PLASMODIUM - Towers Of Silence

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VÖ: 30.04.2021
Bandinfo: PLASMODIUM
Genre: Black / Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Schwermetallische Standpauken - Teil III
(...über die Fallstricke populärer Castingshows)

Castingshows erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit - und obwohl ein jeder weiß, dass diese Formate niemandem außer dem bornierten Solariumhelden am Jurorenpult oder womöglich dem ausstrahlenden Sender etwas nützen, haben die tapferen Australier von PLASMODIUM versucht, ihr Zweitwerk "Towers Of Silence" auf diesem Wege einem breiteren Publikum begreifbar zu machen. Der nachfolgende, selbstredend frei erfundene Tatsachenbericht dokumentiert ihren Leidensweg auf der popkulturellen Schlachtbank und einen Bruchteil der schmutzigen Wahrheit über ein TV-Format, das aus gutem Grund von niemandem beachtet werden sollte.

Die Protagonisten spielen nach eigenen Angaben kosmisch-psychedelischen Black / Death Metal und erfordern ein Publikum, das auf diesem Gebiet erfahren und - möglicherweise aufgrund erwünschter neuronaler Fehlpolungen im Bereich des präfrontalen Cortex und im Innenohr - dafür hinreichend empfänglich ist. Die Moderatorin und Jurorin - eine hagere, aufdringlich arrogante Personalie mit ergrauend blondem Haar, die ihre besten Jahre erkennbar hinter sich hat und den Verlust ihrer Jugend durch die Verpflichtung einer zwanzigjährigen Libido-Fachkraft zu kompensieren sucht - schien für diesen Job gerade qualifiziert. So dachten zumindest die aufstrebenden Australier, die im Vorfeld ihres dreiminütigen Gamechanger-Gigs ein acht mal acht Meter großes Banner mit einem wunderschönen Adam Burke-Kunstwerk hissten. Das Artwork, das die inflationäre Redundanz des Motivs "Totenschädel" aus dem Stand verpuffen lässt, lässt Juror Dagon - seines Zeichens Träger dreier Doktortitel in kosmischer Schwarzmalerei - den Sabber aus der Futterluke rinnen. Zutiefst beeindruckt und sichtlich neiderfüllt denkt sich der Großmeister dissonanter Hypnoseklänge: "Scheiße, Regenbogen-Tränen! Und mein letztes Artwork illustrierte nur stellaren Durchfall!"

Als PLASMODIUM schlussendlich "Churning" anstimmen und drauf los knüppeln, als gäbe es kein Morgen, verziehen alle drei Juroren verstört ihre Mienen. Klingt das wirklich so, als würden psychotische Hyänen MOTÖRHEADs "Overkill" malträtieren und in einer stümperhaft überdrehten Bad-Taste-Version darbieten? Als den Aussies dämmert, dass sie mit dieser Nummer nicht punkten können, wechseln sie zu "Translucinophobia" und marodieren, als gäbe es kein Morgen - die Gesichtsausdrücke sind erneut unbezahlbar. Woran denkt das überrumpelte, dreiköpfige Expertengremium in diesem Moment? An Dick-Dipping im Marmeladenglas, Hirnbrei auslöffeln im Krematoriums-Wartezimmer oder doch den berüchtigten Gummistiefel-Langlauf im Wattenmeer? "Hat einer von euch Dünnschiss?!" fragt Dagon trocken. "Es klingt zumindest danach." Als auch dieser Versuch in die Binsen zu gehen droht, setzt das Ensemble schließlich - eine halbe Minute vor Ende ihrer Spielzeit - mit einem dreißigsekündigen Best-Of-Auszug aus "Vertexginous" alles auf eine Karte... und atmosphärisiert drauf los, als gäbe es kein Morgen. Juror Erik Danielsson, der in seiner Funktion als antikosmischer Hohepriester nur wenig von kosmischem Hokuspokus versteht, sucht zunächst den bestätigenden Blickkontakt mit seinem hierauf spezialisierten Nachbarn Dagon und resümiert anschließend rechtskräftig: "Leute, das hier ist orientierungsloses Gekloppe ohne Sinn und Verstand... mit dem musikalischen Gehalt einer Currywurst!"

"Apropos Currywurst - eure drei Minuten sind um und ich hab' Kohldampf!", führt Dagon den Gedanken seines Vorredners fort. Als die blonde Moderatorin die Vorführung schließlich mit einem schadenfrohen "drei mal nein - heute habe ich leider keinen Schädel für euch!" schließt, wirken PLASMODIUM geknickt. Denn obwohl sie das wahrscheinlich ansprechendste Extreme-Artwork des bisherigen Jahres präsentieren, werden die Aussies einstimmig als dürftige Komponisten abgestempelt und kassieren neben drei fetten Absagen obendrein den Menderes-Award für mediale Ressourcenverschwendung ein. Doch davon lassen sich PLASMODIUM nicht unterkriegen...und während vereinzelte Juroren darüber sinnieren, die Branche zu wechseln, denken die Macher von "Towers Of Silence" schon längst an einen Nachfolger.


Noch mehr schwermetallische Standpauken gibt's hier:

Teil I - aus dem Ausbildungscamp für schwarzmetallische Rabauken

Teil II - über die Lebensstrafe eines metallischen TÜV-Inspektors

Teil IV - ...the Ausbildungscamp für schwarzmetallische Rabauken strikes back



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (28.04.2021)

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