DESASTER - Churches Without Saints
Bandinfo: DESASTER
Genre: Black / Thrash Metal
Label: Metal Blade Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup | Trackliste
Dinge, die ich niemals erwartet hätte - Teil X: Dass DESASTER für eines ihrer Alben mal ein modernes, dem Zeitgeist entsprechendes Artwork verwenden würden. 33 Jahre nach der Gründung ist es dann tatsächlich passiert: DESASTER verwenden für ihr neues Album "Churches Without Saints" ein modernes, dem Zeitgeist entsprechendes Artwork. Einfach so. Was auch immer die Koblenzer dazu bewegt haben mag - selbst Wochen nach der Ankündigung ist diese Art der Präsentation für den teutonischen Blackened-Thrash-Kult immer noch ungewohnt, ja, auf unangenehme Weise beliebig-kitschig. „Don't judge a book by its cover“, heißt es ja im Volksmund, was definitiv auch auf "Churches Without Saints" zutrifft, doch gemessen an der bisherigen Motivauswahl lässt sich zumindest diese Entscheidung von außen nur mit größter Mühe nachvollziehen.
Immerhin, und das schimmerte bereits kurz durch, hat das nullkommagarkeinen stilistischen Einfluss auf das Neuntwerk der Pfälzer, die bereits zum Auftakt mit angeschwärztem Speed ("Learn To Love The Void") und Thrash ("Failing Trinity") sämtliche Restzweifel ausräumen. Ob "Churches Without Saints" nun das vielseitigste DESASTER Album seit längerem ist, kann und will ich nicht mit hundertprozentiger Überzeugung konstatieren, aber eine ordentliche Bandbreite ist beispielsweise mit NWOBHM-Einflüssen ("Exile Is Imminent"), Epic-Doom-Versatzstücken (im Titeltrack und "Endless Awakening") und röhrendem MOTÖRHEAD-Worshipping ("Hellputa"), die sich gut mit dem pechschwarzen Geballer in "Sadistic Salvation" und "Primordial Obscurity" ergänzen, durchaus gegeben.
Auch beim Klang hat man sich nicht von der Neuzeit dazu überreden lassen, vielleicht doch das ein oder andere Experiment einzugehen. "Churches Without Saints" klingt mir persönlich zwar ein wenig zu trocken, einen gewissen analogen Charme kann ich allerdings trotzdem nicht leugnen. Davon abgesehen kommt dadurch auch die brodelnde rohe Energie, mit der DESASTER aufgeladen sind, hervorragend zur Geltung.
Nach fünf Jahren ohne Studioalbum hätte die Rückkehr ja regelrecht dramatisch ausfallen können, doch DESASTER sind ihrer Linie, dass sie kein schlechtes Album veröffentlichen können, immer noch treu ergeben. "Churches Without Saints" mag nicht ihr bester Output sein und dazu auch noch von einem mindestens streitbaren Artwork geziert oder gezeichnet sein - sucht es euch aus -, doch enttäuscht wird man schlussendlich auch nicht. Inmitten all der überproduzierten und perfektionierten Platten sind DESASTER mit ihrem prähistorischen Inferno zweifelsohne eine willkommene Abwechslung.