MINAS MORGUL - Heimkehr

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VÖ: 23.04.2021
Bandinfo: MINAS MORGUL
Genre: Black Metal
Label: Trollzorn Records / Soulfood
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Lineup  |  Trackliste

Noch vor wenigen Wochen bestand eine gänzlich andere Idee, wie ich diese Rezension zu MINAS MORGULs "Heimkehr", dem Nachfolger des ziemlich guten "Kult" (2017), einleiten würde, doch kam es kürzlich, „aufgrund von Differenzen, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machten“, zu einer größeren Personalrochade, bei der sich die beiden Gründungsmitglieder Berserk und Saule „von einigen Mitgliedern“ (Robse Dahn, Jen und Janko Jentsch mussten gehen) trennten und nicht zum ersten Mal in der langjährigen Geschichte der Band Fragen aufwarfen. Eine besonders brennende dürfte derweil lauten, wie man ein Werk bewerten soll, das in einer offensichtlich zerrütteten Konstellation entstanden ist und dessen Veröffentlichung u.A. deshalb verschoben wurde, weil es von vielen Seiten Kritik an Mix und Mastering gab - nach einer "Heimkehr" im eigentlichen Sinne hört sich all das jedenfalls nicht an.

Stilistisch betrachtet hingegen hat der Albumtitel zweifelsohne seine Berechtigung, denn man orientiert sich in den zehn Songs inkl. dem orchestralen Intro von René Berthiaume (EQUILIBRIUM) spürbar an den Alben bis einschließlich "Ära" - mit einigen Stärken, leider aber auch einigen Schwächen. An den ursprünglichen, später dann überarbeiteten Sound beispielsweise kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, so mies war dieser. Doch auch das finale Ergebnis bereitet mir manchmal ungeahnte Schmerzen, wegen denen ich schon besagtem "Ära" frühzeitig abschwören musste. Es mag durchaus sein, dass "Kult" einigen zu glatt klang, aber auf "Heimkehr" verfällt man in alte Muster um derbe Übersteuerung, matschig-platte Drums und die nervtötend-lärmende Leadgitarre, die so etwas wie Genuss nahezu unmöglich machen.

Das ist insbesondere deshalb bedauerlich, weil "Heimkehr" im Kern ein gutes Album mit guten Songs ist und sich die Probleme im Hintergrund kaum anmerken lässt. Nach dem etwas stereotypen Titeltrack im Stile eines Pagan-Black-Anthems mit oft bemühten Phrasen à la „Wir sind zurück!“ geht es mit einprägsam-epischen Melodien, gewitterndem Schlagwerk und wütendem Gebelle Stück für Stück bergauf und man erreicht mit "Weltenfall" zwischenzeitlich sogar den Gipfel dessen, ehe das "Totenschiff", "Väterchen Frost" und "Dein Erwachen" im Vergleich ganz leicht abbauen, trotz allem aber nicht als Ausfälle bezeichnet werden können.

Um "Heimkehr" also abschließend einzuordnen, muss ich mich gar nicht allzu lange mit mir selbst beraten: Musikalisch größtenteils stark, muss es aufgrund des Klanges leider Abzüge hinnehmen, die eigentlich nicht sein müssten. Wenn das wenigstens nur mir so ginge, würde ich das wohlwollend auf meinen vermeintlich kruden Geschmack zurückführen, doch die Überarbeitung wurde ja wohl auch schon nicht wegen einem einzelnen Hansel wie mir vorgenommen, sondern weil es üppig Kritik hagelte. Besser geworden ist es tatsächlich, ja, aber dass das vorliegende Resultat überhaupt in diese Kategorie verfrachtet wird, zeigt schon, dass man nicht erwarten sollte, dass MINAS MORGUL in diesem Leben noch ein glücklicheres Händchen dafür entwickeln werden.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (19.04.2021)

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