SLAVES TO FASHION - The History Of Heavy Metal

Artikel-Bild
VÖ: 13.02.2021
Bandinfo: SLAVES TO FASHION
Genre: Metal
Label: Fish Farm Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Wir Musikschreiberlinge schwadronieren ja gerne mal über eine akustische Zeitreise, wenn uns wieder einmal ein Album über den Weg läuft, das uns an unsere wunderbaren Anfangstage erinnert, als wir mit unserer Lieblingsmusik in Berührung kamen. Diese Reisen sind üblicherweise ein Oneway-Ticket, das uns ein angenehmes Gefühl gibt (manchmal mehr, manchmal weniger) und dann ist auch schon wieder Schicht im Schacht.

Bei dieser Band mit dem sonderbaren Namen SLAVES TO FASHION verhält sich die Geschichte allerdings völlig anders: Sie nehmen uns auf ihrer aktuellen Scheibe "The History Of Heavy Metal" tatsächlich mit auf eine geschichtsträchtige Reise, welche die 40-järige Entwicklung unserer Lieblingsmusik von den Anfangstagen bis heute beleuchtet! Klingt außergewöhnlich? Ist es auch!

Die Reise startet im Jahr 1970 und wüßte man es nicht besser, könnte man schwören, daß Ritchie Blackmore auf dieser Aufnahme höchstpersönlich bei den Erfindern des Heavy Metal (die Rede ist selbstverständlich von BLACK SABBATH) ein Vorstellungsgespräch hatte. Beim folgenden "The Priest Of Maidenhead" dürft ihr genau einmal raten, welche Bands für die Komposition Pate standen. Über den melodischen AOR-Kracher "Sex, Drugs & Rock'n'Roll", wie er in den 1980er Jahren nicht authentischer hätte sein können, reisen wir direkt an die Bay Area. Nicht nur METALLICA würden heute für die hier gespielten Riffs töten. Haben wir es wirklich noch mit derselben Band zu tun, die uns gerade noch den Blackmore gemacht hat? Verdammt, ja!

Tharshig, aber mit dunkelschwarzer Note, bleibt es mit "Expressions Of Extremity", ein großartiger Song, der sich in knapp acht Minuten zu einem echten Monster entwickelt. Damit bewegen wir uns allmählich in Richtung der 1990er Jahre und auch beim Titel "Garden Of Chains" muß man nicht lange raten, welche Stunde es geschlagen hat. Es grunged ganz gewaltig und der Schreiber dieser Zeilen fühlt sich in die musikalisch zwar durchwachsensten aber in der eigenen Entwicklung spannendsten Jahre seines Lebens zurückversetzt.

Was wären SLAVES TO FASHION für eine Progressive Rock/Metal Band, wenn sie diesem Genre nicht einen ganz speziellen Ehrenplatz eingeräumt hätten? Das 13-minütige "The Evergrowing Tree" nimmt diesen Platz würdig ein, jazzig, episch, frickelig, von (nona!) PURCUPINE TREE bis (eh klar!) DREAM THEATER und (öha!) alten OPETH breitet dieser Track die volle Palette progressiver Schaffenskunst aus. Und so nebenbei gibts auch noch einflüsse von SYSTEM OF A DOWN - es ist unschwer zu erkennen: Dieser Song ist zugleich auch der Herausforderndste auf diesem Album.

"The Power Of Metal" läutet die Schlußviertelstunde ein und auch bei meinem erklärten Lieblingsgenre bleiben die Norweger ihrem Konzept treu. Es mag vielleicht nicht der aufregendste Power Metal Song sein, aber vom Spinett über die ratternde Doublebass bis hin zum Chorgesang ist hier alles dabei was dem geneigten Fan Einhorn-Kompatibler Musikwerke feuchte Äuglein bereitet. Überhaupt ist das mit Erwartungshaltungen ja so eine Sache - also geht man kein Risiko ein und läßt anschließend bei "The NU Wine" einfach mal KORN auf LINKIN PARK prallen. Selbstverständlich auf radiotauglich exakt getimeten 3:07 Minuten. Damit sind wir auch schon im Hier und Jetzt gelandet - "Too Close (To See Clearly)" spannt den Bogen zum modernen Alternative Metal und schafft das Kunststück, in diesem ebenfalls nicht allzu langen Stück auch noch Zitate von Symphonic- und Folk Metal unterzubringen. Und - verdammt sind das etwa BABYMETAL!?

Nach einer knappen Stunde sind wir am Ende des Heavy Metal Geschichtsunterrichts angelangt und noch nie zuvor hat der Spruch so sehr gestimmt: Hier ist wirklich für jeden etwas dabei! SLAVES TO FASHION schaffen es, bei ausnahmslos jedem Song dieser höchst unterschiedlichen Genres glaubwürdig und authentisch zu sein. Da wirkt nichts erzwungen oder aufgesetzt und man merkt speziell im letzten Song, wie unglaublich viel Spaß diese Jungs bei der Aufnahme gehabt haben müssen. Ein ganz unglaublich fantastisches Album!

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: adl (22.02.2021)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE