GILBY CLARKE - The Gospel Truth

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VÖ: 23.04.2021
Bandinfo: GILBY CLARKE
Genre: Rock
Label: GOLDEN ROBOT
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Lineup  |  Trackliste

Corona treibt viele dazu, ein Album aufzunehmen. Manche tun es nach fast 20 Jahren, so wie Gilby Clarke mit seinem „The Gospel Truth“. Der Name des Interpreten kommt euch bekannt vor? Richtig, ist er auch. Gilby Clarke war mal an der Gitarre bei GUNS N‘ ROSES. Kein Wunder also, dass er in der Branche bekannt ist und er es daher leicht schafft, bekannte Namen auf sein Album zu packen. So lesen wir, dass Nikki Sixx am Bass spielt, und das Schlagzeug mal von John Mellencamp und dann wieder von Kenny Aronoff (CHICKENFOOT) bedient wird, aber auch Stephen Perkins (JANE’S ADDICTION etc.) trommelt mit.

Als Mann der alten Schule und des 80er Rock hat Gilby Clarke – so wie viele andere auch – seine Wurzeln in den 60ern und 70ern und beim erdigen Rock bzw. Blues Rock. Das hört man auf seinem neuen Album. Dominierend ist hier natürlich sein Gitarrenspiel mit den cleanen und easy gespielten Riffs und immer wieder auftauchenden Hooks, sowie schön abgestimmten Soli, wobei er aber auch als Sänger keine schlechte Figur macht.
Wenn man so eine Nummer wie Nikki Sixx am Bass hat, ist klar, dass viele Songs auch bassdominiert sind, und nicht nur die Gitarre den Ton angibt. Das ist nun mal bei Nikki so. Weiters kommen aber auch die Background-Sänger nicht zu kurz. Von Kirchenchor (Gospel) über normale Backing-Vocals ist hier alles vertreten. Als nächstes Erwähnenswertes: das Piano. Viele Songs die bluesig sind, oder den Rock’n’Roll leben, haben das Tasteninstrument als wichtige Begleitung und Unterstützung.

„The Gospel Truth“ ist ein Album, das ohne viel Firlefanz und Schnick-Schnack auskommt. Es lebt vom Songwriting und vom Reduzieren des musikalischen Brimboriums auf das Wesentliche. So entsteht ein Album, das für die Fans der ursprünglichen, erdigen Rockmusik ein Schmankerl ist. Einen Hang für Gospel-Musik sollte man auch haben, wenn man sich dieses Album besorgt.
Genau das, was das Album so ursprünglich macht, nämlich seine Klarheit und Einfachheit wird ihm in meinen Augen aber nach den 10 Songs dann doch zum Verhängnis. Es ist nämlich überwiegend einfacher Rock, teilweise recht langsam und gemächlich und daher an so mancher Stelle recht zäh. Irgendwie horcht man sich schnell durch und ein zweites Mal und ein drittes Mal. Dann stechen leider nur wenige Songs hervor, die anderen sind recht austauschbar und bleiben nicht in Erinnerung.

Der Opener „The Gospel Truth“ ist eine der besten Nummern auf dem Album, weil hier kommt Vielseitigkeit und ein breit angelegtes Songwriting zum Einsatz, das eine Bigband und den schon erwähnten Gospel-Chor einsetzt (No-na, bei dem Titel). Die Nummer ist bluesig angehaucht aber gleichzeitig hat sie Groove, dazu singt Gilby ziemlich funky. Also ein echt überzeugendes Teil mit Pep und Aufmerksamkeit weckenden Rock-Stil.

Andere Songs klingen nach Freiheit, endlosen Straßen, Bikes und viel Whiskey in den Biker Bars. Das klingt nach dem Standard-amerikanischen Rocker Leben, das unsereins nicht so gut nachvollziehen kann. Für diese Kneipen, ein Bier und den Billard-Tisch ist das Album gemacht. Songs dazu sind „Rock’n’Roll Is Getting Louder“ oder „Violation“ mit dem tollen Rock-Piano. „Violation“ hat aber nicht nur lässige Tastenklänge, sondern auch lässige Vocals, und einen Rhythmus, der hängen bleibt. Das Piano gefällt hier wirklich gut und passt gut rein. Der Chor auch. Violation gehört zu den TOP 3 Songs vom Album. Das lässige Rock Gitarren Solo verpasst dem Stück das Sahnehäubchen. Ähnlich gut drauf „The Ending“ und „Dangerous Sin“. Nicht so groovig und ohne Piano, aber in Summe ein lässiges Teil. All diese Songs sind im zweiten Teil des Albums. Hier setzt Gilby doch mehr auf die beschwingteren Sachen. Leider zieht „Rusted’n’Busted“ da nicht so mit. Es hat zwar einen Mitklatsch und –stampf Teil, aber es ist wieder zäher.

Wer denkt, er hört GUNS N‘ ROSES, der wird hier nicht viel finden. Weil neben den vorher genannten Bar-Rock-Songs, gibt es leider einige zähe Stücke, die einen gar nicht vom Hocker reißen. „Wayfarer“ zum Beispiel: ein wenig Fingerschnippen, Hammondorgel, grooviger old-school Rock mit .Schunkelrhythmus – puuhh - das ist irgendwie Disco und 50er. Recht einfach gemacht „Tightwad“. Das ist was für ne kleine Party, mit eingängigem Rhythmus, easy gehalten und mit knackigem Riff. Sehr zum Schnarchen: „Wise Old Timer“, einerseits nett, aber es zieht sich dahin.
Ich hab den Eindruck, bei den meisten Songs braucht man ne ordentliche Portion Whiskey intus, damit die ziehen.

Zum Abschluss noch mal Drums, Stampf-Klatsch-Party Rhythmus. „She Won‘t Fight Fair“ haut noch mal rein und versucht zu überzeugen. Gelingt zum Teil, aber die anderen trägen Sachen sind noch zu gut in Erinnerung. Da hilft auch der flotte-lockere Rhythmus nicht mehr so recht, um mich vollauf von diesem Album zu überzeugen.
Ich hätte mir von ihm mehr bzw. mehr Biss erwartet. Das Album zündet leider nicht.

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (28.05.2021)

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