THE HIRSCH EFFEKT - Gregær

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VÖ: 26.03.2021
Bandinfo: THE HIRSCH EFFEKT
Genre: Progressive Hardrock
Label: Long Branch Records
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Lineup  |  Trackliste

Dass THE HIRSCH EFFEKT gerne mal über Genregrenzen hinwegschauen, ist bekannt – es gibt kaum eine Band, die so viele verschiedene Stile und Einflüsse verwursten kann, und am Ende kommt etwas heraus, das nach THE HIRSCH EFFEKT und nur nach THE HIRSCH EFFEKT klingt. Also war es auch keine Überraschung, dass sich das deutsche Trio für eine EP die Unterstützung von einem kleinen, aber feinen Orchester holte und auch mal das Klassik-Gaspedal durchdrückte.

Auf „Gregær” sind drei bereits bekannte Songs („Natans“ von der 2017er Scheibe „Eskapist“, „Domstol“ und „Kollaps“ vom 2020er „Kollaps“) vertreten, sowie als Titelsong ein eigens neu aufgenommener Song. Und wie bei vielen THE HIRSCH EFFEKT Songs ist der Titel allein schon mal eine tiefere Recherche wert („gregäres“ Verhalten laut Wikipedia: „das Zusammenkommen von Organismen, die ansonsten allein leben“, quasi der Anti-Lockdown… wieder mal was dazugelernt!).

Der Einfluss des neu dazugekommenen Orchesters auf die bekannten Songs ist unterschiedlich und reicht von einer sanften Unterstützung bis hin zu einem neuen Klangbild. Gerade bei „Natans“ und „Domstol“ ist der Neuigkeitsgrad eher gering, da die Songs schon in den Originalfassungen sehr abwechslungsreich und verspielt waren. Und der Schrägheits-Anteil war auch schon von vornherein hoch, also sind ein paar zusätzliche Chöre und Percussions jetzt nicht gerade ein großer Überraschungsfaktor.

Anders sieht es bei „Kollaps“ und dem Titelsong aus: Hier bringen die 17 Zusatzmusiker noch einiges an Effekten ins Spiel, vor allem „Kollaps“ gewinnt im Vergleich zur Referenzversion deutlich, wenn aus dem Song durch Blechbläser, Chöre und Synths ein Düsterjazz-Kracher á la BOHREN UND DER CLUB OF GORE wird – mit dem Zusatzbonus, dass hier die Lyrics das Ganze noch unterstreichen („Wen schmerzt denn schon / Das bisschen Menschenfresserei?“). Und „Gregær” ist dann ein klassischer THE HIRSCH EFFEKT Song, der mit seinen hektischen Wechseln und den Turbopunk-Einschüben eher an die „Holon“-Trilogie erinnert als an die letzten, eher metallisch orientierten Scheiben. Auch hier gibt das Orchester den kleinen Schuss extra Schärfe dazu, das den Song von feinem auf geniales Level hievt.

Ein spannendes Album also, wie wir es ja von THE HIRSCH EFFEKT gewöhnt sind, das neues Licht auf alte Songs wirft und schon mal die Vorfreude auf ein komplettes Album steigert.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Luka (19.03.2021)

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