EVANESCENCE - The Bitter Truth
Bandinfo: EVANESCENCE
Genre: Nu Metal
Label: SMI/COLUMBIA (Sony Music)
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Lineup | Trackliste
Auch wenn das letzte "richtige" Album schon einige Jährchen her ist, waren EVANESCENCE und damit verbunden auch Fronterin Amy Lee ja nie so richtig weg vom Radar der Musiklandschaft. Ob bei Live-Auftritten, Konzerten und Festivals über das "Synthesis"-Album (Review hier) oder auch vereinzelten Singles von Amy Lee (z.B."Speak To Me") und anderen musikalischen Leckerbissen (u.a. Gastauftritte HALESTORM, LINDSEY STIRLING,...) war der Bandname irgendwie immer (wieder) da und mehr oder weniger präsent. Wahrscheinlich hat nicht mehr jeder daran geglaubt, aber zehn Jahre nach dem letzten Album ist nun "The Bitter Truth" draußen, das auf zwölf Songs Eindrücke aus zehn Lebenserfahrungsjahren bündelt. Zwölf Tracks, die bereit sind, genauer seziert zu werden.
Prinzipiell könnte man dieses Review mit den Worten "Wo EVANESCENCE drauf steht, ist auch EVANESCENCE drin" beginnen und direkt wieder beenden. Denn genau dies ist der Grundkonsens auf der Scheibe. "The Bitter Truth" legt den Fokus wie gehabt auf eine rockige, gitarrenlastige Hauptnote und den ausdrucksstarken, oftmals melancholisch-kraftvollen Gesang von Amy Lee, weiterhin durchsetzt von dem ein oder anderen Synth-Sound und einem leichten Hang zur Balladenlastigkeit. (Wobei man sich in diesem Bereich doch auch zurück genommen hat.) Es wird also definitiv auf Altbekanntes gesetzt und auf neue Strukturen weitgehend verzichtet. Was hier aber eine sichere Bank ist, kann mitunter auch zu einem Kritikpunkt abrutschen, wenn sich Songs zu sehr ähneln oder der Track-Aufbau eher belanglos und wenig spannungsgeladen dahin plätschert. Dass EVANESCENCE dies allerdings meist gekonnt zu verhindern wissen, beweist sich auch auf diesem Album.
Zuerst beginnt die Scheibe aber durchaus stark nach einem verspielten und stimmungsvollen Intro, wenn "Broken Pieces Shine" richtiggehend mit einem Knall einsetzt und ganz gut Zunder vorlegt. "The Game Is Over" kann auch durch einen starken Refrain noch überzeugen. Dies zählt ohnehin seit jeher zu einer der oben genannten Stärken von EVANESCENCE: einen Song eher dezent und wenig verziert zu beginnen und in der Entwicklung kaum voran zu schreiten, ehe der Refrain dann regelrecht explodiert. Von diesem Strickmuster - Amy Lees Stimme bietet sich für derlei tonale Eskapaden ja geradezu an - gibt es auf "The Bitter Truth" wenig überraschend einen ganzen musikalischen Blumenstrauß voll, sodass ein anfänglich etwas zierlos anmutender Track dann doch noch um einiges aufgehübscht wird (und den ein oder anderen Song dann doch aus der befürchteten Belanglosigkeit rettet). Zudem erwähnenswert auch "Use My Voice", das nicht nur durch seine Botschaft und das dazu gehörige Video als eine der Auskoppelungen dem Album vorsteht, sondern durchaus ein Highlight darstellt.
Die Songs auf "The Bitter Truth" funktionieren alle eigenständig, sind im Aufbau solide und unterhalten durchwegs, erreichen aber nicht immer den Zug und Spannungsbogen, der bei insgesamt zwölf Songs dann doch vonnöten ist, um am Ball zu bleiben und das Album von Anfang bis Ende durchzufeiern. "The Bitter Truth" ist dennoch ein schönes und solides Machwerk, genau so, wie es EVANESCENCE-Fans gefallen wird. Und unbestritten: Falls, nein WENN, es wieder Live-Konzerte geben wird, werden ein Gutteil der Tracks durch die Power der Band und die Stimme von Amy Lee die ein oder andere Konzerthütte abreißen.