein. 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Joel Feldkamp (04.04.2021)

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